Mit diesem Beitrag begebe ich mich auf dünnes Eis. Es ist mein tiefster Wunsch, der ALLES, wirklich ALLES ändern würde: Das Recht in Würde zu sterben. Ich möchte die Gewissheit haben, dass ich gehen darf, wann und wie ich es will. Ich möchte nicht immer wieder in die »Suizidfalle« geraten. Leiden gehört zum Leben, keine Frage. Es kann aber nicht Sinn des Lebens sein, die ganze Zeit zu leiden, das Leiden muss enden, das sagt der buddhistische Lehrmeister Thich Nhat Hanh und befürwortet aktive Sterbehilfe.
Hinweis: Dies ist ein zweiteiliger Beitrag. In diesem ersten Teil geht es darum, warum es meiner Meinung nach keine aktive Sterbehilfe in Deutschland gibt, warum es sie meiner Meinung nach geben sollte und vom Großteil der Bevölkerung auch gewünscht ist.
Im zweiten Teil geht es darum, was es für mich bedeuten würde jederzeit aktive Sterbehilfe zu bekommen.
Was die Möglichkeit aktive Sterbehilfe zu bekommen für mich bedeuten würde
Achtung: Dies ist keine Ankündigung zum Suizid. Für mich kommt aus ethischen Gründen nur Sterbehilfe infrage.
Ethik und Suizid: Warum für mich nur Sterbehilfe infrage kommt
- Ich möchte die Gewissheit haben, dass ich gehen darf, wann und wie ich es will. Ich möchte nicht immer wieder in die »Suizidfalle« geraten.
- Ich möchte selbst bestimmt und frei sterben können.
- Ich möchte nicht allein sterben. Ich möchte in Anwesenheit meiner Liebsten sterben.
- Ich möchte meine Organe spenden, damit andere, die weiterleben wollen, das können. Wenn ich mir gewaltsam das Leben nehme, ist das nicht mehr möglich. Für mich gibt es kein zufriedeneren Tod, als zu wissen, dass mein Tod anderen Menschen das Weiterleben ermöglicht.
- Schließlich möchte ich niemanden sein Leben zerstören, wie dem Lokführer, der mich überfährt oder dem Rettungsdienst und vor allem nicht meinen Eltern.
Leider ist das in diesem Land nicht möglich!
Für mich ist es ein Verbrechen, das dies bei uns nicht möglich ist und die Gründe dafür sind nicht so edelmütig, wie von Staat und der Kirche stets behauptet.
Lebensrecht ist kein Lebenszwang
Ein Satirebeitrag des Kabarettisten Florian Schröder hat mich dazu inspiriert diesen Beitrag zu schreiben, da er in wenigen Sätzen erklärt, warum es aktive Sterbehilfe geben sollte und weder der Staat noch die Kirche darüber bestimmen dürfen.
Was anfangs noch amüsant und lustig ist schließt mit einer zu tiefst menschlichen Botschaft des längst verstorbenen Marcel Reich-Ranicki:
Der Staat ist mein Diener, er ist nicht mein Schulmeister. Dieser Staat hat mir das Leben nicht geschenkt, er hat kein Recht darüber zu entscheiden, wann und wie es endet. Lebensrecht ist kein Lebenszwang.
Hier der ganze Beitrag zum anhören in 2 Teilen:
Teil 1:
Teil 2:
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ZIM9TMeaE6w
Zu einem würdevollen Leben gehört ein würdevoller Tod.
In unserem Grundgesetz steht in §1 Artikel 1:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Für mich gehört zu einem würdevollen Leben auch ein würdevoller Tod. Wie kann man das Leben würdigen, wenn man den Tod nicht würdigt? Sterben und Tod sind noch immer Tabuthemen in dieser Gesellschaft.
Insbesondere für psychisch erkrankte Menschen, die unter Depressionen, Ängsten oder Zwängen leiden, gestaltet sich das offene Aussprechen von Suizidgedanken oft schwierig. Die Sorge besteht darin, dass solche Äußerungen fehlinterpretiert werden könnten und sofort die Polizei gerufen wird, anstatt einfühlsame und therapeutische Unterstützung zu erfahren.
Leider habe ich persönlich diese Erfahrung machen müssen. Seit dem schreibe ich zu jedem Beitrag und jedem Kommentar, bei dem es um Suizid oder Lebensmüdigkeit geht immer dazu: dies ist keine Ankündigung zum Suizid
, weil es das nicht ist!
Über die Würde des Menschen
Der Neurobiologe Gerald Hüther schreibt in seinem lesenswerten Buch Würde: Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft , das wenn man einen Menschen zu einem Objekt macht, ihm die Würde nimmt.
Gerald Hüther beschreibt, wie das Gehirn auf Situationen reagiert, in denen Menschen von anderen zu Objekten gemacht und als solche behandelt werden. Wenn jemand zum Objekt gemacht wird, wird er nicht mehr als individuelles Wesen mit eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Rechten wahrgenommen, sondern lediglich als Mittel zum Zweck oder als Objekt behandelt. Dies führt zu negativen Veränderungen im Gehirn, die Stress verursachen und schließlich krank machen können. Wer von anderen Personen zum Objekt gemacht wird, fühlt sich in seiner Würde bedroht.
Wenn man einem Menschen seine Würde nimmt, dann werden die gleichen Areale im Gehirn aktiv, die auch bei Schmerz aktiv sind.
Einem Menschen seine Würde zu nehmen kommt demnach einer körperlichen Misshandlung gleich. Mobbing ist ein Paradebeispiel dafür und ich wurde über Jahre in der Schule gemobbt, wie Du in diesem Kapitel meiner Geschichte lesen kannst:
Die Dämonen der Vergangenheit »
Politik und Kirche machen Menschen zu Objekten ihrer eigenen Ideologie, Wünsche, Begierden, Vorstellungen und Wahrnehmungen, wenn sie ihnen das Recht auf selbstbestimmtes sanftes Sterben verweigern.
Gesundheitssystem am Anschlag: Wenn die rechte Hand nicht weiß, was die Linke tut.
An diesem Beitrag schreibe ich schon 2 Jahre, es ist schwer darüber zu schreiben. Ein Ereignis hat mich dazu veranlasst weiter zu schreiben: Mein Papa hat Leukämie, die erst kürzlich festgestellt wurde. Er musste ins Krankenhaus in die Onkologie. Das ist jetzt etwa 14 Tage her. Wir riefen den Notarzt, der kam mit einem Krankenwagen. Es wurden einige Untersuchungen gemacht, alles sehr professionell. Einweisung des Facharztes lag vor. Er sollte in die Onkologie, wo er auch ambulant Patient ist. Mein Papa wurde dann in den Krankenwagen gebracht.
Was dann geschah war chaotisch: Ein Krankenwagen hat nicht die erforderliche Ausstattung, wie EKG usw. Wichtige Instrumente um meinen Papa zu versorgen fehlten.
Dann ging die Telefoniererei los. Die Notärztin rief den Rettungswagen, die waren sehr schnell da, mein Papa wurde dann in den Rettungswagen gebracht, die Notärztin bestätigte, dass er auf die Onkologie müsse! Dann fuhr sie mit dem Krankenwagen weg, der Rettungswagen mit meinem Papa stand weiter da. Zeitweise standen zwei Krankenwagen bzw. Rettungswagen vor unserem Haus, das erregt Aufmerksamkeit und die Nachbarn kamen und schauten zu, manche trösteten meine Mama.
Der Sanitäter meldete sich in Fulda um zu fragen, wo er hinfahren soll. Plötzlich weigerte Fulda sich meinen Papa aufzunehmen, kein Bett frei auf der Onkologie. Ich stand neben ihm, jemand sagte Ihr könnt ihn gerne zu uns bringen, aber dann steht ihr da 3 Stunden und müsst doch wieder anders hin.
Es hätte sein können, dass mein Papa wie ein Vieh hin und her kutschiert worden wäre!
Mein Papa lag während der ganzen Prozedur EINE Stunde im Rettungswagen. Ich lag da selbst schon öfters drin und das ist schwer zu ertragen. Für die Fahrt vergingen weitere 30 min. Wie lange er noch im Rettungswagen in Fulda lag, wo er eingeliefert werden sollte, weiß ich nicht.
Vor wenigen Tagen lag Verdacht auf Schlaganfall bei meinem Papa vor. Wir haben den Rettungswagen gerufen, der hat ihn nach Hanau in die Neurologie gebracht. Er saß geschlagene 6(!) Stunden in der Notaufnahme!
Das darf nicht sein: Es ist würdelos und menschenverachtend. Auch für die Sanitäter und Notärzte. Da verstehe ich den ganzen Frust und die Verzweiflung. Diese Menschen halten den Laden so gut es noch geht zusammen, machen Überstunden, stehen ständig unter Anspannung.
Es wird von der Politik gesagt, das der Lohn an der geleisteten Arbeit und der Größe der Verantwortung gemessen wird sowie der Systemrelevanz.
Wenn das so wäre, dann müssten Arbeitskräfte im sozialen und gesundheitlichen Bereich deutlich mehr Lohn erhalten, denn sie leisten sehr viel mehr, sind systemrelevant und tragen dabei mit die größte Verantwortung, die es gibt: Die Verantwortung über ein Menschenleben.
Dilettantische Ex-Politiker wie die Verantwortlichen von Großbaustellen oder Manager von Konzernen, die noch eine Abfindung von einer Zahl im 6-stelligen Bereich dafür erhalten, das sie Mist gebaut haben, sind nicht haftbar. Das schlimmste, was denen passieren kann, ist, das das Unternehmen Konkurs melden muss, der Verantwortliche mit einer großzügigen Abfindung geht, um beim nächsten Projekt wieder zu versagen.
Ich habe es sehr geschätzt wie die Notärztin und später der Sanitäter sich engagiert haben und geduldig sich von einem zum anderen Zuständigen durch telefoniert haben. Ich konnte den ganzen Frust sehen und spüren. Der Sanitäter sagte zu mir, das sei inzwischen Alltag. Dem Verantwortlichen am Telefon im Klinikum Fulda sagte er ich fahre jetzt los, irgendwo wird ein Bett frei sein
. Ich dankte ihm.
Der Kabarettist Volker Pispers sagte mal:
Wir zahlen den Menschen, die unser Geld betreuen, mehr, als denen, die unsere Kinder betreuen.
Ergänzung dazu: Das gilt auch für kranke Menschen, alte Menschen sowie für pflegebedürftige Menschen!
Utopie: Palliativversorgung für alle
Die Palliativmedizin kann vieles ermöglichen, keine Frage, ABER: immer mehr Menschen werden immer älter, wie soll jeder Sterbende, der es wünscht angemessen palliativ versorgt zu werden, wenn wir nicht mal genügend Pflegekräfte für Krankenhäuser und Pflege- und Altenheime haben?
Das ist utopisch und ich denke, das dies irgendwann, wenn das System zusammenbricht, ein Privileg für Reiche und Mächtige sein wird.
Wir schläfern unsere Haustiere ein, wenn sie leiden und sterben, damit sie nicht weiter leiden müssen, dem Menschen erlauben wir das nicht, der muss den bitteren Kelch bis zur Neige leeren. Ein Hund oder eine Katze stirbt würdevoller als ein Mensch.
Der Großteil der Bevölkerung befürwortet aktive Sterbehilfe
Während eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe von der Politik noch kritisch gesehen wird, besteht in der Bevölkerung bereits größtenteils Einigkeit: Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov, welche im April 2021 durchgeführt wurde, lag der Anteil der Personen, die eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe befürworten
bei rund 72 Prozent.Tendenz steigend
Zwei Jahre zuvor – im Jahr 2019 – lag die Zustimmung noch bei rund 67 Prozent.
Quelle:Veröffentlicht von Statista Research Department, 14.06.2022
Wenn laut Umfrage die meisten Menschen für aktive Sterbehilfe sind, warum gibt es dann keine?
Staat und Kirche blockieren systematisch den Wunsch des Volkes
Hintergrund: 2020 fällte das Bundesverfassungsgericht folgendes Urteil zur Neuregelung von Sterbehilfe:
Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst als Ausdruck persönlicher Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen, hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und, so weit sie angeboten wird, in Anspruch zu nehmen.
In der ausführlichen Urteilsbegründung geben die Richterinnen und Richter aber auch dem Gesetzgeber Möglichkeiten, ein Schutz- und Beratungskonzept zu entwickeln. Vor allen Dingen sollten damit Menschen geschützt werden, deren Sterbewunsch nicht ganz so freiwillig erscheint, weil sie zum Beispiel anderen schlicht nicht zur Last fallen wollen.
Die Rolle des Staates
Jetzt wäre die Politik dran, dies umzusetzen. Bisher haben sich Politiker auf die Frage zur Neuregelung der Sterbehilfe mit scheinheiligen Argumenten wie, Wir wollen das Geschäft mit dem Sterben und dem Tod verhindern
rausgeredet.
Das klingt wie blanker Hohn, wenn man sich bewusst macht, dass das schon lange geschieht: In Alten- und Pflegeheimen. Dort werden Patienten mit billigen, sedierenden Psychopharmaka (Benzodiazepine und Neuroleptika) ruhig gestellt und solange am Leben erhalten, wie möglich, auch künstlich, um auch jeden Cent noch rauszupressen. Das da ein fühlendes Wesen würdelos behandelt wird, ist den Betreibern völlig egal!
Diese Politiker und Entscheidungsträger haben jeglichen Scham verloren. Sie lügen und sie wissen das sie lügen und so ein Verhalten halte ich für zu tiefst verachtenswert.
» Ein Lügner ist der, der weiß das er lügt. Der Verlogene dagegen hält seine Lüge für die Wahrheit. Das bedeutet im Verlogenen ist die Wahrheit schon verloren gegangen. Nur im Lügner bleibt die Wahrheit erhalten. «Hanna Arendt (Philosophin, Autorin)
Alle anderen Befürchtungen, wie Alte könnten das Gefühl haben ihrer Familie zur Last zu fallen oder auf welche Art auch immer sich genötigt sehen aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, lassen sich durch Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten klären.
Ich finde es sehr traurig, das unsere Gesellschaft alten und kranken Menschen das Gefühl vermittelt nur noch eine Last für Angehörige und die Gesellschaft zu sein! Alte Menschen sollten von der Gesellschaft wertgeschätzt werden, sie haben viel geleistet: Ihren Kindern Bildung ermöglicht, soziale Kompetenz vermittelt und dafür viele Opfer gebracht. Sie haben Jahrzehnte gearbeitet und so zum Wohlstand dieser Gesellschaft beigetragen.
» Wir haben ein Krankheitssystem und kein Gesundheitssystem «Maja Göpel Transformationsforscherin
Krankheiten als Instrument für Wirtschaftswachstum
Krankheiten sind der zweit größte Faktor für Wirtschaftswachstum, der größte sind Kriege und dieses System ist auf Wachstum durch Konsum und Konkurrenz auf Gedeih und Verderb um JEDEN Preis angewiesen!
Für mich ist das der wahre Grund, warum man die aktive Sterbehilfe nicht erlaubt und die Politik nichts tut.
Der Kabarettist Volker Pispers sagt: Der Konsumismus ist die neue Religion der Deutschen und erklärt in wenigen Minuten den Kapitalismus und wie dieser immer mehr Menschen psychisch krank macht:
Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=knHK1rfBhig&t=330s
Dass das keineswegs übertrieben ist zeigen Blitzentscheidungen der Bundesregierung, die mal eben von heute auf morgen die Banken mit mehreren Milliarden rettet, weil sie systemrelevant sind oder 100 Milliarden für die Bundeswehr locker zu machen.
Was könnte man mit 100 Milliarden alles Gutes für das Volk im sozialen und gesundheitlichen Bereich tun und dieser Bereich ist lebensrelevant.
Zur Erinnerung: Wir leben angeblich in einer Demokratie. In einer Demokratie ist das Volk der Souverän und der Staat der Diener, Bürger haben Rechte und Pflichten, der Staat aber auch. Ich bin kein Militärexperte, aber ich bezweifle stark, dass man für 100 Milliarden eine verteidigungsfähige Bundeswehr aufbauen könnte. 35 F-35A Jagdflugzeuge wurden für mehr als 8 Milliarden Euro gekauft. Zum Vergleich: Russland verfügt über ca 1.400 Jagdflugzeuge und Flugzeuge für Bodenangriffe (Statistik).
Die Rolle der Kirchen
Wenn ich daran denke, was die Kirche zu diesem Thema beiträgt, dann wird mir kotzübel. Hochrangige Kirchenvertreter wie Bischöfe und Kardinäle, aber auch einfache Priester maßen sich an zu glauben, zu wissen was Gottes Wille wäre, wenn sie sagen:
Gott hat uns das Leben geschenkt, nur er darf es uns auch nehmen
.
Hier misst die Kirche Leben mit zweierlei Maß, denn dann dürften wir unsere Haustiere auch nicht einschläfern lassen, wenn sie unheilbar erkranken und sterben. Auch ihr Leben wurde ihnen von Gott geschenkt.
Vor Gott sind nicht nur alle Menschen gleich sondern alle Geschöpfe Gottes.
Woher will man wissen, was Gottes Wille wäre? Und was haben manche Kirchenvertreter für ein verstörtes Bild von Gott? Als ob er ein Sadist wäre, der seine Geschöpfe gerne bis zum bitteren Ende quält und leiden sehen möchte, so wie viele Kirchenvertreter offenbar Geschöpfen Gottes gerne absichtlich Leid zufügen, sprich:
Kinder misshandeln und missbrauchen.
Für mich ist Gott mitfühlend und liebend und er würde sicherlich nicht wollen, dass seine Geschöpfe unnötige Qualen und großes Leid ertragen müssen. Er wäre entsetzt, wenn er sehen würde, wie seine Geschöpfe sich gewaltsam töten, weil man ihnen das verwehrt, was man Haustieren zugesteht:: Einen sanften Tod durch einschläfern.
Er wäre entsetzt, wenn er sehen würde, wie würdelos und gering schätzend wir mit Menschen in Alten- und Pflegeheimen umgehen, um Gewinne zu erzielen.
Sterbehilfe im Buddhismus
Nachdem mir die westliche Psychologie nicht mehr weiterhelfen konnte orientierte ich mich hin zur fernöstlichen buddhistischen Psychologie, d.h. ich wusste erst gar nicht, dass ich das tat, als ich eine Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) begann, nachdem mir eine Therapeutin das Buch von Dr. Russ Harris Wer dem Glück hinterherrennt läuft daran vorbei: Ein Umdenkbuch empfahl.
ACT gründet, wie alle neueren Verhaltenstherapien auf der buddhistischen Psychologie. Das erfordert ein radikales Umdenken im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie. Ich hatte und habe das große Privileg einen großartigen Psychotherapeuten zu haben, der selbst Buddhist ist und mein Lehrer war und dank ihm habe ich 2012 angefangen die Lehren Buddhas zu studieren, zunächst nur säkular seit kurzem bin ich gläubiger Buddhist in der Tradition des engagierten und modernen Buddhismus, gegründet von Thich Nhat Hanh.
Thich Nhat Hanh sagt in diesem Video auf die Frage eines Kursteilnehmers, ob Sterbehilfe im Buddhismus erlaubt ist:
Das Leben besteht aus Leiden. Es kann aber nicht Sinn des Lebens sein, die ganze Zeit zu leiden. Das Leiden muss irgendwann enden.
Quelle:https://www.youtube.com/watch?v=zHpZno9epXY&t=1s
und spricht sich damit für aktive Sterbehilfe aus.
Unterscheidung von relativer und absoluter Wahrheit im Buddhismus
Seit ich die buddhistische Lehre studiere und praktiziere habe ich keine Angst mehr vor dem Tod.. Im Buddhismus unterscheidet man zwischen der absoluten Wahrheit und der relativen Wahrheit. In der relativen Wahrheit werden wir geboren, leben und sterben. In der absoluten Wahrheit gibt es weder Geburt noch Tod sondern nur Transformation.
Verstärkt hat sich diese Erkenntnis durch zwei kurze außerkörperliche Momente in einer tiefen Meditation, während der ich aus meinem Körper trat, wie Dr. Strange in den Marvel Comics und mir bewusst wurde, das es ein Leben außerhalb dieser sterblichen Hülle gibt, auf die mein Astralkörper blickte.
Eines der Gesetze der Thermodynamik, denen das Universum folgt besagt: Energie und Materie können sich nicht auflösen oder ins nichts verschwinden und auch nicht aus dem Nichts erscheinen, sie sind nur transformierbar. Wir sind Geschöpfe dieses Universums und bestehen aus Energie und Materie.
Thich Nhat Hanh beschreibt dies so:
Stell Dir vor, du blickst hinauf in den Himmel
und siehst eine wunderschöne Wolke,
und Du magst die Wolke so sehr.
Doch plötzlich ist die Wolke nicht mehr da.
und du denkst, sie ist gestorben.
Wo ist meine geliebte Wolke jetzt?
Doch wenn Du Zeit hast,
nachzudenken, hinzusehen,
dann siehst Du,
dass die Wolke nicht gestorben ist.
Die Wolke ist Regen geworden.
und wenn Du den Regen ansiehst,
dann siehst Du Deine Wolke.
und wenn du deinen Tee achtsam trinkst,
dann siehst du den Regen in deinem Tee,
und deine Wolke.
und du sagst: Hallo meine Wolke,
ich weiß, dass du nicht gestorben bist.
Du lebst noch, in einer neuen Gestalt.
Wie ich sterben möchte
Das gilt so auch für den Tod. Der Tod ist nicht das Ende, wir leben in einer anderen Form weiter. Wenn ich sterbe verlasse ich meinen Körper, meine sterbliche Hülle. Ich werde mich verbrennen lassen und meine Asche unter einem Baum in einem Friedwald zu verstreuen.
Das Wurzelgeflecht des Baumes nimmt die Nährstoffe aus meiner Asche auf und ich werde teil dieses Baumes sein, ich werde in diesem Baum weiterleben.
- Wer mich sehen will, braucht nur den Baum anzusehen.
- Wer mich berühren will, braucht nur den Baum zu berühren.
- Wer mich umarmen will, braucht nur den Baum zu umarmen.
- Wer mit mir reden, braucht nur den Baum anzusprechen.
Seit Peter Wohlleben wissen wir, dass Bäume fühlende Wesen sind, die Familien gründen, miteinander kommunizieren und sich gegenseitig helfen, über das unterirdische Wurzelgeflecht und in dem sie Pheromone absondern.
Was kann es für einen Sterbenden ein größeres Geschenk geben, als anderen das Leben zu schenken?
Die Sicherheit aktive Sterbehilfe jederzeit bekommen zu können würde eine Zentnerlast von meinen Schultern nehmen, die mich niederdrückt und handlungsunfähig macht. Ich würde wieder leben können, ich wäre frei! Denn das hier, der Zustand, in dem ich mich seit mehr als 10 Jahren befinde, hat rein gar nichts mit leben zu tun, das ist ein überleben, mit der zweifelhaften aber noch hoffnungsvollen Möglichkeit, irgendwann wieder leben zu können. Dafür gibt es einen Grund und den erfährst Du im zweiten Teil.
Was die Möglichkeit aktive Sterbehilfe zu bekommen für mich bedeuten würde »
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