Die »DGPPN« (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) will, dass Elektroschocks (EKT) wieder zwangsweise verabreicht werden dürfen. In ihrer aktuellen Richtlinie zur Psychiatriepolitik plädiert die »WHO« dagegen für den Verzicht auf jeglichen Zwang in der Psychiatrie. Peter Lehmann informiert in seinem Beitrag »WHO versus DGPPN: Neue WHO-Richtlinie zur Psychiatrie verdeutlicht extreme Positionen der DGPPN« über den grundlegenden Paradigmenwechsel der WHO.
Hintergrund: Die »DGPPN« erstellt in Deutschland die Behandlungsleitlinien für psychische Krankheiten. Ich hatte sie in meinem Beitrag »Vorbild England: Folgt die DGPPN den neuen englischen Behandlungsleitlinien für Depressionen?« um eine Stellungnahme zur neuen Behandlungsleitinie für Menschen mit Depressionen der »NICE« (National Institute for Health and Care Excellence), die die Behandlungsleitlinien für Menschen mit Depressionen in England erstellt und in ihrer neuesten Edition diese fundamental geändert hatte, gebeten und darin gefragt, ob die »DGPPN« diese vorbildliche Behandlungsleitlinie übernimmt, ohne eine Antwort zu erhalten.
Vorbild: England ändert seine Behandlungsleitlinien für Depressionen zum Wohl von Betroffenen
Im Jahr 2020 veröffentlichte das »Royal College of Psychiatrists« (Verband der Psychiater Englands) die Patienteninformation »Stopping Antidepressants«. Hier die deutsche Übersetzung:
»Antidepressiva absetzen – Patienteninformation des Royal College of Psychiatrists« (deutsch)
Im gleichen Jahr wurde der Bericht »Understanding depression: Why adults experience depression and what can help« der »British Psychological Society« veröffentlicht. (englisch)
2021 veröffentlichten der Psychiater Dr. Mark Horowitz und der führende Pharmakologe in Großbritannien, Dr. David Taylor die wissenschaftliche Studie zum richtigen reduzieren und absetzen von SSRI-Antidepressiva »Absetzmethode zur Verminderung von Entzugssymptomen beim Reduzieren und Absetzen von SSRI-Antidepressiva« (Originaltitel: »Tapering of SSRI treatment to mitigate withdrawal symptoms«) in »Lancet Psychiatry«, inklusive Anhang mit konkreten Absetzschemata der einzelnen SSRI-Antidepressiva. (deutsch)
Diesen Bericht habe ich mit Erlaubnis von Dr. Horowitz ins Deutsche übersetzt. Dieser kann hier gelesen und kostenlos als PDF-Dokument heruntergeladen werden:
2022 veröffentlichte die »NICE«, die die Behandlungsrichtlinien für Depressionen in England festlegt, ihre neueste Edition. Der Großteil dieser drei Berichte floss in diese Behandlungsleitlinien ein.
Mehr noch: Die »NICE« erstellte und veröffentlichte die Zusatzleitlinie »Medicines associated with dependence or withdrawal symptoms: safe prescribing and withdrawal management for adults« (deutsch: »Arzneimittel, die mit Abhängigkeits- oder Entzugssymptomen einhergehen: sichere Verschreibung und Entzugsmanagement für Erwachsene«).
Bei der DGPPN gibt es eine solche Zusatzleitlinie bisher nicht!
Der Bericht »Understanding depression: Why adults experience depression and what can help« der »British Psychological Society« wurde nahezu vollständig in die neue Behandlungsleitlinie übernommen.
Alle drei Organisationen sowie die »NICE« erklären das biochemische Modell als Ursache für Depressionen und deren Heilung durch Antidepressiva für wissenschaftlich widerlegt. In der Zusatzleitlinie steht im Titel:
Medicines associated with dependence or withdrawal symptoms(deutsch:Medikamente, die mit Abhängigkeits- oder Entzugserscheinungen verbunden sind.
Das heißt, auch Antidepressiva können körperlich abhängig machen.
Die DGPPN hält weiter an ihren Überzeugungen fest und ihre Behandlungsleitlinien sind nicht auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
DGPPN ignoriert »Richtlinie für die Politik zur psychischen Gesundheit und strategische Aktionspläne« der WHO und will Elektroschocks wieder zwangsweise verabreichen dürfen
Dr. phil. h.c. Peter Lehmann ist Dipl.-Pädagoge, Inhaber des Antipsychiatrieverlags und Mitglied im Fachausschuss Psychopharmaka der »Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie« (DGSP). Er schreibt in seinem wichtigen Beitrag:
Die WHO hat im März 2025 eine neue »Richtlinie für die Politik zur psychischen Gesundheit und strategische Aktionspläne« publiziert. Darin fordert sie Maßnahmen gegen die Dominanz der biologischen und psychopharmakagestützten Psychiatrie, für eine Unterlassung von Zwang, gegen die Aushebelung des Selbstbestimmungsrechts Betroffener durch gegen ihren Willen entscheidende Betreuer, für kontrollierbare Aufklärungsformate, für das Ernstnehmen schwerwiegender Entzugssyndrome, für die Warnung vor körperlicher Abhängigkeit von Psychopharmaka und für die Hilfe beim Absetzen von Psychopharmaka.
Die »Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde« (DGPPN) will zur selben Zeit, dass Elektroschocks (EKT) wieder zwangsweise verabreicht werden dürfen – ohne Einschränkungen, das heißt unter denselben Bedingungen wie Neuroleptika und Antidepressiva. In ihrer aktuellen Richtlinie zur Psychiatriepolitik plädiert die WHO dagegen für den Verzicht insbesondere auf zwangsweise verabreichte Elektroschocks.
Der gesamte Beitrag kann auf der Website von Peter Lehmann unter folgenden Link gelesen und als PDF-Dokument zur Weitergabe heruntergeladen werden:
Außerdem ist der Beitrag in »Dr. med. Mabuse – Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe (Hungen)«, 50. Jg., Nr. 2, S. 12-14 veröffentlicht worden.
Persönliche Meinung
Als Betroffener, der sich seit 2011 in mehreren leidvollen Psychopharmakaentzügen befindet und der 14 gescheiterte Entzugsversuche eines SSRI-Antidepressiva hinter sich hat begrüße ich die neue WHO-Richtlinie. Damit könnte man endlich etwas gegen die Massenverschreibung von insbesondere Antidepressiva und anderen Psychopharmaka unternehmen und somit verhindern, dass es immer mehr, auch von Antidepressiva, körperlich Abhängige gibt.
Leider ist die Problematik in Deutschland noch immer nicht angekommen. Dafür sorgen die beiden großen Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Depressionen, die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und die »Deutsche DepressionsLiga e. V.«, die die Meinungshoheit in der Öffentlichkeit haben und unter dem Deckmantel des Wohltäters knallharte Lobbyarbeit für die Antidepressivahersteller verrichten, daran zweifeln wir Betroffene und auch die DGSP nicht daran.
Das medikamentenbasierte Behandlungsparadigma der Psychiatrie von Depressionen hat vollständig versagt, wie die Non-Profit-Organisation »Mad in America« in ihrem Missionstatement zu Recht sagt und was von der »WHO« nun bestätigt wird.
Der kalte Angstschweiß bricht einem aus, wenn man wie ich seit 2018 in Deutschland versucht Betroffene aufzuklären und mit ansehen muss, wie immer mehr Patienten von Antidepressiva körperlich abhängig werden, weil es hierzulande keine Organisation gibt, die es mit den mächtigen Lobbyorganisationen der DDH, DDL und DGPPN aufnehmen kann und deren Meinungshoheit in der Öffentlichkeit brechen kann.
DDH, DDL und DGPPN ignorieren systematisch Betroffene, die große Probleme mit dem Reduzieren und oder Absetzen von Antidepressiva haben und leugnen ebenso systematisch deren Leid! Sie machen Betroffene zu Objekten der eigenen Wünsche, Begierden, Überzeugungen, Wahrnehmungen und wenn man einen Menschen zu einem Objekt macht, dann nimmt man ihm seine Würde. In unserem Grundgesetz heißt es in Artikel 1
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
DDH, DDL und DGPPN verstoßen aufgrund von Geltungssucht, Habsucht und Gier gegen das wichtigste Gesetz unseres Staates und bereichern sich auf Kosten des Leides von Betroffenen, das sie billigend inkauf nehmen.
Dieses Verhalten ist zutiefst menschenverachtend und darf nicht tolleriert werden!
Erschütternd ist es auch zu Wissen, dass weder im Medizinstudium noch in der Ausbildung zum Psychiater gelehrt wird, das Antidepressiva insbesondere bei Langzeiteinnahme körperlich abhängig machen und wie man Antidepressiva richtig reduziert und absetzt.
Ich danke Peter Lehmann für seinen wichtigen Beitrag.
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