Mit diesem Beitrag begebe ich mich auf dünnes Eis. Es ist mein tiefster Wunsch, der ALLES, wirklich ALLES ändern würde: Das Recht in Würde zu sterben. Ich möchte die Gewissheit haben, dass ich gehen darf, wann und wie ich es will. Ich möchte nicht immer wieder in die »Suizidfalle« geraten. Leiden gehört zum Leben. Es kann aber nicht Sinn des Lebens sein, die ganze Zeit zu leiden, das Leiden muss enden, das sagt der buddhistische Lehrmeister Thich Nhat Hanh und spricht sich damit für aktive Sterbehilfe aus.
Hinweis: Dies ist keine Ankündigung zum Suizid. Für mich kommt aus ethischen Gründen nur Sterbehilfe infrage.
Lebensrecht ist kein Lebenszwang
Ein Satirebeitrag des Kabarettisten Florian Schröder hat mich dazu inspiriert diesen Beitrag zu schreiben, da er in wenigen Sätzen erklärt, warum es aktive Sterbehilfe geben sollte und Staat noch Kirche darüber bestimmen dürfen. Was das für mich und das große Leid, das mir seit mehr als 10 Jahren durch ein Langzeitentzugssyndrom eines SSRI-Antidepressiva widerfährt, bedeuten würde.
Was anfangs noch amüsant und lustig ist schließt mit einer zu tiefst menschlichen Botschaft des längst verstorbenen Marcel Reich-Ranicki:
Der Staat ist mein Diener, er ist nicht mein Schulmeister. Dieser Staat hat mir das Leben nicht geschenkt, er hat kein Recht darüber zu entscheiden, wann und wie es endet. Lebensrecht ist kein Lebenszwang.
Hier der ganze Beitrag zum anhören:
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ZIM9TMeaE6w
Zu einem würdevollen Leben gehört ein würdevoller Tod.
In unserem Grundgesetz steht in Artikel 1:
»Die Würde des Menschen ist unantastbar.«
Für mich gehört zu einem würdevollen Leben auch ein würdevoller Tod. Sterben und Tod sind noch immer Tabuthemen in dieser Gesellschaft.
Insbesondere für psychisch erkrankte Menschen, die unter Depressionen, Ängsten oder Zwängen leiden, gestaltet sich das offene Aussprechen von Suizidgedanken oft schwierig. Die Sorge besteht darin, dass solche Äußerungen fehlinterpretiert werden könnten und sofort die Polizei gerufen wird, anstatt einfühlsame und therapeutische Unterstützung zu erfahren.
Leider habe ich persönlich diese Erfahrung machen müssen. Seit dem schreibe ich zu jedem Beitrag und jedem Kommentar, bei dem es um Suizid oder Lebensmüdigkeit geht immer dazu, das dies keine Ankündigung zum Suizid ist, weil es das nicht ist!
Gesundheitssystem am Anschlag: Wenn die rechte Hand nicht weiß, was die Linke tut.
An diesem Beitrag schreibe ich schon 2 Jahre, es ist schwer darüber zu schreiben. Ein Ereignis hat mich dazu veranlasst weiter zu schreiben: Mein Papa hat Leukämie, die erst kürzlich festgestellt wurde. Er musste ins Krankenhaus in die Onkologie. Das ist jetzt etwa 7 Tage her. Wir riefen den Notarzt, der kam mit einem Krankenwagen. Es wurden einige Untersuchungen gemacht, alles sehr professionell. Einweisung des Facharztes lag vor. Er sollte in die Onkologie, wo er auch ambulant Patient ist. Mein Papa wurde dann in den Krankenwagen gebracht.
Was dann geschah war chaotisch: Ein Krankenwagen hat nicht die erforderliche Ausstattung, wie EKG usw. Wichtige Instrumente um meinen Papa zu versorgen fehlten.
Dann ging die telefoniererei los. Die Notärztin rief den Rettungswagen, die waren sehr schnell da, mein Papa wurde dann in den Rettungswagen gebracht, die Notärztin bestätigte, dass er auf die Onkologie müsse! Dann fuhr sie mit dem Krankenwagen weg, der Rettungswagen mit meinem Papa stand weiter da. Zeitweise standen zwei Krankenwagen bzw. Rettungswagen vor unserem Haus, das erregt Aufmerksamkeit und die Nachbarn kamen und schauten zu, manche trösteten meine Mama.
Der Sanitäter meldete sich in Fulda um zu fragen, wo er hinfahren soll. Plötzlich weigerte Fulda sich meinen Papa aufzunehmen, kein Bett frei auf der Onkologie. Ich stand neben ihm, jemand sagte Ihr könnt ihn gerne zu uns bringen, aber dann steht ihr da 3 Stunden und müsst doch wieder anders hin.
Es hätte sein können, dass mein Papa wie ein Vieh hin und her kutschiert worden wäre!
Mein Papa lag während der ganzen Prozedur EINE Stunde im Rettungswagen. Ich lag da selbst schon öfters drin und das ist schwer zu ertragen. Für die Fahrt vergingen weitere 30 min. Wie lange er noch im Rettungswagen in Fulda lag, wo er eingeliefert werden sollte, weiß ich nicht.
Das darf nicht sein: Es ist würdelos und menschenverachtend. Auch für die Sanitäter und Notärzte. Da verstehe ich den ganzen Frust und die Verzweiflung. Diese Menschen halten den Laden so gut es noch geht zusammen, machen Überstunden, stehen ständig unter Anspannung.
Es wird von der Politik gesagt, das der Lohn an der geleisteten Arbeit und der Größe der Verantwortung gemessen wir sowie der Systemrelevanz.
Wenn das so wäre bekämen Pflegekräfte, Sanitäter dann müssten diese Menschen deutlich mehr Lohn erhalten. Was gibt es für eine größere Verantwortung und Leistung, als es diese Menschen tun. Ein grenzdebiler Vollpfosten wie die Verantwortlichen von Großbaustellen oder Manager von Konzernen, die noch eine Abfindung von einer Zahl im 6stelligen Bereich, dafür erhalten, das sie Mist gebaut haben. Das schlimmste, was passieren kann, ist, das das Unternehmen Konkurs melden muss. Da geht es nicht um Menschenleben.
Ich habe es sehr geschätzt wie die Notärztin und später der Sanitäter sich engagiert haben und geduldig sich von einem zum anderen Zuständigen durch telefoniert haben. Ich konnte den ganzen Frust sehen und spüren. Der Sanitäter sagte zu mir, das sei inzwischen Alltag. Dem Arzt in Fulda sagte er ich fahre jetzt los, irgendwo wird ein Bett frei sein
. Ich dankte ihm.
Der Kabarettist Volker Pispers sagte mal:
Wir zahlen den Menschen, die unser Geld betreuen, mehr als denen, die unsere Kinder betreuen
Ergänzung dazu: das gilt auch für kranke Menschen, alte Menschen sowie für pflegebedürftige Menschen!
Über die Würde des Menschen
Der Neurobiologe Gerald Hüther schreibt in seinem Buch Würde: Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft , das wenn man einen Menschen zu einem Objekt macht, ihm die Würde nimmt.
Gerald Hüther beschreibt, wie das Gehirn auf Situationen reagiert, in denen Menschen von anderen zu Objekten gemacht und als solche behandelt werden. Wenn jemand zum Objekt gemacht wird, wird er nicht mehr als individuelles Wesen mit eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Rechten wahrgenommen, sondern lediglich als Mittel zum Zweck oder als Objekt behandelt. Dies führt zu negativen Veränderungen im Gehirn, die Stress verursachen und schließlich krank machen können.
Wenn man einem Menshen seine Würde nimmt, dann werden die gleichen Areale im Gehirn aktiv, die auch bei Schmerz aktiv sind.
Wer von anderen Personen zum Objekt gemacht wird, fühlt sich in seiner Würde bedroht.
Einem Menschen seine Würde zu nehmen kommt demnach einer körperlichen Misshandlung gleich. Mobbing ist ein Paradebeispiel dafür und ich wurde über Jahre in der Schule gemobbt:
Politik und Kirche machen Menschen zu Objekten ihrer eigenen Ideologie, Wünsche, Begierden, Vorstellungen und Wahrnehmungen, wenn sie ihnen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben verweigern.
Utopie: Palliativmedizin als Sterbehilfe
Die Palliativmedizin kann vieles ermöglichen, keine Frage, ABER: immer mehr Menschen werden immer älter, wie soll jeder Sterbende, der es wünscht angemessen palliativ versorgt zu werden, wenn wir nicht mal genügend Pflegekräfte für Krankenhäuser und Pflege- und Altenheime haben? Das ist utopisch und ich denke, das dies irgendwann, wenn das System zusammenbricht, ein Privileg für Reiche und Mächtige sein wird.
Wir schläfern unsere Haustiere ein, wenn sie leiden und sterben, damit sie nicht weiter leiden müssen, dem Menschen erlauben wir das nicht, der muss den bitteren Kelch bis zur Neige leeren. Ein Hund oder eine Katze stirbt würdevoller als ein Mensch.
Der Großteil der Bevölkerung befürwortet aktive Sterbehilfe
Während eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe von der Politik noch kritisch gesehen wird, besteht in der Bevölkerung jedoch größtenteils Einigkeit was das Thema angeht: Einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov, welche im April 2021 durchgeführt wurde, lag der Anteil der Personen, die eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe befürworten
bei rund 72 Prozent.
Zwei Jahre zuvor – im Jahr 2019 – lag die Zustimmung noch bei rund 67 Prozent.
Quelle:Veröffentlicht von Statista Research Department, 14.06.2022
Wie unterscheiden sich Sterbehilfe und assistierter Suizid?
(TOOLTIP)
Wenn laut Umfrage die meisten Menschen für aktive Sterbehilfe sind, warum gibt es dann keine?
Warum es keine aktive Sterbehilfe in Deutschland gibt
Hintergrund: 2020 fällte das Bundesverfassungsgericht folgendes Urteil zur Neuregelung von Sterbehilfe:
Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen, hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und, so weit sie angeboten wird, in Anspruch zu nehmen.
In der ausführlichen Urteilsbegründung geben die Richterinnen und Richter aber auch dem Gesetzgeber Möglichkeiten, ein Schutz- und Beratungskonzept zu entwickeln. Vor allen Dingen sollten damit Menschen geschützt werden, deren Sterbewunsch nicht ganz so freiwillig erscheint, weil sie zum Beispiel anderen schlicht nicht zur Last fallen wollen.
Die Rolle des Staates
Jetzt wäre die Politik dran, dies umzusetzen. Bisher haben sich Politiker auf die Frage zur Neuregelung der Sterbehilfe mit scheinheiligen Argumenten wie, Wir wollen das Geschäft mit dem Sterben und dem Tod verhindern
Das klingt wie blanker Hohn wenn man sich bewusst macht, dass das schon lange geschieht: In Alten- und Pflegeheimen. Dort werden Patienten mit billigen, sedierenden Psychopharmaka ruhig gestellt und solange am Leben erhalten, wie möglich, auch künstlich, um auch jeden Cent noch rauszupressen. Das da ein fühlendes Wesen würdelos behandelt wird, ist den Betreibern scheiß egal!
Es wird behauptet, dass Personen, die im Gesundheits- und Sozialsystem systemrelevant seien und es wird geklatscht und gelobt, aber einen angemaßenen Lohn erhalten sie nicht. Diese Politiker und Entscheidungsträger haben jeglichen Scham verloren. Sie lügen und sie wissen das sie lügen und so ein Verhalten halte ich für zu tiefst verachtenswert.
Es mag sich hart anhören, aber mit Toten und Gesunden kann man nichts verdienen.
Alle anderen Begründungen, wie Alte könnten das Gefühl haben ihrer Familie zur Last zu fallen oder auf welche Art auch immer sich genötigt sehen aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, lassen sich durch Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten beseitigen.
Ich finde es sehr traurig, das unsere Gesellschaft alten und kranken Menschen das Gefühl vermittelt nur noch eine Last für Angehörige und die Gesellschaft zu sein! Alte Menschen sollten von der Gesellschaft wertgeschätzt werden, sie haben viel geleistet: Ihren Kindern Bildung ermöglicht, soziale Kompetenz vermittelt und dafür viele Opfer gebracht. Sie haben Jahrzehnte gearbeitet und so zum Wohlstand dieser Gesellschaft beigetragen.
Wir haben ein Krankheitssystem und kein Gesundheitssystem Maja Göpel
Krankheiten als Instrument für Wirtschaftswachstum
Für mich ist das der wahre Grund, warum man die aktive Sterbehilfe nicht erlaubt und die Politik nichts tut. Krankheiten sind der zweit größte Faktor für Wirtschaftswachstum, der größte sind Kriege und dieses System ist auf Wachstum durch Konsum und Konkurrenz auf Gedeih und Verderb um jeden Preis angewiesen!
Der Kabarettist Volker Pispers sagt: Der Konsumismus ist die neue Religion der Deutschen und erklärt in wenigen Minuten den Kapitalismus und wie dieser immer mehr Menschen psychisch krank macht:
Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=knHK1rfBhig&t=330s
Dass das keineswegs übertrieben ist zeigen Blitzentscheidungen der Bundesregierung, die mal eben von heute auf morgen die Banken mit mehreren Milliarden rettet, weil sie systemrelevant sind oder 100 Milliarden für die Bundeswehr locker zu machen.
Was könnte man mit 100 Milliarden alles Gutes für das Volk im sozialen und gesundheitlichen Bereich tun.
Zur Erinnerung: Wir leben angeblich in einer Demokratie. In einer Demokratie ist das Volk der Souverän und der Staat der Diener, Bürger haben Rechte und Pflichten, der Staat aber auch. Ich bin kein Militärexperte, aber ich bezweifle stark, dass man für 100 Milliarden eine verteidigungsfähige Bundeswehr aufbauen könnte. 35 F-35A Jagdtflugzeuge wurden für mehr als 8 Milliarden Euro gekauft. Zum Vergleich: Russland verfügt über ca 1.400 Jagdflugzeuge und Flugzeuge für Bodenangriffe (Statistik).
Die Rolle der Kirchen
Wenn ich daran denke, was die Kirche zu diesem Thema beiträgt, dann wird mir kotzübel!. Hochrangige Kirchenvertreter wie Bischöfe und Kardinäle, aber auch einfache Priester maßen sich an zu glauben, zu wissen was Gottes Wille wäre, wenn sie sagen:
Gott hat uns das Leben geschenkt, nur er darf es uns auch nehmen
.
Hier misst die Kirche Leben mit zweierlei Maß, denn dann dürften wir unsere Haustiere auch nicht einschläfern lassen, wenn sie unheilbar erkranken und sterben. Auch ihr Leben wurde ihnen von Gott geschenkt.
Vor Gott sind nicht nur alle Menschen gleich sondern alle Geschöpfe Gottes.
Woher will man wissen, was Gottes Wille wäre? Und was haben manche Kirchenvertreter für ein verstörtes Bild von Gott? Als ob er ein Sadist wäre, der seine Geschöpfe gerne bis zum bitteren Ende quält und leiden sehen möchte, so wie viele Kirchenvertreter offenbar Geschöpfen Gottes gerne absichtlich Leid zufügen, sprich:
Kinder misshandeln und missbrauchen.
Für mich ist Gott mitfühlend und liebend und er würde sicherlich nicht wollen, dass seine Geschöpfe unnötige Qualen und großes Leid ertragen müssen. Er wäre entsetzt, wenn er sehen würde, wie seine Geschöpfe sich gewaltsam töten, weil man ihnen das verwährt, was man Haustieren zugesteht: einen sanften Tod durch einschläfern.
Er wäre entsetzt, wenn er sehen würde, wie würdelos und geringschätzend wir mit Menschen in Alten- und Pflegeheimen umgehen, um Gewinne zu erzielen.
Sterbehilfe im Buddhismus
Nachdem mir die westliche Psychologie nicht mehr weiterhelfen konnte orientierte ich mich hin zur fernöstlichen buddhistischen Psychologie, d.h. ich wusste erst gar nicht, dass ich das tat, als ich eine Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) begann, nachdem mir eine Therapeutin das Buch von Dr. Russ Harris Wer dem Glück hinterherrennt läuft daran vorbei: Ein Umdenkbuch empfahl.
ACT gründet, wie alle neueren Verhaltenstherapien wie MBCT, CFT oder MSC auf der buddhistischen Psychologie. Das erfordert ein radikales Umdenken im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie. Ich hatte und habe das große Privileg einen großartigen Psychotherapeuten zu haben, der selbst Buddhist ist und dank ihm habe ich 2012 angefangen die Lehren Buddhas zu studieren, zunächst nur säkular seit kurzem bin ich gläubiger Buddhist in der Tradition des engagierten und modernen Buddhismus, gegründet von Thich Nhat Hanh.
Thich Nhat Hanh sagt in diesem Video auf die Frage eines Kursteilnehmers, ob Sterbehilfe im Buddhismus erlaubt ist:
Das Leben besteht aus Leiden. Es kann aber nicht Sinn des Lebens sein, die ganze Zeit zu leiden. Das Leiden muss irgendwann enden.
Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=zHpZno9epXY&t=1s
und spricht sich damit für aktive Sterbehilfe aus.
Unterscheidung von relativer und absoluter Wahrheit im Buddhismus
Seit ich die buddhistische Lehre studiere und praktiziere habe ich keine Angst mehr vor dem Tod. Im Buddhismus unterscheidet man zwischen der absoluten Wahrheit und der relativen Wahrheit. In der relativen Wahrheit werden wir geboren, leben und sterben. In der absoluten Wahrheit gibt es weder Geburt noch Tod sondern nur Transformation.
Verstärkt hat sich diese Erkenntnis durch zwei kurze außerkörperliche Momente, während der ich aus meinem Körper trat, wie Dr. Strange in den Marvel Comics und mir bewusst wurde, das es ein Leben außerhalb dieser sterblichen Hülle gibt, auf die mein Astralkörper blickte.
Eines der Gesetze der Thermodynamik, denen das Universum folgt besagt: Energie und Materie können sich nicht auflösen oder ins nichts verschwinden und auch nicht aus dem Nichts erscheinen, sie sind nur transformierbar. Wir sind Geschöpfe dieses Universums und bestehen aus Energie und Materie.
Thich Nhat Hanh beschreibt dies so:
Stell Dir vor, du blickst hinauf in den Himmel
und siehst eine wunderschöne Wolke,
und Du magst die Wolke so sehr.
Doch plötzlich ist die Wolke nicht mehr da.
und du denkst, sie ist gestorben.
Wo ist meine geliebte Wolke jetzt?
Doch wenn Du Zeit hast,
nachzudenken, hinzusehen,
dann siehst Du,
dass die Wolke nicht gestorben ist.
Die Wolke ist Regen geworden.
und wenn Du den Regen ansiehst,
dann siehst Du Deine Wolke.
und wenn du deinen Tee achtsam trinkst,
dann siehst du den Regen in deinem Tee,
und deine Wolke.
und du sagst: Hallo meine Wolke,
ich weiß, dass du nicht gestorben bist.
Du lebst noch, in einer neuen Gestalt.
Wie ich sterben möchte
Der Tod ist nicht das Ende, wir leben in einer anderen Form weiter. Wenn ich sterbe verlasse ich meinen Körper, meine sterbliche Hülle. Ich werde mich verbrennen lassen und meine Asche unter einem Baum in einem Friedwald zu verstreuen.
Das Wurzelgeflecht des Baumes nimmt die Nährstoffe aus meiner Asche auf und ich werde teil dieses Baumes sein, ich werde in diesem Baum weiterleben,
Wer mich sehen will, braucht nur den Baum anzusehen.
Wer mich berühren will, braucht nur den Baum zu berühren.
Wer mich umarmen will, braucht nur den Baum zu umarmen.
Seit Peter Wohlleben wissen wir, dass Bäume fühlende Wesen sind, die Familien gründen, miteinander kommunizieren und sich gegenseitig helfen, über das unterirdische Wurzelgeflecht und in dem sie Pheromone absondern.
Bleibt die Frage, warum es diese Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Sterben nicht gibt?
Warum der Tod das Leben erst lebenswert macht
Der Tod gehört zum Leben, er ist ein Geschenk, denn er macht das Leben erst lebenswert. Unsere Lebenszeit ist begrenzt und er stellt uns existenzielle Fragen:
- Was möchtest Du mit Deiner beschränkten Zeit mit Deinem Leben anfangen?
- Was soll mir im Leben wichtig gewesen sein?
- von welchen Werten soll mein Leben geleitet worden sein? (Link Beitrag)
- Was soll meinem Leben einen Sinn verliehen haben?
- Wie will ich dazu beigetragen haben, um diesen Planeten zu einem besseren Ort für alle Lebewesen zu machen?
Ethik und Suizid: Warum für mich nur Sterbehilfe infrage kommt
Ich möchte selbstbestimmt und frei sterben können. Ich möchte meine Organe spenden, damit andere, die weiterleben wollen, das können. Wenn ich mir gewaltsam das Leben nehme, ist das nicht mehr möglich. Für mich gibt es kein zufriedeneren Tod, als zu wissen, dass mein Tod anderen Menschen das Weiterleben ermöglicht.
Wie das möglich sein könnte, wie eine aktive Sterbehilfe geregelt werden könnte, die das berücksichtigt und stets zunächst das Weiterleben an erste Stelle stellt, dann aber die Möglichkeit bietet selbstbestimmt zu sterben, darüber müsste debattiert und diskutiert werden, leider gibt es solch eine Debatte nicht, weder in Politik, Kirche noch in der Gesellschaft. Der Tod, aktive Sterbehilfe sind Tabuthemen. Wenn wir den Tod nicht würdigen und wertschätzen, wie können wir dann ein würdevolles und wertschätzendes Leben führen? In anderen Kulturen wird der Tod gefeiert, bunt und fröhlich, so wie das Leben, so z.B. in Mexico.
Was die Möglichkeit aktive Sterbehilfe zu bekommen für mich bedeuten würde
Ich möchte gar nicht sterben, jedenfalls nicht jetzt, selbst wenn es möglich wäre, wie ich es ethisch und für würdevoll halte. Das ist der Punkt:
Ich möchte nur die Garantie, die absolute Sicherheit haben, dass wenn mein Leiden nicht mehr zu ertragen ist, ich aktive Sterbehilfe bekomme. Ich habe neben den ethischen Gründen auch Grundprinzipien, Leitfäden für mein Leben:
Havel
Frankl
Gäbe es aktive Sterbehilfe für jeden (über die Bedingungen kann man beraten, z.B. Volljährigkeit, alle medizinischen und therapeutischen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft usw.) würde das ALLES einfach ALLES ändern!
Die Jugend heutzutage nennt das einen Gamechanger. Ein Gamechanger ist eine Person, ein Gegenstand oder eine Situation, die ALLES ändert!
- Ich müsste mir nie mehr Gedanken darüber machen, wie begehe ich Suizid mit der Sicherheit, das es auch funktioniert und ich nicht Querschnittsgelähmt bin oder im Koma liege.
- Ich müsste nicht allein sterben, meine Liebsten wären bei mir und wir könnten uns voneinander verabschieden.
- Ich möchte auch niemand Unbeteiligtes das Leben zerstören, z.B. den Zugführer oder den LKW-Fahrer, der mich überrollt und auch nicht die Ersthelfer vor Ort, die meine Leichenteile zusammen suchen.
- Ich würde gerne meine Organe spenden, damit andere Menschen, die weiterleben wollen, das zu ermöglichen. Bei einem gewaltsamen Suizid ist das nicht mehr möglich.
Was kann es für einen Sterbenden ein größeres Geschenk geben, als anderen das Leben zu schenken?
NICHTS davon hat irgendwas mit Würde zu tun! Die Sicherheit aktive Sterbehilfe jederzeit bekommen zu können würde eine Zentnerlast von meinen Schultern nehmen, die mich niederdrückt und handlungsunfähig macht. Ich würde wieder leben können, denn das hier, der Zustand, in dem ich mich befinde hat rein gar nichts mit leben zu tun, es ist ein überleben, mit der zweifelhaften Möglichkeit irgendwann wieder leben zu können.
Vor allem würde ich nicht mehr in die Suizidfalle geraten.
Was ist die Suizidfalle
Ein Langzeitentzugssyndrom ist ein kaum zu ertragender permanenter Zustand aus körperlichen und psychischen Entzugssymptomen (siehe DESS-Checkliste). Ich habe durch viele gescheiterte Versuche viele physische und psychische Entzugssymptome angesammelt, denn es bleibt nach jedem gescheiterten Entzugsversuch etwas zurück, ein neues Entzugssymptom oder ein bestehendes verstärkt sich und das Nervensystem reagiert auf kleinste Veränderungen, wie eine Reduzierung um wenige mg immer schneller und mit immer stärkeren Entzugssymptomen und niemand kann sagen, wann das endet. Das Gehirn muss wieder lernen, was es vor dem Eingriff der Psychopharmaka getan hat, denn das Gehirn interpretiert künstlich hinzugefügte Substanzen wie Psychopharmaka relativ schnell als körpereigene Stoffe und denkt: »Ah, das brauche ich nicht mehr zu tun, das übernimmt jetzt etwas anderes.«
Bei mir wurde leider von Anfang an alles falsch gemacht, was man falsch machen kann und wenn man es nicht von Anfang an richtig macht, dann ist das Kind quasi schon in den Brunnen gefallen.
Ich nehme vier 4 verschiedene Psychopharmaka in Maximaldosis, ich habe bereits zwei Benzodiazepinentzüge hinter mir, die die Hölle waren, aber sie endeten spätestens nach einem bis zwei Jahren. Das SSRI-Antidepressiva, dass ich seit 2009 einnehme konnte ich trotz vieler Versuche bis heute nicht absetzen. Mein Leid und Schmerz endet erst, wenn die Medikamente abgesetzt sind und das Gehirn sich wieder remodelliert hat und niemand weiß, wie lange das dauert. Psychopharmakaentzüge sind unberechenbar.
Mein Psychotherapeut hat eine PTBS diagnostiziert Das, was ich vor mir habe und insbesondere in Verbindung mit dem was ich schon durchgemacht habe, ist im Grunde eine Mission Impossible. Wenn ich darüber nachdenke, das das für den Rest meines Lebens so sein wird, wenn wieder mal ein Versuch gescheitert ist und die zunehmende Dauer an Entzugssymptomen, die ununterbrochen da sind, mit denen ich seit 10 Jahren überlebe, denn mit Leben hat das rein gar nichts zu tun, ich versuche zu überleben um irgendwann wieder leben zu können, stürze ich in das, was ich als die Geschichte der Suizidfalle bezeichne.
Gäbe es aktive Sterbehilfe für jeden, gäbe es keine Suizidfalle mehr. Das verstehen vermutlich nur diejenigen, die Suizidgedanken oder gar Drang zum Suizid erlebt haben.
Was ist die Suizidfalle
Wenn ich in der Suizidfalle stecke, tief unten auf einem bröckelnden Absatz und in ein bodenloses Loch starre, dann bekomme ich morbide Gedanken, die mir mein Verstand präsentiert, das, was wir Kopfkino nennen mit allem drum und dran, in 3 D auf einer riesigen Leinwand, mit Sound, bis es sich wie die pure Wahrheit anhört!
Wenn ich da drin stecke verkrampft der Körper, er zieht sich zusammen in die embryonale Stellung im Mutterleib, dazu zittert der keine Körper und alle Muskeln sind angespannt. Es läuft mir eiskalt den Rücken runter, Arme und Beine kribbeln extrem stark, als ob Ameisen durch meine Venen laufen würden, der Tinnitus wird lauter, ich bekomme Enge in der Brust, als ob etwas ausbrechen wolle, wie ein Vulkan und all das mit Gefühlen wie Angst verschmilzt, dann erfahre ich starken Druck und Drang, in Form von sich aufdrängenden Suizidgedanken, dann wird es eng! Bisher konnte ich mich immer wieder aus der Suizidfalle befreien aber ich habe große Angst, das es mir irgendwann nicht mehr gelingt und was dann passiert!
Dieses Leiden, was ich in ACT die Suizidfalle nenne (in ACT gibt man bestimmten immer wieder auftauchenden Gedanken und Gefühle, Glaubenssätze „Geschichten“. Ich habe da die unendliche Geschichte, das es nie aufhört und ich habe die Suizidfalle Geschichte.
Und da wünsche ich mir die Gewissheit, dass ich aktive Sterbehilfe bekommen kann, wenn es nicht mehr zu ertragen ist und ich bin mir sehr sicher, wenn ich diese Exit-Strategie hätte, dass ich mir gar nicht das Leben nehmen würde oder anders mir das Leben nehmen würde, im Sinne von voll zupacken und zu feiern, das ich lebe.
Wenn man täglich Suizidgedanken und Druck und Drang zum Suizid erlebt, wenn die Entzugssymptome nicht aufhören, die Schmerzen nicht aufhören, diese Koliken und Panikzustände immer öfter auftauchen, wenn das Reduzieren immer wieder scheitert, eine Hoffnung nach der anderen wie eine Seifenblase zerplatzt und ich solange in der Suizidfalle feststecke, für wenige Tage oder auch für Monate, bis eine neue Hoffnung, ein Licht am Horizont erscheint, und ich mich aus der Suizidfalle befreit habe, schon so oft, das ich es nicht mehr zählen kann über Jahre, da entsteht eine existenzielle Bedrohung und ich wünsche mir nichts anderes, als diese Sicherheit, so gehen zu dürfen, wie ich das möchte.
ACT gründet, wie alle neueren Verhaltenstherapien auf der buddhistischen Psychologie. Das erfordert ein radikales Umdenken im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie. Ich hatte und habe das große Privileg einen großartigen Psychotherapeut zu haben, der selbst Buddhist ist und dank ihm habe ich 2012 angefangen die Lehren Buddhas zu studieren, zunächst nur säkular seit kurzem bin ich gläubiger Buddhist in der Tradition des engagierten Buddhismus von Thich Nhat Hanh.
Bleibt die Frage, warum es diese Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod in der westlichen Wohlstandsgesellschaft nicht gibt.
Der Mensch, insbesondere in der westlichen Wohlstandsgesellschaft hat jeden Kontakt zu sich selbst verloren und glaubt über allen anderen Lebewesen zu stehen, er sieht sich immer weniger als Naturwesen und mehr als eine logisch denkende und arbeitende Maschine.
Als Buddhist habe ich eine neue Sichtweise auf das Sterben und den Tod kennengelernt. Das Universum, in dem wir leben besteht aus Energie und Materie. Ein Satz der Thermodynamik des Universums lautet Energie und Materie können nicht in das nichts verschwinden, sie können sich nicht auflösen, sie können auch nicht aus dem nichts kommen, sie können nur transformiert werden. Thich Nhat Hanh erklärt dies sehr schön anhand einer Wolke am Himmel:
Stell Dir vor, du blickst hinauf in den Himmel
und siehst eine wunderschöne Wolke,
und Du magst die Wolke so sehr.
Doch plötzlich ist die Wolke nicht mehr da.
und du denkst, sie ist gestorben.
Wo ist meine geliebte Wolke jetzt?
Doch wenn Du Zeit hast,
nachzudenken, hinzusehen,
dann siehst Du,
dass die Wolke nicht gestorben ist.
Die Wolke ist Regen geworden.
und wenn Du den Regen ansiehst,
dann siehst Du Deine Wolke.
und wenn du deinen Tee achtsam trinkst,
dann siehst du den regen in deinem Tee,
und deine Wolke.
und du sagst: hallo meine Wolke,
ich weiß, dass du nicht gestorben bist.
Du lebst noch, in einer neuen Gestalt.
Wenn wir sterben, dann verlassen wir lediglich unsere sterbliche Hülle, unseren Körper, unsere Seele sucht sich eine andere Form, in der sie weiterleben wird. Wenn ich tot bin, dann werde ich meine Organe spenden, meinen Körper verbrennen lassen und meine Asche unter einem Baum verstreuen lassen, der Baum ernährt sich von den Nährstoffen in meiner Asche und ich werde Teil dieses Baumes, ich lebe in diesem Baum weiter. Wer mich sehen will, braucht nur diesen Baum anzusehen, wer mich berühren will, braucht nur diesen Baum zu berühren, wer mich umarmen will, braucht nur diesen Baum zu umarmen. Und wer mit mir reden will, braucht nur mit diesem Baum zu reden. Seit dem ich das weiß, habe ich keine Angst mehr vor dem Tod. Ich glaube die meisten Menschen haben gar keine Angst vor dem Tod, sie haben Angst vor einem leidvollen und qualvollen Sterben und möchten die Möglichkeit haben, in Ruhe und Frieden zu gehen, wenn sie es nicht mehr ertragen. Gewissheit zu haben, selbstbestimmt gehen zu können bringt Ruhe und Frieden im Leben.