Die Weihnachtszeit, die Depression und ich

Lesedauer: 11 Minuten

Seit ich Depressionen habe, ist die Weihnachtszeit die schlimmste Zeit des Jahres. Besonders Heiligabend. Die Weihnachtszeit ist das Fest der Familie, heißt es und diese drei Tage machen mir schmerzlich bewusst, dass ich keine eigene Familie habe. Ich habe liebevolle Eltern und einen Bruder, den ich ebenso liebe, der eine eigene Familie hat. Es tut weh, das zu sehen, wenn er mit Familie zu besuch kommt, trotzdem freue ich mich, ihn und meine Neffen zu sehen. Dieses Jahr kommen sie und ich bin vollkommen überfordert, ich möchte mich wie all die Jahre zuvor gerne zurückziehen, meine Neffen kennen mich kaum.

Die Depression lähmt mich in dieser Zeit deshalb ganz besonders. Ich habe nicht mal eine Partnerin und die Einsamkeit ist, obwohl ich mich im Kreise meiner Familie befinde, besonders stark zu spüren und das ist kaum zu ertragen. Schon in den letzten Jahren war das schwierig. Heiligabend mit meinen Eltern dazusitzen und gemeinsam zu essen, sich zu beschenken. In diesem Moment wird mir stets bewusst, dass ich der Grund bin, dass meine Eltern kein glückliches Leben mehr haben, auch wenn mir klar ist, dass es nicht meine Schuld ist. Schuld würde bedeuten, ich hätte sie absichtlich unglücklich gemacht. Diese Schuld tragen andere, die, die mich in der Psychiatrie mit Psychopharmaka zugedröhnt haben, ohne mich darüber aufzuklären, was sie mir da geben und was für Risiken und Nebenwirkungen damit verbunden sind und der falsche Entzug, der die Depressionen ausgelöst hat.

Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen an Heiligabend mit meinen Eltern einen Mr. Bean Abend zu machen. Mein Papa hat seit einem Jahr Leukämie und ist nicht wieder zu erkennen!

Deshalb kommt mein Bruder mit Familie, es könnte sein letztes Weihnachten sein und sein letztes Mal seine Enkel zu sehen. Mein Papa liebt Kinder über alles und freut sich, wenn er sie zum lachen bringt!

Es tut so weh, diesen Menschen, der so aktiv war, sportlich, bei der Arbeit als Verputzer auch mal außen das Gerüst hochgestiegen ist so bis in den 5. Stock, wenn das Mama gewusst hätte, ich habe es gesehen, weil ich 14 Tage lang dabei war, ein Ferienjob am Bau in schwindelerregender Höhe! Mein Bruder war auch dabei, bekam aber gleich am ersten Tag die schwere Lucke, des Durchgangs auf das nächste Stockwerk des Gerüsts auf den Kopf, Gehirnerschütterung.

Ich bin wie mein Papa jeden Morgen um 5 Uhr aufgestanden, nach Frankfurt mit ihm und Arbeitskollegen gefahren und abends um 18:00 Uhr völlig k.o. zu Hause angekommen. Mein Papa hat mir und meinen Bruder so alles finanziert was wir brauchten, Bildung vom Kindergarten bis zum Abitur, Berufsausbildung und jedes Wochenende haben wir tolle Ausflüge gemacht.

Zwei Gefühle erfüllen mich in dieser Zeit, Freude, meinen Bruder und meine Neffen zu sehen und Traurigkeit, noch mal direkt zu erfahren, dass ich keine eigene Familie habe. Beim letzten Mal hatte ich mir fest vorgenommen dabei zu sein, aber ich spürte schon am Nachmittag, dass ich das nicht schaffen würde.

Meine Neffen fremdeln, wenn sie bei mir sind, ist ja auch kein Wunder wir kennen uns nicht. Meine Schwägerin ist eine komplizierte durch und durch bayrische Frau, in jedem Satz schwingt ein Vorwurf an meine Mutter mit, es wird kritisiert. Ich hatte einige Male die Gelegenheit mit ihr zu sprechen und ich habe das Vorwurfsvolle einfach nicht wahrgenommen und siehe da, ich konnte mich mit ihr einigermaßen normal unterhalten. Meine Mutter besitzt diese Fähigkeit nicht, für die ich 10 Jahre buddhistische Psychologie brauchte.

Es ist geplant, dass sie am ersten Feiertag abends kommen und es DAS bayrische Leibgericht gibt: Brezeln, Weißwurst und Sauerkraut. Mein Darm sagt jetzt schon nein Danke! Ich weiß aber auch nicht, ob ich überhaupt irgendwas essen könnte, am ehesten noch die Brezel. Die Glutenunverträglichkeit hat sich gebessert, durch die Reduzierung des SSRI-Antidepressiva. Ich werde wohl Schmerzmittel nehmen müssen.

Ich befinde mich seit längeren im Entzug von verschiedenen Psychopharmaka. Nach meinem Crash vor 2 Jahren nehme ich alle Medikamente in Maximaldosis, das half mir damals nicht suizid zu begehen aufgrund starker Akathisie. Außerdem wurde mir noch 300 mg Pregabalin verordnet, das habe ich in den letzten 2 Jahren auf 100 mg reduziert. Leider sind die Nebenwirkungen bisher nicht weniger geworden und Pregabalin ist ein fieses Medikament, es macht Dich dumm! Das Kurzzeitgedächtnis verabschiedet sich, die Konzentration gleich mit und ich habe die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches, der einmal im Glas die Runde gedreht hat und sagt: ach hier war ich noch gar nicht, auch schön hier. Ich habe Wortfindungsstörungen, Gedanken verschwinden ins Nichts, so wie wenn ich sie nicht sofort aufzeichne, denn sie kommen nicht wieder, wie Socken, die verloren gehen und niemals wieder auftauchen 😉 Dazu kommt noch verschwommenes Sehen.

In diesem Zustand kann ich weder Karten, Scrabble oder klassische Spiele wie Uno spielen, was ich in der Psychiatrie gerne gespielt habe. Ich könnte das schon spielen, aber ich weiß nicht, ob es mir und meinen Neffen spaß machen würde. Ich denke eher nicht.

Geschenke hat mein Bruder ausgesucht, jeder bekommt ein T-Shirt von Levis. Ich weiß nicht, warum, ist das gerade wieder in Levis zu tragen?
Mein Papa hat 3 KG Navel Orangen von Sizilien bekommen, die sind heute schon angekommen. Die besten Orangen der Welt, sagt mein Papa, ich kann sie nicht essen, wegen der Fruktose.

Meine Mama bekommt einen Gutschein für zwei zum Waldbaden mit Achtsamkeitsübungen und Qui Gong. Ich hoffe, dass ich die zweite Person sein kann, mein Papa geht nicht, das wäre zu anstrengend, er braucht einen Rollator. Ansonsten lässt sich sicher eine zweite Person finden.

Ich habe bereits heute begonnen meine Meditationen und Übungen verstärkt zu üben, Problem, die Depression lässt es nicht zu, dass ich das täglich schaffe, obwohl es mir wirklich gut tut!

Das ist das fiese an einer Depression, hat schon was hinterlistiges, nervtötendes an sich.

Let go, das Beitragsbild ist das, was wohl das wichtigste und schwerste gleichzeitig ist für diese Zeit und für das ganze Leben zu praktizieren. Let go in Deutsch lass los oder loslassen, bedeutet hier alles da sein zu lassen wie es ist, ohne etwas zu bewerten oder zu verdrängen, alle Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen erlauben da sein zu dürfen oder wie Eckart Tolle es so treffend sagt

Es ist wie es ist, wie könnte es anders sein, wenn es schon ist wie es ist.

Bis zum Crash vor 2 Jahren war ich da richtig gut drin. Sylvester ist auch so ein furchtbarer Abend, früher habe ich mit meinen Freunden gefeiert, diese Freunde habe ich nicht mehr, ich habe gar keine Freunde mehr seit 2017. Da versuchte mein Psychiater, im Glauben allwissend zu sein, mein SSRI abzusetzen. Ich nahm 60 mg Paroxetin. Ich hatte zuvor zwei schlimme Benzodiazepinentzüge hinter mir, war seit 5 Jahren frei davon und dachte, noch schlimmer als das kann es nicht werden! Da musste ich bitter erfahren Schlimmer geht immer!

Offiziell wird alle 4 Wochen die Dosis geteilt, was viel zu schnell ist und die Dosierungen sind viel zu hoch, es kommt in der Regel zu einem SSRI-Absetzsyndrom, in Foren auch SSRI-Langzeitentzugssyndrom genannt, das SSRI-Absetzsyndrom ist schon seit einigen Jahren nicht mehr Bestandteil des Beipackzettels von SSRI/SNRI. Das haben sie mal wieder sauber hinbekommen, die Pharmaindustrie, die schlimmer als die Mafia ist! Jetzt steht dort Absetzreaktionen, Absetzsymptome oder Absetzerscheinungen, je nach Hersteller. Es wird noch immer stark verharmlost, was Dauer und Schwere der Entzugssymptome angeht. Ich hatte eine Woche starke Akathisie, Akathisie ist ein Entzugssymptom von SSRI, Akathisie ist so ziemlich das schlimmste was ich bisher erlebt habe. Es verursacht eine extrem starke Unruhe und sich einem automatisch aufdrängende Suizidgedanken der aller schlimmsten Sorte, eben weil der Drang da ist. Ich hatte schon zuvor Suizidgedanken, aber mir war bewusst, dass das nicht in Frage kommt.

Akathisie macht auch morbide Gedanken, feindselig und aggressiv. Es verändert die Persönlichkeit stark, auch wenn im Beipackzettel steht, verändert die Persönlichkeit nicht. Es gibt eine Website ssristorys.org, die dokumentiert alle Fälle bei denen offiziell mitgeteilt wurde, das der Gewalttäter oder auch Amokläufer unter dem Einfluss eines SSRI/SNRI bzw. im Kaltentzug oder Ich habe meinen Freunden schlimme Dinge gesagt, vor allem meiner besten Freundin, die am längsten zu mir gehalten hat. Als das Medikament wieder auf der Anfangsdosis war, verschwand die Akathisie nach 2 Tagen. Jetzt versuche mal Deinen Freunden klar zu machen, dass das nicht der Markus war, den sie kennen, sondern durch einen Behandlungsfehler bei der Medikation ausgelöste starke Persönlichkeitsveränderung war und jetzt wieder alles ok ist. Niemand, wirklich niemand hat mir geglaubt, dass das nicht ich war, ich selbst glaubte ja, das bist Du jetzt: Ein feindseliger, verbitterter Mensch, ich wusste nicht, das ich Akathisie hatte und zum Glück war ich zu dieser Zeit schon in der Selbsthilfeszene unterwegs und hatte es mal irgendwo gelesen.

Am nächsten Morgen praktizierte ich die Atemmeditation und die [tooltip tip=”»Die Mettâ-Meditation«, auch Meditation der »Liebenden Güte« genannt, ist eine buddhistische Meditationspraxis zur Entwicklung von mehr Selbstmitgefühl … zum Glossar »”] »Die Mettâ-Meditation« und schloss meine ganze Familie darin mit ein, meine Eltern, mein Bruder, meine Neffen, meine Schwägerin. Ich öffnete mein Herz für alle, wünschte uns allen, dass

wir frei von Schmerz und Leid sein mögen,
dass wir glücklich und zufrieden sein mögen,
dass wir gesund sein mögen,
dass wir mit Leichtigkeit und Gelassenheit leben mögen und
das wir sicher und geborgen sein mögen.

Ich meditierte vor meinem PC, da ich kürzlich ein Bild des lächelnden Thich Nhat Hanh mit dem wunderschönen Satz Smiling is mouth yoga als Hintergrundbild installiert hatte, also zu deutsch Lächeln ist Mundyoga. Wenn ich diesen Menschen ansehe, wie er friedlich lächelnd mich anschaut, dann öffnet sich mein Herz ganz automatisch.

Thich Nhat Hanh smiling is mouth yoga

Als meine Neffen gefolgt, von meinem Bruder mein Zimmer betraten, fühlte ich Schmerz und Freude zugleich in meinem Herzen. Ich überreichte die Karten an meine Neffen und sagte ihnen, dass ich mich freuen würde, sie zu sehen und gab ihnen dabei die Hand. Sie sind stets sehr schüchtern, wenn sie mir begegnen, obwohl sie sonst sehr lebendig sind. Ich hörte sie die ganze Zeit durchs Haus toben. Ich verstehe das, sie kennen mich ja kaum. Ich hoffe, dass sich das bald ändert, wenn ich die Psychopharmaka doch noch absetzen kann und damit auch die Depression geht. Meinem Bruder nahm ich kurz in den Arm und er fragte mich, wie es mir geht. Ich antwortete: Es geht so, was bei Menschen mit Depressionen eigentlich heißt: mir geht es schlecht, aber so direkt will man das dann niemanden sagen. Wenn ich einen Termin bei meinem Therapeuten habe, begrüßt dieser mich stets sehr herzlich und freudestrahlend und es schmerzt mich jedes Mal ihm sagen zu müssen, dass es mir schlecht geht.

Die restliche Zeit zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück. Am nächsten Morgen wollte ich mich eigentlich von ihnen verabschieden, aber ich schaffte es erst um 10:00 Uhr aufzustehen. In letzter Zeit fällt mir das Aufstehen morgens besonders schwer.

Das schönste Geschenk, das mein Bruder mir machte, war, dass er mich und mein Verhalten verstand, er verteidigte mich vor seiner Frau, die das nicht verstand, wie ich hinterher von meiner Mutter erfuhr.

Er versteht mich und mein Leiden und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Weihnachten ist für viele Menschen mit Depressionen eine schwierige Zeit und auch die Tage zwischen den Jahren und Sylvester. Alles ist festlich geschmückt, in den Straßen gibt es Lichterketten, beleuchtete Weihnachtssterne, die Häuser sind beleuchtet, überall stehen geschmückte Weihnachtsbäume, Weihnachtslieder werden gesungen, Kinder freuen sich auf die Bescherung und Menschen trinken Glühwein auf Weihnachtsmärkten. Es werden Plätzchen gebacken, was Kindern viel Freude bereitet, wenn sie so wie mein Bruder und ich dabei helfen durften und schon da einige Plätzchen aßen , man muss ja wissen ob das Produkt gut geworden ist 😉

Weihnachtsmärkte: Ich erinnere mich noch gut daran, als ich mit meiner besten Freundin, die auch Depressionen hat auf einem Weihnachtsmarkt war. Die ganze Atmosphäre dort passte so gar nicht zu unserem Innenleben. Wir kamen uns vor, wie Außerirdische. Als dann auch noch ein Lebkuchenmädchen (eine junge Frau in einem Lebkuchenkostüm, wirklich bizarr) auf uns zukam und uns frohe Weihnachten wünschte, schauten wir uns mit offenem Mund an und fragten uns, wer hier eigentlich verrückt ist und mussten lachen. Eigentlich wäre das Ganze nur mit Alkohol zu ertragen gewesen, da wir beide keinen Alkohol trinken durften, gingen wir. Zumindest hatten wir einen spaßigen Moment zusammen. Ein Lebkuchenmädchen: Als ich auf dem Rückweg zu meiner Freundin sagte, ich hätte sie am liebsten angeknabbert, weil sie auch noch sehr attraktiv war, konnte sich meine Freundin vor Lachen nicht mehr halten. Ein schöner Moment.

Es sind diese Momente, die selbst diese Zeit erträglich machen, diese kleinen Oasen des Glücks, meine Neffen zu sehen, meinen Bruder zu umarmen oder wie damals auf dem Weihnachtsmarkt meine beste Freundin in einer für sie genauso schmerzvollen Zeit, wie für mich, zum Lachen zu bringen.

Für mich ist Weihnachten die Zeit anderen Menschen etwas Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Eigentlich ist das doch auch der tiefere Sinn von Weihnachten und nicht der Konsumwahnsinn, der daraus geworden ist. Wir feiern die Geburt eines außergewöhnlichen Menschen, der außergewöhnliches tat, Jesus Christus. 2500 Jahre vor ihm wurde Siddharta Gautama geboren, der Buddha, der ein ebenso außergewöhnlicher Mensch war, der außergewöhnliches tat. Das ist für mich der Grund warum ich mich von der katholischen Kirche und auch dem Christentum abwendete, Jesus war kein Gott und Buddha (Siddharta Gautama) auch nicht, sie waren Menschen und mir gefällt die Vorstellung, das Jesus eine Frau hatte, aber das passt dann ja nicht mehr zur Mär von der unbefleckten Empfängnis und Jesus als Gottes Sohn.

Wenn Weihnachten vorbei ist, steht der nächste schlimme Abend schon vor der Tür: Sylvester, dass ich wie die letzten Jahre allein zu Hause verbringen werde und wenn draußen die Raketen gezündet werden und das Feuerwerk den Himmel in bunten Farben und Formen erleuchtet, sich Menschen in die Arme fallen, Pärchen sich küssen und sich alle ein gutes neues Jahr wünschen, sitze ich im Dunkeln und habe meine Kopfhörer auf, höre meine Lieblingsmusik, damit ich das Knallen der Böller nicht hören kann und das Feuerwerk nicht sehen kann.

Von Feuerwerk halte ich nichts, es erschreckt unsere Haustiere, besonders für Hunde ist das panisch. Wir hatten einen Dackel, der hat sich wenn es los ging in irgendeinem Bett versteckt, ich weiß bis heute nicht, wie er das hinbekam, es wir wie der Bau eines Fuchses, am Ende zitterte der kleine Körper, einer von uns setzte sich zu ihm und er kroch soweit vor, bis er die Hand berühren und gestreichelt werden konnte. Wenn er schlief, lag er dort auch oft drin, das Körbchen war wohl nicht so kuschelig und warm.

Da ich mir nie viel aus Sylvester gemacht habe, ist das nicht ganz so schlimm, wie Weihnachten. Trotzdem würde ich gerne, wenn diese Depression mal gegangen ist, wieder mit meinen Freunden ausgelassen feiern, nur mit einer Depression ist das einfach nicht möglich, ich habe es probiert, es ist wie auf dem Weihnachtsmarkt gewesen, ich fühlte mich wie ein Außerirdischer. Während alle fröhlich und ausgelassen waren, zerriss es mich innerlich. Diese radikale Konfrontation meines depressiven Innenlebens mit diesem plötzlichen Ausbruch von Freude und Glück um mich herum, als es 00:00 Uhr war, war unerträglich für mich und deshalb achte ich in dieser Zeit besonders auf mich und ziehe mich eher zurück.

Ich bin deswegen nicht verbittert oder ärgere mich, ich bin traurig ja, aber ich weiß, es würde mir nicht gut tun, in meinem depressiven Zustand auf eine Sylvesterparty zu gehen. Das wäre nicht mitfühlend mir gegenüber. Wenn die Depression gegangen ist, dann werde ich wieder Sylvester feiern. Alles zu seiner Zeit.

Wenn Du auch eine Depression hast, dann lass Dir in dieser Zeit von keiner Person sagen, was Du zu tun hast, was gut für Dich wäre, entscheide selbst, was für Dich gut ist, sei achtsam und mitfühlend zu Dir, sorge für Dich, gleich, was andere von Dir wollen. Suche Deine kleinen Oasen des Glücks, vielleicht gibt es Rituale, die Du in dieser Zeit magst, z. B. ein besonderes Gericht, ein Gedicht, ein besonderer Film, der für Dich zu Weihnachten dazugehört. Bei mir ist es z. B. Weihnachten bei Hoppenstedts des großartigen Humoristen Loriot. Diese Satire von 1978 ist zeitlos witzig. Wie Loriot das Fest der Feste demontiert, ist auch heute noch großes Kino und für mich Anlass zur Freude. Es hat für mich beinahe etwas Versöhnliches, Weihnachten hat dann etwas Humorvolles und gibt mir den Anstoß in den nächsten Tagen die gesamte Fernsehedition von Loriot, die ich auf DVD habe anzusehen und viele Momente der Heiterkeit, des Lachens zu haben, in dieser sonst so düsteren Zeit für mich.

Wer Weihnachten bei Hoppenstedts noch nicht kennt, kann es sich hier ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=MSY71JNvmhI

Noch ein Gedanke zum Schluss: Ich erwarte nicht, dass Menschen, die keine Depression haben, das zu verstehen. Ich wünsche mir nur, dass sie Verständnis zeigen und viele tun das auch, das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Verstehen würde bedeuten: Ich kann Dein Leid, Deinen Schmerz fühlen, weil auch ich diesen Schmerz, dieses Leid schon erfahren habe und weiß, wie Du Dich fühlst.. Verstehen bedeutet mit dem Leidenden verbunden zu sein, weil man selbst schon Leid erfahren hat.

Verständnis zeigen bedeutet: Ich kann zwar nicht wirklich verstehen, wie es Dir geht, was Du gerade fühlst, aber es ist für mich in Ordnung, wenn Du mir sagst, dass Du Dich zurückziehen möchtest, um nicht noch mehr zu leiden, was auch immer der Grund dafür ist.

Ärgere Dich nicht, wenn es Menschen gibt, die dieses Verständnis nicht zeigen. Es liegt nicht daran, dass sie es nicht wollen, sie können es einfach (noch) nicht. Bewahre Dir Dein Mitgefühl für diese Menschen, denn sie leiden ebenso darunter, wie Du.

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.