Dokumentarfilm »Grau ist keine Farbe«© https://www.moviejam.de

Warum ich die Online-Petition zur Einbindung der Aufklärung über Depression in den Schulunterricht nicht unterzeichnen kann.

Lesedauer: 17 Minuten

Der Gymnasiast Alexander Spöri hat zusammen mit einigen Mitschülern eine Online-Petition zur Einbindung der Aufklärung über Depression in den Schulunterricht initiiert. Ich habe Alexander Spörli angeschrieben, um ihm mitzuteilen, dass ich diese Petition nicht unterzeichnen kann. Wer garantiert, dass die Aufklärung in Schulen nicht ebenso einseitig und falsch erfolgt, wie in den meisten Psychiatrien? Ich habe große Sorge, dass mit dieser Petition ein Einfalltor für die Pharmalobby geöffnet wird, deren größtes Geschäftsmodell es wäre, Antidepressiva endlich auch an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren uneingeschränkt verschreiben zu dürfen, was bisher noch verboten ist.

Anders als in Europa dürfen in den USA verschreibungspflichtige Medikamente direkt beworben werden, also auch im TV. Die Hersteller von Antidepressiva machen seit Jahren Werbung für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren mit Antidepressiva bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, obwohl die US-Gesundheitsbehörde FDA, die auch für die Zulassung neuer Medikamente zuständig ist, dies verboten hat. Die Hersteller kassieren dafür Strafzahlungen in Milliardenhöhe, gestehen ihr Fehlverhalten ein, geloben Besserung, nur um im nächsten Jahr eine neue verbotene Werbekampagne zu starten.

Dieses Verhalten zeigt, dass die Hersteller diese Strafzahlungen billigend in Kauf nehmen, denn der zu erwartende Gewinn durch dieses Geschäftsmodell wäre um ein Vielfaches höher. Man kann davon ausgehen, dass die Hersteller von Antidepressiva damit fortfahren werden, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Dies könnte nur beendet werden, wenn Manager und Geschäftsführer mit ihrem Privatvermögen haftbar gemacht werden könnten und auch strafrechtlich, also mit Gefängnisstrafen belangt werden könnten.

Diese Petition könnte eine willkommene Gelegenheit für die Pharmaindustrie sein, ihrem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen.

Als einziges »SSRI-Antidepressivum« darf Prozac (Fluoxetin) bei depressiven Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren schon jetzt eingesetzt werden. Der Hersteller Eli Lilly hatte eine Sonderregelung durch Vorlage gefälschter Studien erwirkt, die bis heute gilt.

Wortlaut der Petition

In keiner Altersgruppe sind Depressionen in Deutschland so weit verbreitet wie unter den 18- bis 29-Jährigen.“ (1) Depressive sind aufgrund ihrer psychisch instabilen Lage häufiger Opfer von Mobbing — besonders in Schulen und Bildungseinrichtungen. Inzwischen ist der Suizid aufgrund depressiver Erkrankung unter Heranwachsenden die zweit häufigste Todesursache. Über die Hälfte aller Betroffenen findet keinen Therapieplatz, Lehrer sind überfordert, Sozialpädagogen ausgelastet, Eltern wissen sich nicht zu helfen und Depressive werden weiterhin stigmatisiert. Das kann so nicht weitergehen!

An deutschen Schulen gibt es Kurse über Verkehrssicherheit, über Alkohol, HIV und Verhütung, es gibt selbst einen Tag der Zahngesundheit, doch über Stresserkrankungen­ wie die Depression -­ gibt es gar keine Aufklärung oder niederschwellige Hilfsangebote. Ganz im Gegenteil: Psychische Krankheiten werden oftmals totgeschwiegen. Und das obwohl die Depression laut Weltgesundheitsorganisation bis 2021 die zweithäufigste psychische Erkrankung auf der ganzen Welt werden soll.

Das wollen wir ändern und fordern eine adäquate Beachtung von psychischen Krankheiten im Lehrplan von Schulen und die Unterstützung und Hilfestellung für psychisch kranke Jugendliche. In unserer Heimat Bayern fangen wir an und richten deswegen diese Petition an den bayerischen Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo.

Quelle: https://www.change.org/p/michael-piazolo-binden-sie-endlich-aufkl%C3%A4rung-%C3%BCber-depression-in-den-schulunterricht-ein-herr-piazolo?recruiter=940049013&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=share_petition&utm_term=share_petition

Ziele der Petition

Folgende Ziele wurden formuliert:

  • Ausweitung der curricularen Ausbildung für Lehrkräfte und Schulsozialpädagogen zum Thema Depressionen, Suizid und psychische Krankheiten im Allgemeinen
  • Verpflichtende Einbindung des Themas in den Lehrplan beispielsweise im Rahmen des Biologie- oder Deutschunterrichts mit Anbindung an verschiedene literarische Epochen
  • Schaffung von auf wissenschaftlichen Informationen basierenden, verpflichtenden Informationsveranstaltungen während der Schulzeit für alle Schüler ab der neunten Klassenstufe, da vor allem hier kontinuierlich ansteigender Druck durch Schulprüfungen (z.B. Mittlere Reife) zu verzeichnen ist
  • Schaffung von niederschwelligen Hilfsangeboten, die sich in wissenschaftlichen Studien erwiesen haben, in Kooperation mit lokalen Kliniken und Therapeuten. Eine Kooperation zwischen dem Staatsministerium für Kultus und Unterricht und dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege könnte hier zielführend sein.

Quelle: https://www.change.org/p/michael-piazolo-binden-sie-endlich-aufkl%C3%A4rung-%C3%BCber-depression-in-den-schulunterricht-ein-herr-piazolo?recruiter=940049013&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=share_petition&utm_term=share_petition

Aus den formulierten Zielen der Petition ergeben sich für mich folgende Fragen:

  • Wie soll gewährleistet werden, dass bei einer Ausweitung der curricularen Ausbildung für Lehrkräfte und Schulsozialpädagogen zum Thema Depressionen, Suizid und psychische Krankheiten im Allgemeinen diese nicht ebenso einseitig und falsch erfolgt, wie an den Universitäten und in Psychiatrien?
  • Die verpflichtende Einbindung in den Lehrplan im Rahmen des Biologieunterrichts wäre eine willkommene Gelegenheit für die Pharmalobby ihre falsche und wissenschaftlich widerlegte These vom biochemischen Ungleichgewicht im Gehirn als Hauptursache für Depressionen und dessen Beseitigung durch die Behandlung mit Antidepressiva weiter zu verbreiten. Wie kann das verhindert werden?
  • Auf welchen wissenschaftlichen Informationen basieren die verpflichtenden Informationsveranstaltungen und wie kann gewährleistet werden, dass diese unabhängig von der Pharmalobby erfolgen?

Meine Meinung: Es dürfte schwer werden, den Einfluss der Pharmalobby auf die beiden Staatsministerien zu verhindern. Meiner Meinung nach wird eine Umsetzung dieser Ziele ganz im Sinne der Pharmalobby erfolgen. Man wird sich an den bestehenden Leitlinien der Psychiatrie orientieren und das falsche und wissenschaftlich widerlegte Standarderklärungsmodell von Pharmaindustrie und Psychiatrie, wie es dort und an Universitäten gelehrt wird, auch in der Schule lehren.

Sogar jetzt, wo dieses Erklärungsmodell durch wissenschaftliche Studien widerlegt wurde, wird es weiterhin so gelehrt, die Leitlinien im Gegensatz zu, zum Beispiel Großbritannien, nicht geändert.

Aus diesem Anlass habe ich Alexander Spörli angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten.

Mein Schreiben an Alexander Spörli

Sehr geehrter Herr Spörli,
sehr geehrtes Team,

im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich diese Petition sehr kritisch. Ich weiß, dass diese Petition aus bester Absicht initiiert wurde: Schüler über die Ursachen, die Behandlung und den Umgang mit Depressionen aufzuklären. Ich selbst habe seit mehr als 10 Jahren eine schwere Depression. Ich weiß, was es bedeutet mit dieser Erkrankung zu leben und wie wichtig es ist, darüber aufzuklären und zu deren Entstigmatisierung beizutragen. Über Depressionen zu sprechen darf kein Tabu mehr sein, eine Depression ist keine Schwäche, es ist eine ernst zu nehmende potenziell tödliche Erkrankung, die jeden treffen kann. Daher finde ich es gut, darüber so früh wie möglich aufzuklären.

Ich bin aber auch Betroffener eines Forums von Menschen, die schlimme Erfahrungen mit der Einnahme und oder dem Absetzen von Antidepressiva gemacht haben, die viel zu leichtfertig zur Behandlung selbst von leichten bis mittelschweren Depressionen verschrieben werden (obwohl dies gegen die Leitlinien verstößt) und häufig ohne dass eine Aufklärung über deren geringe Wirksamkeit, die bekannten Risiken und Nebenwirkungen erfolgt (wozu Ärzte laut Urteil des BGH selbst dann verpflichtet sind, wenn diese im Beipackzettel genannt werden, siehe Az. VI ZR 289/03). Das habe ich selbst oft genug erlebt, sei es in Psychiatrien oder bei Psychiatern.

Ich nehme seit 2009 das SSRI-Antidepressiva Paroxetin ein. 2013 versuchte ich es das erste Mal abzusetzen und musste feststellen, dass dies nicht möglich war. Ich bekam ein starkes »SSRI-Absetzsyndrom«, das keineswegs so harmlos ist, wie im Beipackzettel beschrieben und auch länger als ein paar Wochen oder Monate anhalten kann. Inzwischen habe ich weitere 8 gescheiterte Entzugsversuche hinter mir. Wenig bekannt ist bisher, dass insbesondere die Einnahme moderner Antidepressiva (SSRI/SNRI) bei Langzeiteinnahme (länger als ein halbes Jahr, sämtliche Studien zu diesen Medikamenten gehen nicht länger als ein halbes Jahr) zu einer körperlichen Abhängigkeit führen kann. Das geschieht häufiger, als allgemein bekannt.

In Zusammenarbeit mit der medizinischen Leitung der drei ehemaligen Landeskrankenhäuser Klingenmünster, Alzey und Andernach, sowie dem Krankenhauses »Zum Guten Hirten« Ludwigshafen, der Pflege und den Aktivisten Dr. h.c. Peter Lehmann und Markus Kaufmann hat das NetzG-RLP e.V.(Landesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit) wurde ein Aufklärungsbogen über Wirkungsweise, Nebenwirkungen, Reduzieren, Abhängigkeit und Absetzen von Antidepressiva erstellt. Man kann hier durchaus schon von einem Meilenstein sprechen, denn auf Seite 12 heißt es:

Antidepressiva können besonders bei längerer Einnahme eine körperliche Abhängigkeit erzeugen.

Dieser Bogen kann kostenlos von jedem hier heruntergeladen und gelesen werden:

Hier findest Du den Aufklärungsbogen Antidepressiva als pdf-Datei zum Download

Es gibt auch ein eigenes Forum für diese Betroffenen, gegründet von Betroffenen, das ADFD (»Antidepressiva Forum Deutschland«). Zur Zeit ist es für Neuanmeldungen geschlossen, da es insbesondere nach dem hervorragenden Artikel bei »ZEIT ONLINE« als Folge des für großes Aufsehen erregenden Artikels in der »New York Times«, über das hohe Abhängigkeitspotenzial, zu einer Flut von Neuanmeldungen kam, die das Team nicht mehr bewältigen kann.

Ich würde Sie bitten beide Artikel zu lesen und das Forum zu besuchen. Sie werden feststellen, dass es zum Thema Antiderpessiva absetzen über 100.000 Beiträge gibt, während es zum Thema Benzodiazepine absetzen, die nachweislich abhängig machen, was so auch im Beipackzettel steht, gerade einmal etwas mehr als 41.000 sind. Hier die Links zu den Artikeln:

Many People Taking Antidepressants Discover They Cannot Quit (New York Times)

Antidepressiva – Wenn die helfenden Pillen abhängig machen (ZEIT ONLINE)

Insbesondere die auch in der Zeit erwähnte Studie von Claire Cartwright und Kollegen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4970636/), die Entzugssymptome bei 3/4 aller Patienten nachweisen konnte, ist besorgniserregend.

Ich selbst betreibe einen Blog, in dem ich, wie das ADFD auch, über die Ursachen von Depressionen und über Wirkungsweise, Nebenwirkungen und Risiken, wie ein hohes körperliches Abhängigkeitspotenzial und erhöhtes Suizidrisiko (bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren um bis zu 50% erhöht) von Antidepressiva aufkläre.

Bereits 2004 warnte die FDA (US-Gesundheitsbehörde, die auch für die Zulassung neuer Medikamente zuständig ist) davor, dass moderne Antidepressiva Angst, Erregungszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Feindseligkeit, Impulsivität, Akathisie (starke Ruhelosigkeit und häufigste Ursache für Suizide und Suizidversuche), Hypomanie (abnormale Aufgeregtheit) und Manie (Psychose, charakterisiert durch übersteigerte Gefühle, Größenwahn) verursachen können.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=x86aCDtvbT0 | Sprache: Englisch | Länge: 1:46 Minuten.

Ich würde Sie auch bitten meine Abhandlung zur Problematik zu lesen. Sie werden feststellen, dass ich sorgfältig recherchiert habe und alle Fakten mit Quellen versehen habe.

Es ist unerlässlich sich die Problematik aus unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen, um den komplexen Zusammenhang von dem zu verstehen, was man als »die unheilvolle Allianz von Psychiatrie und Pharmaindustrie« bezeichnet könnte. Das tue ich in meiner Abhandlung.

Ganz wichtig ist mir, dass Sie sich gut informieren und kompetente und vor allem unabhängige Beratung einholen für die Umsetzung des Projekts.

Nicht geeignet dafür sind die beiden großen Selbsthilfe-Organisationen für Menschen mit Depressionen, die Deutsche DepressionsLiga e. V. die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und deren Begründer und 1. Vorsitzender Prof Ulrich Hegerl von der Psychiatrie der Universität Leipzig. Professor Hegerl arbeitet nachweislich eng mit der pharmazeutischen Industrie zusammen, er hält für diese Vorträge, sitzt in Gremien von Unternehmen und berät diese, wofür er großzügige Honorare erhält u.a. von der Firma Lundbeck, Hersteller von Cipralex, (siehe https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank/empfaenger/ulrich-hegerl-/), einem der meist verschriebenen SSRI-Antidepressiva weltweit.

»ZEIT ONLINE« hat über die Stiftung und Professor Hegerl einen bemerkenswerten investigativen Artikel geschrieben und Herrn Hegerl interviewt. In diesem kurzen Interview widerspricht er sich selbst.

Depressionen – Aus dem Schatten ans Licht (ZEIT ONLINE)

Beide Organisationen behaupten in ihren Satzungen pharmaunabhängig zu sein, was stark zu bezweifeln ist, angesichts dieser Tatsachen und der Tatsache, dass beide Antidepressiva zur Behandlung von Depressionen, auch von leichten und mittelschweren Depressionen uneingeschränkt empfehlen, OHNE auf deren Risiken und Nebenwirkungen und die geringe Wirksamkeit in ihren Publikationen und ihren Websites hinzuweisen.

Ich habe große Sorge, dass Sie mit dieser Petition ein Einfalltor für die Pharmalobby öffnen, deren größtes Geschäftsmodell es ist, Antidepressiva endlich auch an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren uneingeschränkt verschreiben zu dürfen (was bisher noch verboten ist) und dies seit Jahren durch verbotene Werbung in den USA versucht und regelmäßig dafür milliardenschwere Strafzahlungen in Kauf nimmt (zu letzt GlaxoSmith&Kline, Hersteller des SSRI-Antidepressivum Paroxetin im Jahr 2012 mit der Rekordstrafe von 3 Milliarden US-Dollar).

Wie soll gewährleistet werden, dass die Aufklärung in Schulen nicht ebenso einseitig und falsch erfolgt, wie in den meisten Psychiatrien? Das Standarderklärungsmodell der Pharmaindustrie und Psychiatrie ist, dass ein biochemisches Ungleichgewicht im Gehirn Hauptursache für Depressionen ist und dass Antidepressiva dieses Ungleichgewicht beseitigen. Diese These steht in jedem Fachbuch über Depressionen, sie wird an Universitäten gelehrt und Patienten in der Psychiatrie vermittelt (ich selbst habe dies mehrfach in Gruppentherapien gelehrt bekommen).

Viele Patienten sind erleichtert, dass ihre psychische Störung, eine scheinbar körperliche Ursache hat, nämlich ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn und das dieses Ungleichgewicht durch die Einnahme eines Medikamentes beseitigt werden kann und oft führt das tatsächlich dazu, dass es ihnen besser geht, wegen des Placeboeffekts. Die Ärzte können ein Heilmittel anbieten und die Pharmaindustrie verkauft genau dieses Heilmittel.

Die verheerenden Nebenwirkungen, wie aggressives und gewalttätiges Verhalten, Persönlichkeitsveränderungen, Suizidalität und Folgeerkrankungen wie Manien und Psychosen werden dabei nicht erwähnt. Diese Standarderklärung steht in jedem Lehrbuch und jedem Fachbuch über Depressionen. Es wurde auf Tausenden von Webseiten im Internet verbreitet.

Es gibt nur ein Problem: Diese These ist falsch, sie wurde durch wissenschaftliche Studien (Irving Kirsch, Jay Fournier und andere) widerlegt.

Es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass diese Medikamente zu über 83% über den »Placeboeffekt« wirken und erst bei sehr schweren Depressionen signifikant besser wirken als ein Placebo.

Dennoch wird dieses Erklärungsmodell weiter so gelehrt und verbreitet.

Die Rechtfertigung lautet oft: Die Patienten sind mit diesem Erklärungsmodell zufrieden, sie sind erleichtert und können ihre Krankheit erklären. Es geht ihnen damit besser.

Angesichts der bekannten Risiken und Nebenwirkungen ist das unverantwortlich.

Cartoon grauenhaftes Monster

»Sie haben recht, sich in ein grauenhaftes Monster zu verwandeln, ist unter den möglichen Nebenwirkungen nicht aufgelistet.«

Erfreulich: In Großbritannien wurden daraufhin die Leitlinien zur Behandlung von Depressionen und für die Rückfallprävention geändert. Die Leitlinien empfehlen die Gabe von SSRI-Antidepressiva nur noch bei schweren Depressionen. In Deutschland fehlt eine so klar formulierte Änderung der Leitlinien bisher. Ich würde mir wünschen, dass man sich an der Leitlinie Großbritanniens orientieren würde.

In Deutschland ist die DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) für die Behandlungsleitlinien von psychischen Erkrankungen zuständig. in Ihrer Leitlinie zur Behandlung von bipolaren Störungen heißt es:

Breit rezipiert wurden die Studien von Kirsch und Kollegen, die postulieren, dass möglicherweise ca. 50% der Wirkung von Antidepressiva auf Placeboeffekte zurückzuführen ist. So fanden die Autoren, dass im Bereich leichter Depressionen die Placebowirkung einen Großteil des antidepressiven Effektes von Medikamenten ausmacht und dass erst bei schweren Depressionen, im Rahmen des Rückgangs der Placebowirkung, ein wahrer Medikamenteneffekt zum Tragen kommt. Konkret bedeutet dies, dass die Differenz zum Placeboeffekt den von ehemals von der NICE als Grenzwert der klinischen Signifikanz festgelegten Wert von d=0,5 erst ab einem Hamilton-Depressionsscore von 28 überschreitet. Eine neuere Studie bestätigt den hohen Placeboanteil der medikamentösen antidepressiven Therapie  […]

Da die DGPPN keine eigenen Studien durchführt und die Studien von Kirsch und Fournier die einzig relevanten Studien dazu sind und insbesondere Prof. Kirsch auch Einsicht in die von der Pharmaindustrie nie veröffentlichten Studien hatte, kann man davon ausgehen, dass diese Werte der Realität entsprechen, wie die DGPPN auf einen Wert von 50% kommt erschließt sich nicht.

Die Psychopharmaka-Industrie hat Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren als neuen gigantischen Absatzmarkt ausgemacht und versucht mit allen Mitteln, Antidepressiva auch an diese Gruppe zu verkaufen.

Auf dem Markt der seelischen Kinderkrankheiten sei aber noch Platz,

findet Ellen Leibenluft, eine Psychiaterin vom US-amerikanischen »National Institute of Mental Health« in Bethesda und Mitglied der DSM-Arbeitsgruppe »Störungen in Kindheit und Jugend« (Das DSM ist das diagnostische Handbuch der Psychiatrie, es enthält alle psychischen Störungen, die als krankhaft gelten und mit Psychopharmaka behandelt werden dürfen. Treibende Kraft hinter dem DSM ist die Pharmaindustrie, deren Ziel es ist immer mehr normale Gemütszustände zu pathologisieren und mit Psychopharmaka behandeln zu dürfen. Für viele Psychiater wiederum ist es das höchste Ziel eine neue psychische Störung zu entdecken und damit namentlich im DSM genannt zu werden, um sich so quasi unsterblich zu machen). Auf einem der ersten Treffen der Gruppe 2008 hielt Leibenluft einen Vortrag über übellaunige Kinder, die leicht reizbar seien und zu Wutausbrüchen neigten. Anders als Kinder mit bipolarer Störung hätten sie allerdings nicht so heftige Stimmungsschwankungen. Leibenluft, die selbst zwei normale Söhne hat, schlug die Definition einer neuen Krankheit vor, die vor dem zehnten Geburtstag zu diagnostizieren sei. »Severe Mood Dysregulation«, die »schwere Launen-Fehlregulation«.

Quelle: Spiegel 04-2013 »Wahnsinn wird normal« von Jörg Blech

Im folgenden Videoclip »DSM-5 Fever« zum Song »Staying Alive« der Bee Gees zeigt er, wie Psychiater praktisch im Vorbeigehen Menschen psychiatrische Diagnosen anhängen können und nahezu jedes menschliche Verhalten als psychiatrische Störung diagnostizieren können, der DSM-5 macht es möglich.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=0rm5p3DTyE8 | Sprache: Englisch | Länge: 2:17 Minuten.

Übersetzung der Fachbegriffe:

OCD: Obsessive-Compulsive Disorder – Zwangsstörung
Anxiety – Angststörung
Bereavement – Trauer
Autism – Autismus
ADHD: Attention Deficit Hyperactivity Disorder – Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
DMDD: Disruptive Mood Dysregulation Disorder – affektive Dysregulation, hervorgegangen aus der Severe Mood Dysregulation (SMD), »schwere Launen-Fehlregulation«
BP: bipolare Störung

Ich kann mir keine neutrale und kritische Aufklärung durch geschulte Lehrer in Schulen vorstellen, wenn dies nicht mal in Psychiatrien möglich ist, aufgrund des großen Einflusses der pharmazeutischen Industrie. Dennoch möchte ich Ihnen einige kompetente und seriöse Ansprechpartner dafür nennen:

Bruno Müller-Oerlinghausen: Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie sowie Klinische Pharmakologie mit besonderem Arbeitsschwerpunkt in der Psychopharmakologie. Er ist emeritierter Professor an der »Freien Universität Berlin«.
Dr. Peter Ansari: Arzt, Autor und Begründer der Internetplattform depression-heute.de. Peter Ansari hat ein wichtiges Buch geschrieben Unglück auf Rezept – Die Antidepressivalüge und ihre Folgen.
Professor Hendrik Walter von der »Charité Berlin«: Leiter der ersten Langzeitstudie zum Absetzen von Antidepressiva.
Professor Klaus Lieb: Leiter der »Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Mainz«. Die Universität Mainz hat eine besonders kritische Einstellung zur Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie und nun beschlossen weitesgehend pharmaunabhängig zu behandeln und zu forschen.
Peter Lehmann: Sozialwissenschaftler, Autor, Verleger, Medizinjournalist.

Ich werde dieses Schreiben an Sie als Beitrag in meinem Blog und im ADFD publizieren, daher hätte ich gerne eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen. Ich möchte wissen, wie Sie eine von der Pharmaindustrie unabhängige Aufklärung über Depressionen in Schulen verwirklichen wollen, ohne dass das geschieht, was in der Psychiatrie seit Jahrzehnten gängige Praxis ist, eine leichtfertige Gabe von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka aufgrund des großen Einflusses der Pharmaindustrie und Behandlungsleitlinien, die nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft sind, was zu großem Leid führen kann.

Im Namen aller schon jetzt Betroffenen und zukünftig Betroffenen möchte ich Sie bitten, diese Problematik nicht leichtfertig abzutun. Die Auswirkungen von Psychopharmaka auf das sich noch in der Entwicklung befindlichen Gehirns eines Kindes oder Jugendlichen sind enorm und das kann fatale gesundheitliche Konsequenzen haben. Es gibt bis heute keine Beweise dafür, dass die Ursache einer Depression ein biochemisches Ungleichgewicht im Gehirn ist und das Antidepressiva dieses Ungleichgewicht beseitigen.

Ganz im Gegenteil: Antidepressiva lösen insbesondere bei Langzeiteinnahme ein solches Ungleichgewicht erst aus. Das alles mag schwer zu glauben sein, denn die Pharmaindustrie hat durch gigantische Marketingkampagnen in den letzten Jahrzehnten und insbesondere bei der Einführung der modernen Antidepressiva, ihre These des biochemischen Ungleichgewichts als Hauptursache einer Depression und dessen erfolgreiche Behandlung mit Antidepressiva als Wahrheit propagiert, indem sie ihre These immer wieder wiederholt hat und Experten, die sich einen Namen machen wollten benutzt hat, um die These zu verbreiten, bis sie schließlich zu einer von der Gesellschaft, von der Ärzteschaft, den Universitäten und Psychiatrien angenommenen Wahrheit wurde.

Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe, wie Naivität, Gutgläubigkeit, Dummheit, Ignoranz, Arroganz, Kalkül (um Karriere zu machen) oder der Wunsch, leidenden Patienten schnelle und unkomplizierte Hilfe anbieten zu können. Man muss allen aber auch den Vorwurf machen, diese These nie selbst hinterfragt und kritisch überprüft zu haben und selbst jetzt, nachdem diese These wissenschaftlich widerlegt wurde, weiter daran festzuhalten, was angesichts der geringen Wirksamkeit dieser Medikamente und ihren schwerwiegenden Risiken und Nebenwirkungen unverantwortlich und nicht länger zu akzeptieren ist.

Bemerkenswert ist, dass selbst die Psychiater und Ärzte, die Antidepressiva verschreiben, kaum Vertrauen in diese haben, das zeigt eine Studie.
Laut einer Studie von Mendel und Kollegen aus dem Jahr 2010 würden nur 40% aller Psychiater Antidepressiva selbst einnehmen, die sie leichtfertig und oft ohne auf deren Risiken und Nebenwirkungen hinzuweisen ihren Patienten verordnen. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der Psychiater Antidepressiva zur Behandlung empfehlen, von denen Sie selbst nicht überzeugt sind, dass diese ihren Patienten helfen und nicht schaden werden und das die meisten Psychiater*innen auf die Frage von ihren Patienten Was würden Sie an meiner Stelle tun?, diese anlügen, das zeigt die folgende Grafik (linkes Diagramm):

Gegenüberstellung: Verordnung von Antidepressiva und Antipsychotika durch Psychiater und ob sie diese selbst einnehmen würden?

© Cambridge University Press: 02 January 2018

  • 1. Säule zeigt, die reguläre Empfehlung, die sie einem Patienten geben würden, wenn sie der behandelnde Arzt wären. (regular recommendation role)
  • 2. Säule zeigt, was Psychiater ihren Patienten empfehlen würden, wenn diese sie fragen würden, was sie an ihrer Stelle tun würden. (what-would-you-do role)
  • 3. Säule zeigt, was sie selbst tun würden, wenn sie Depressionen hätten. (self-role)

Bei den Antipsychotika (rechtes Diagramm) ist das Vertrauen mit unter 20% noch geringer.

What would you do if you were me, doctor?: randomised trial of psychiatristsʼ personal v. professional perspectives on treatment recommendations.

Wie man Massen manipuliert, das erkannte schon Gustave Le Bon in seinem Bestseller “Die Psychologie der Massen” von 1895. Dort schreibt er:

Das Wiederholte befestigt sich so sehr in den Köpfen, dass es schließlich als eine erwiesene Tatsache angenommen wird.

Herzlichen Gruß

Markus Hüfner

Antwort von Alexander Spörli vom 18.04.2019

Sehr geehrter Herr Hüfner,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Es wäre für uns einfacher, wenn wir kurz telefonieren könnten?
Ich kann Ihnen gerne Auskunft geben, eine schriftliche Stellungnahme können wir jedoch aufgrund der vielen Anfragen, in kurzer Zeit (auch aufgrund der anstehenden Abiturprüfungen) nicht im Detail geben.

Dennoch möchten wir jenen Sachverhalt selbstverständlich nicht unkommentiert lassen.

Mit besten Grüßen,

Alexander Spöri
Produzent von MovieJam Studios

Meine Antwort vom 18.04.2019

Lieber Alexander Spörli,

ich habe Verständnis dafür, dass Sie aufgrund der genannten Gründe keine schriftliche Stellungnahme abgeben können. Melden Sie sich doch wieder bei mir, wenn Sie Zeit gefunden haben, die Artikel zu lesen und sich gründlich darüber informiert haben. Dann können wir gerne telefonieren, vorher macht es meiner Meinung nach wenig Sinn, da Sie sonst nicht auf dem gleichen Kenntnisstand sind und sich dazu auch nur schwer eine Meinung machen können, ohne die Fakten zu kennen.

Ich wünsche mir nur, dass es ernst genommen und berücksichtigt wird, weil es sehr sehr wichtig ist! Bitte haben Sie auch Verständnis dafür, dass ich diese Petition aus den genannten Gründen nicht unterzeichnen kann.

Ich wünsche Ihnen dennoch viel Erfolg dafür, ebenso wie für die Abiturprüfung und dass es Ihnen gelingt, es so umzusetzen, wie ich mir das als Betroffener wünsche. Dabei können Ihnen die genannten Ansprechpartner sicherlich kompetent helfen und auch wenn sich Professor Hegerl anbieten sollte, bitte ich Sie inständig darum, nicht mit ihm zusammen zu arbeiten und auch nicht mit den beiden Organisationen, die ihrer Pflicht in keinster Weise nachkommen, obwohl sie beide für sich in Anspruch nehmen die Interessen ALLER Menschen in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu vertreten, was sie faktisch nicht tun, wenn sie diejenigen systematisch ignorieren, die schlimme Erfahrungen mit der Einnahme und oder dem Absetzen von Antidepressiva gemacht haben.

Ich habe selbst mehrmals versucht Herrn Hegerl zu einem Dialog zwischen uns Betroffenen und der Stiftung zu bewegen, ich wollte Brücken bauen, wir wollen mit unserem Leid gesehen und anerkannt werden, Herr Hegerl war sehr unfreundlich und zu keinem Dialog bereit. Immerhin konnte ich den stellvertretenden Vorsitzenden der Deutsche Depressionliga dazu bewegen an einem Kongress in Herford teilzunehmen über Risiken, Nebenwirkungen und Abhängigkeitspotenzial von Antidepressiva, auf dem internationale Experten Vorträge hielten und Studien vorstellten u.a. Dr. David Healy zur Suizidalität unter SSRI. Er war sichtlich beeindruckt und versprach die Thematik in die Neuauflage der Info-Broschüre mit aufzunehmen. Leider konnte er sich nicht gegen den 1. Vorsitzenden durchsetzen, die Broschüre blieb nahezu unverändert.

Das zeigt, wie starr und uneinsichtig diese beiden Organisationen sind und dass sie keine kompetenten und seriösen Ansprechpartner sind, aber großen Einfluss haben, wie Sie sicher auch festgestellt haben, beide sind überall präsent, die meisten Journalisten, Portale im Internet, die Apotheken-Umschau beziehen sich auf sie. Das ist kein seriöser Journalismus und sie bieten beiden Organisationen eine willkommene Plattform ihre falschen Thesen, Meinungen, Vermutungen als Fakten dem Leser zu suggerieren. Das ist ein großes Ärgernis.

Mit besten Grüßen

Markus Hüfner

Meine E-Mail vom 26.04.2019

Lieber Alexander Spörli,
liebes Moviejam Team,

der Beitrag ist nun fertig. Ich habe ihn auf meinem Blog publiziert. Ich bitte jeden Einzelnen von Euch diesen wichtigen Beitrag sorgfältig zu lesen. Der Beitrag ist mit einem Glossar verlinkt, in dem unbekannte Begriffe erklärt werden, ebenso sind alle wichtigen Studien und Fakten zu meiner recherchierten Abhandlung zur Problematik der Antidepressiva verlinkt.

Ergänzung: Es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen Beweis, dass eine Depression durch ein biochemisches Ungleichgewicht an Botenstoffen ausgelöst wird und dass Antidepressiva dieses Ungleichgewicht beseitigen. In diesem Kontext ist eine Depression also keine biologische Erkrankung. Eine Depression ist viel mehr die Reaktion von Körper und Psyche auf anhaltenden Stress. In der Schule sind da sicherlich Leistungsdruck und Mobbing zu nennen, aufgrund des herrschenden Wirtschaftssystems, dass auf Wachstum durch Wettbewerb angelegt ist.

Leider widerspricht das der Natur des Menschen. Der Mensch ist von Natur aus ein mitfühlendes und kooperatives Wesen. Wir werden also in ein System geboren, darin erzogen und sozialisiert, dass wider unserer Natur ist, kein Wunder also, dass Menschen davon krank werden. Es wird meiner Meinung nach nichts bringen nur über Depressionen aufzuklären. Es müssen die sozialpsychologischen Ursachen dafür erkannt und beseitigt werden, statt Schüler oder Arbeiter und Angestellte stressresistenter zu machen, durch Selbstoptimierung bzw. Optimierung der Produktivität des Einzelnen.

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, der Art und Weise, wie wir wirtschaften und leben wollen, herbeiführt. Das würde eine radikale Reform des gesamten Bildungssystems und der Leistungsgesellschaft erfordern, so wie es der Gehirnforscher Gerald Hüther fordert. Seiner Meinung nach hindert das jetzige Bildungssystem nach dem Leistungsprinzip einzelne Personen an ihrer Potentialentfaltung. Wir lernen am schnellsten und am effektivsten, wenn wir etwas mit Begeisterung tun, daher schreibt Gerald Hüther in seinem klugen Buch Was wir sind und was wir sein könnten auch, dass Begeisterung Dünger für das Gehirn ist. Das Buch sollte jeder gelesen haben und Gerald Hüther setzt sich mit der von ihm gegründeten Akademie für Potentialentfaltung dafür ein. Er sagt

Wir brauchen Gemeinschaften, deren Mitglieder einander einladen, ermutigen und inspirieren, über sich hinauszuwachsen

Ergänzung von Dirk Schadt, Soziologe und Heilpraktiker für Psychotherapie und ein wertvoller Freund:

Das Problem an der Diagnose Depression ist, dass es eigentlich gar keine medizinische Diagnose ist, sondern lediglich eine Beschreibung, ohne dass auf die unterschiedlichsten Ursachen geschaut wird. Letzten Endes ist die Pseudo-Diagnose Depression dadurch lediglich ein Sammeltopf für Menschen mit Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit und schwermütigen Gedanken. Und in diesem Sammeltopf landen Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen. Mehr als 100 unterschiedliche reale Krankheiten können zu depressiven Symptomen führen (Schilddrüsenprobleme, Entzündungen, Magen-Darm-Probleme, etc.), und die häufig schnell vergebene Diagnose Depression führt dazu, dass diese Krankheiten oft unentdeckt und nicht behandelt bleiben, und weitere somatische Symptome werden als psychosomatisch deklassiert, was häufig zu medizinischen Odysseen bzw. dem so genannten Ärzte-Hopping führt. Antidepressiva sind bei dieser Gruppe kontraindiziert, weil sie lediglich kurzfristig Symptome unterdrücken, jedoch die Ursache weiterhin besteht.
Und dann gibt es die nicht körperlich verursachten Fälle von Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit und Schwermut, die biografisch verständlich sind. Auch bei dieser Gruppe sind Antidepressiva kontraindiziert, weil sie lediglich dazu führen, dass das Problem verschleppt wird und anschließend das Problem der Antidepressiva-Abhängigkeit noch dazu kommt.

Aus meiner Sicht wäre es daher hilfreich, das wissenschaftlich überholte Konzept der Depression einfach abzuschaffen, da der Begriff insgesamt mehr schadet als nutzt.
Und wenn über das Thema seelische Gesundheit aufklärt wird, dann sollte man auch dieses Gedicht von J.A. Carter-Winward im Englisch-Unterricht einsetzen. Dabei lernt man mehr als aus den meisten Aufklärungs- und Anti-Stigma-Kampagnen:

Akathisia–How Bad Can Good Be?

Akathisie ist eine starke innere Unruhe, der Drang aus der eigenen Haut zu fahren und Hauptursache für Suizide und Suizidversuche als Nebenwirkung von Antidepressiva. Ich selbst habe Akathisie erlebt.

Tatsächlich kommt es bei jedem 10. Schilddrüsenpatienten zur Fehldiagnose Depression, da eine Unterfunktion der Schilddrüse exakt die gleichen Symptome hat, wie eine Depression oder Angststörung. Ebenfalls kann eine Nebennierenschwäche Symptome einer Depression hervorrufen (siehe Dr. Klaus Strienz Schilddrüsenunterfunktion – besser auf die Symptome achten und Nebennierenschwäche – Stress stört die Hormon-Balance). Wird beides behandelt, verschwindet die Depression/Angststörung recht schnell wieder. Dies wäre bzgl. der Aufklärung über Depressionen ein wichtiges Thema für den Biologieunterricht.

Psychische Erkrankungen – Oft Fehldiagnosen bei Schilddrüsenpatienten

Die Problematik ist komplex, so komplex, dass nicht nur eine Reform des Bildungssystems sondern auch der Psychiatrie dringend notwendig wäre, alles zum Wohl des Einzelnen, um unnötige Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen mit Antidepressiva zu vermeiden, um nicht in die Drehtür der Psychiatrie zu geraten mit einer psychiatrischen Behandlung nach der anderen mit Psychopharmaka, aus der man nur sehr schwer, wenn überhaupt, wieder rauskommt. Ihr werdet auf massiven Widerstand stoßen, wenn Ihr Euer Vorhaben, dass ich für wichtig aber auch gefählich halte, wirklich im Sinne von Schülern/Studenten umsetzen wollt und nicht im Sinne von Psychiatrie und Pharmaindustrie. Diese werden alles tun, damit sich nichts ändert, sie sind voneinander abhängig, sie profitieren am Meisten davon und haben mehr zu verlieren, als Ihr zu gewinnen habt.

Engagierte Betroffene, aufgeklärte Ärzte, seriöse Wissenschaftler kämpfen seit der Einführung der modernen Antidepressiva dafür, dass die tatsächlichen Fakten zur Problematik der Antidepressiva, Aufmerksamkeit finden und man muss ehrlich sagen, bisher wurde aufgrund der mächtigen Pharmalobby nicht viel erreicht.

Es werden mehr Antidepressiva denn je verschrieben, auch bei nicht indizierten Erkrankungen wie Menstruationsbeschwerden, Rückenschmerzen, vorzeitiger Samenerguss, Beschwerden in den Wechseljahren, Inkontinenz, Schmerzzuständen, Alkoholismus, innere Unruhe und Schlafstörungen (Quelle: Unglück auf Rezept – Die Antidepressivalüge und ihre Folgen von Peter und Sabine Ansari).

Warum immer mehr Antidepressiva verschrieben und verkauft werden?

Bitte seit achtsam und Euch der Tragweite dieser Petition bewusst, die, wenn sie richtig umgesetzt würde, zu einer wertvollen Debatte über die Änderung unserer Art und Weise zu wirtschaften und zu leben, beitragen könnte.

Mit besten Grüßen

Markus Hüfner

Aloha

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.