Im Artikel Das wird schon wieder!? Diese 7 Sätze sind für Depressive keine Hilfe von Wiebke Raue von der Gesundheitsplattform Onmeda werden einige, fatale falsche Aussagen über die Ursachen von Depressionen und über Antidepressiva getroffen und als wissenschaftlich auf dem neuesten Stand
bezeichnet. Das ist eine Irreführung des Lesers. Neueste Forschungsergebnisse werden ignoriert und eine Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen von Antidepressiva erfolgt gar nicht. Daher bat ich die Autorin um eine schriftliche Stellungnahme sowie eine Korrektur der falschen Aussagen.
Sehr geehrte Frau Raue,
sehr geehrte Redaktion,
soeben habe ich Ihren Beitrag Das wird schon wieder!? Diese 7 Sätze sind für Depressive keine Hilfe
zum Thema Depressionen gelesen, den ich begrüßen würde, als wertvollen Beitrag für Angehörige, Partner, Freunde und Arbeitskollegen von Menschen mit Depressionen, wenn da nicht die unhaltbaren wissenschaftlich falschen Aussagen zu Punkt 7 wären. Ich selbst habe Depressionen und nehme seit 2006 Paroxetin ein, ein »SSRI-Antidepressivum«. Auf meiner Website vf989lz1b47.c.updraftclone.com kläre ich über die Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamente auf.
Unter Punkt 7 gehen Sie auf die Behandlung einer Depression durch Antidepressiva ein und schreiben, ich zitiere:
4 von 5 Deutschen sind der Meinung, Antidepressiva würden abhängig machen. Auch viele Depressive glauben das – und lehnen die Medikamente aus Angst ab. Antidepressiva zählen zu den Psychopharmaka. Manche Psychopharmaka können tatsächlich abhängig machen, so zum Beispiel die beruhigend wirkenden Benzodiazepine. Der Konsument benötigt immer höhere Dosen, um noch einen Effekt zu spüren. Bei Antidepressiva ist das jedoch nicht der Fall.
Antidepressiva wirken auf den Hirnstoffwechsel ein, indem sie Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin beeinflussen. So sorgen sie dafür, dass bestimmte Prozesse im Hirn wieder reibungslos ablaufen.
Wenn Patienten die Medikamente nach längerem Gebrauch nicht mehr einnehmen, können sogenannte Absetzerscheinungen auftreten. Sie lassen sich jedoch reduzieren, indem die Betroffenen das Medikament „ausschleichend“ absetzen, also schrittweise die Dosis verringern.
Antidepressiva machen weder high noch abhängig. Die Medikamente sind vor allem für Menschen mit einer mittelschweren bis schweren Depression von Nutzen, oft gemeinsam mit einer Psychotherapie.
Es wundert mich sehr, dass Sie die Serotoninthese (biochemisches Ungleichgewicht im Hirnstoffwechsel), als Hauptursache für Depressionen benennen, da diese längst durch wissenschaftliche Studien eindeutig widerlegt wurde, von Professor Irving Kirsch von der Harvard University und Jay Fournier von der Pittsburgh University. Beide konnten nachweisen, dass diese Medikamente zu 75-83 % (je nach Studie) über den »Placeboeffekt« wirken. Selbst die DGPPN, (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde), die für die Erstellung der Behandlungsleitlinien für psychische Erkrankungen zuständig ist, stellt in ihrer Behandlungsleitlinie für Depressionen, die Sie als Quelle angeben fest:
Breit rezipiert wurden die Studien von Kirsch und Kollegen [30-32], die postulieren, dass möglicherweise ca. 50 % der Wirkung von Antidepressiva auf Placeboeffekte zurückzuführen ist. So fanden die Autoren, dass im Bereich leichter Depressionen die Placebowirkung einen Großteil des antidepressiven Effektes von Medikamenten ausmacht und dass erst bei schweren Depressionen, im Rahmen des Rückgangs der Placebowirkung, ein wahrer Medikamenteneffekt zum Tragen kommt. Konkret bedeutet dies, dass die Differenz zum Placeboeffekt den von ehemals von der NICE als Grenzwert der klinischen Signifikanz festgelegten Wert von d=0,5 erst ab einem Hamilton-Depressionsscore von 28 überschreitet [30]. Eine neuere Studie [33] bestätigt den hohen Placeboanteil der medikamentösen antidepressiven Therapie.
Da die DGPPN keine eigenen Studien durchführt und die Studien von Kirsch und Fournier die einzig relevanten Studien dazu sind und insbesondere Prof. Kirsch auch Einsicht in die von der Pharmaindustrie nie veröffentlichten Studien hatte, kann man davon ausgehen, dass diese Werte der Realität entsprechen, wie die DGPPN auf einen Wert von 50% kommt erschließt sich nicht.
Daher stellt sich mir die Frage, ob Sie diese wichtigen Studien bei der Recherche für Ihren Beitrag berücksichtigt haben oder ob Sie sich, wie leider so viele Medien und Journalisten, auf die Aussagen von Prof. Ulrich Hegerl von der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« (im folgenden mit DDH abgekürzt) verlassen haben? Herr Hegerl pflegt nachweislich intensive Kontakte zur Pharmaindustrie und ist für diese beratend tätig. Er sitzt in Gremien, hält Vorträge und bekommt für seine Tätigkeiten großzügige Honorare u.a. von der Firma Lundbeck, Hersteller von Cipralex (SSRI-Antidepressiva), (siehe https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank/empfaenger/ulrich-hegerl-/), einem der meist verschriebenen SSRI-Antidepressiva weltweit.
Als Quellen für Ihren Beitrag geben Sie u.a. an:
Pressemitteilung der Deutschen Depressionshilfe: Volkskrankheit Depression – So denkt Deutschland (28.11.2017)
Stiftung Deutsche Depressionshilfe & Deutsche Bahn Stiftung: Deutschland-Barometer Depression. Volkskrankheit Depression – so denkt Deutschland. www.deutsche-depressionshilfe.de (Stand: November 2017)
Sie bewerben Ihren Beitrag mit dem Hinweis:
Dieser Artikel wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst. Unsere Inhalte basieren auf fundierten wissenschaftlichen Quellen, die den derzeit anerkannten medizinischen Wissensstand widerspiegeln. Wir arbeiten eng mit medizinischen Experten zusammen.
Diese Aussage ist irreführend, denn Sie suggeriert dem Leser, dass der Beitrag auf wissenschaftlichen Fakten beruht. Allerdings enthält er unhaltbare Thesen, wie die These vom biochemischen Ungleichgewicht als Ursache einer Depression und der Beseitigung dieses Ungleichgewichts durch die Einnahme von Antidepressiva. Diese These wurde durch die Studien von Kirsch und Kollegen wissenschaftlich eindeutig widerlegt. Auch gibt es bis heute keinen Beweis, dass Antidepressiva nicht abhängig machen, im Gegenteil.
Bereits 2004 warnte die FDA (US-Gesundheitsbehörde, die auch für die Zulassung von Medikamenten zuständig ist) davor, dass SSRI-Antidepressiva Angst, Erregungszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Feindseligkeit, Impulsivität, Akathisie (starke Ruhelosigkeit), Hypomanie (abnormale Aufgeregtheit) und Manie (Psychose, charakterisiert durch übersteigerte Gefühle, Größenwahn) verursachen können.
Dazu kommt das erhöhte Suizidrisiko (bis zu 50% erhöht, vor allem bei Jugendlichen) und das hohe Abhängigkeitspotenzial. Insbesondere bei Langzeiteinnahme (länger als ein Jahr) können diese Medikamente abhängig machen.
Die Charité Berlin führt derzeit die erste Langzeitstudie dazu durch, da sich bisherige Studien maximal auf ein halbes Jahr beschränken, so der Studienleiter Prof. Hendrik Walter. Man will auch herausfinden, wie sich zwischen Absetzsymptomen und Symptomen der Rückkehr der Depressionen unterscheiden lässt. Warum haben Sie sich nicht an Professor Walter gewandt, als Sie diesen Beitrag geschrieben haben und dazu recherchiert haben?
Hinsichtlich des hohen Abhängigkeitspotenzials, insbesondere nach Langzeiteinnahme, sind kürzlich zwei wichtige Artikel erschienen, die für großes Aufsehen gesorgt haben, einer in der New York Times (über 1100 Kommentare) und kurz darauf einer in der ZEIT ONLINE (über 1000 Kommentare). Ich würde Sie bitten, diese zu lesen:
Many People Taking Antidepressants Discover They Cannot Quit (New York Times)
Antidepressiva – Wenn die helfenden Pillen abhängig machen (ZEIT ONLINE)
Insbesondere die auch in der Zeit erwähnte Studie von Claire Cartwright und Kollegen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4970636/), die Entzugssymptome bei 3/4 aller Patienten nachweisen konnte, ist besorgniserregend.
Dr. David Healy, MD FRCPsych (Direktor des »North Wales Department of Psychological Medicine«) und Dr. Charles Medawar von »Social Audit UK« forschen seit Jahren im Bereich der SSRI-Antidepressiva. Ihre Arbeiten geben Anlass zu der Vermutung, dass die Gefahren von SSRI-Antidepressiva vor allem in Bezug auf ihr Abhängigkeitspotenzial stark unterschätzt werden.
In Zusammenarbeit mit der medizinischen Leitung der drei ehemaligen Landeskrankenhäuser Klingenmünster, Alzey und Andernach, sowie dem Krankenhauses »Zum Guten Hirten« Ludwigshafen, der Pflege und den Aktivisten Dr. h.c. Peter Lehmann und Markus Kaufmann hat das NetzG-RLP e.V.(Landesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit) wurde ein Aufklärungsbogen über Wirkungsweise, Nebenwirkungen, Reduzieren, Abhängigkeit und Absetzen von Antidepressiva erstellt. Man kann hier durchaus schon von einem Meilenstein sprechen, denn auf Seite 12 heißt es:
Antidepressiva können besonders bei längerer Einnahme eine körperliche Abhängigkeit erzeugen.
Dieser Bogen kann kostenlos von jedem hier heruntergeladen und gelesen werden:
Hier findest Du den Aufklärungsbogen Antidepressiva als pdf-Datei zum Download
Ich bin einer von vielen Betroffenen, die negative Erfahrungen mit der Einnahme und/oder dem Absetzen dieser Medikamente gemacht haben, die selbst von den beiden großen Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Depressionen (»Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und »Deutsche Depressionsliga e.V.«), im folgenden mit DDL abgekürzt, systematisch geleugnet werden. Die DDH und die DDL erwähnen all diese für Patienten wichtigen Fakten mit keinem Wort. Beide Organisationen nehmen für sich in Anspruch die Interessen ALLER Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu vertreten, was sie faktisch nicht tun, wenn sie das Leid derjenigen ignorieren, die negative Erfahrungen mit diesen Medikamenten gemacht haben. Beide Organisationen empfehlen auf Ihren Websites und in ihren Publikationen Antidepressiva als gut wirksame und nebenwirkungsarme Behandlungsmethode
und das Antidepressiva nicht abhängig machen
und die Persönlichkeit nicht verändern
.
Wenn man eine Empfehlung zur Behandlung abgibt, dann erwarte ich von einer Selbsthilfe-Organisation, deren oberste Intention das Wohlbefinden und die Gesundheit derjenigen sein sollte, die sie vertritt, auch über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.
Unabhängiger und seriöser Qualitätsjournalismus sieht für mich anders aus. Es ist keinesfalls seriös, sich bei diesen für Betroffene wichtigen Thema auf die Aussagen einer Organisation zu berufen, deren Begründer und 1. Vorsitzender nachweislich eng mit der Pharmaindustrie zusammenarbeitet und dafür großzügige Honorare im 4-stelligen Bereich erhält. Mit etwas mehr Recherche hätten Sie das leicht selbst herausgefunden. ZEIT ONLINE hat einen lesenswerten Beitrag über Irving Kirschs Studie und Ulrich Hegerl geschrieben. Zwei Journalisten hatten ihn nach einem Vortrag beim jährlichen Depressionskongress der DDH und der DDL, interviewt und Herr Hegerl widersprach sich in diesem Interview selbst, wie Sie feststellen werden. Auszug aus dem Artikel von ZEIT ONLNE:
Alles, was wir reden und tun, hat mit den Hirnfunktionen zu tun. So auch die Depressionen. Hormone im Gehirn, sagt er,
können aus dem Gleichgewicht sein. Vom Serotonin haben Sie vielleicht gehört.Die gute Nachricht sei, fügt er hinzu, dass es Medikamente gebe, die die Chemie im Gehirn wieder in Ordnung brächten
und nicht nur die Symptome beseitigen, sondern die Krankheit auch in ihrem Kern angehen.
[…]
Zurück zu Professor Hegerl, dem Mann, der den Vortrag vor über 1.000 Patienten hielt – am Tag danach waren wir mit ihm zum Interview verabredet. Auf dem Weg wurde er immer wieder von Kongressteilnehmern aufgehalten. Gab Autogramme, nahm Dank und Geschenke entgegen. Die Menschen waren ihm dankbar dafür, dass er ihnen eine Erklärung für ihr Leid anbietet und Heilung in Aussicht stellt. Dann saßen wir in einem schlichten Besprechungsraum, das Aufnahmegerät zwischen uns. Und plötzlich baute auch er den Zweifel in seine Worte ein:
Es ist zunächst wohl trivial, dass im Gehirn etwas aus dem Gleichgewicht sein muss, wenn man keinen Appetit mehr hat, keine Freude mehr, nicht mehr schlafen kann, sagte er. Fügte dann aber hinzu:
Was stimmt, ist, dass man im Detail nicht verstanden hat, was eine Depression auslöst.
ZEIT: Trotzdem ist überall zu lesen, es liege am Serotonin-Ungleichgewicht.
Hegerl: Ja, das wurde halt mal von irgendeinem etwas plakativ so erzählt, wohl um den Medien entgegenzukommen. Aber das haben wir nicht beweisen können.
ZEIT: Es steht in den Broschüren, die hier verteilt wurden, und auch in Ihrem Vortrag erwähnten Sie das.
Hegerl: Ich glaube nicht, dass ich das je behauptet habe.
Depressionen – Aus dem Schatten ans Licht (ZEIT ONLINE)
Ich frage Sie, werden diese beiden Organisationen ihren Ansprüchen gerecht? Stehen das Wohlbefinden und die Gesundheit derjenigen, deren Interessen sie vertreten wirklich an erster Stelle oder sind es vielmehr die Interessen der Pharmaindustrie und persönliches Streben nach Ruhm, Prestige und Macht? Beide Organisationen haben in ihrer Satzung stehen pharmaunabhängig
, nach ihrer Handlungsweise zu schließen, ist das schwer vorstellbar.
Eine weitere seriöse Quelle ist Tom Bschor, Chefarzt der Psychiatrie der Schlosspark-Klinik in Berlin-Charlottenburg und Mitglied der Arzneimittelkommission sowie Mitautor der deutschen Behandlungsleitlinien. Er sagt in einem Interview mit dem Magazin ZEIT ONLINE:
Obwohl Einzelstudien immer wieder scheinbar gute Ergebnisse für einzelne Medikamente lieferten, wissen wir aus Analysen, dass der Großteil der Wirkung, die wir sehen, wenn wir einem Patienten ein Antidepressivum geben, auf einen Placeboeffekt zurückgeht. Das ist wissenschaftlich eigentlich nicht zu bezweifeln. […] Dass Depressionen durch eine Verschiebung von Neurotransmittern wie Serotonin entstehen und dass Antidepressiva dies wieder ausbalancieren, stimmt mit Sicherheit nicht.
Auch ein Blick ist Ausland kann aufschlussreich sein:
Erfreulich: In Großbritannien wurden die Leitlinien zur Behandlung von Depressionen und für die Rückfallprävention geändert. Die Leitlinien empfehlen die Gabe von SSRI-Antidepressiva nur noch bei schweren Depressionen. Für leichte und mittelschwere Depressionen wird die sehr erfolgreiche und durch Studien als wirksam nachgewiesene »Achtsamkeitsbasierte kognitive Verhaltenstherapie« (MBCT) der Oxoford University empfohlen.
Es gäbe genügend seriöse Quellen und genügend Experten, wie Professor Walter, Tom Bschor oder auch Prof. Dr. med. Klaus Lieb, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Mainz, die Richtlinien zum Umgang mit der Pharmazeutischen Industrie erstellt hat, um unabhängig forschen und behandeln zu können. Ich kann nicht verstehen, warum immer wieder, auch im Artikel der Apotheken-Umschau, Professor Hegerl als Experte und die DDH als Quelle für solch wichtige Artikel herangezogen werden?
Bitte erklären Sie mir das, ich bin es leid, es hat nichts mit seriösem und unabhängigen Journalismus zu tun, es macht die Beiträge unglaubwürdig und Sie geben Professor Hegerl eine willkommene Plattform seine falschen Thesen, für die es entweder keine wissenschaftliche Beweise gibt oder die sogar wissenschaftlich widerlegt wurden, zu verbreiten. Damit tragen Sie alle (die Medien und Journalisten) dazu bei, dass eine falsche Wahrnehmung über die Ursachen von Depressionen und deren Behandlung durch Antidepressiva entsteht.
Wissen Sie, wie man die Massen manipuliert? Bereits 1895 erkannte Gustave Le Bon in seinem Grundlagenwerk Die Psychologie der Massen
:
Das Wiederholte befestigt sich so sehr in den Köpfen, dass es schließlich als eine bewiesene Wahrheit angenommen wird.
Das sind FAKE NEWS. Die Pharmaindustrie hat ihre These vom biochemischen Ungleichgewicht als Hauptursache für Depressionen und dessen Beseitigung durch die Einnahme von Antidepressiva jahrzehntelang durch aufwändige und teure Marketingkampagnen wiederholt, bis sie zur erwiesenen Wahrheit wurde. Diese These steht in jedem Fachbuch über Depressionen, sie wird an Universitäten gelehrt und dient Kliniken und Psychiatrien als Standarderklärungsmodell für Patienten für die Ursache und Behandlung von Depressionen. Ich habe dies in unzähligen unterschiedlichen Psychiatrien und Kliniken im laufe der Jahre immer wieder in Depressionsgruppen gelehrt bekommen. Obwohl diese These falsch ist, halten die meisten Ärzte, Psychiater und Psychiatrien und auch die DDL und DDH weiter daran fest. Das hat häufiger als gedacht fatale und gesundheitlich schwerwiegende Konsequenzen für Patienten, die diese Medikamente einnehmen, die keineswegs so harmlos und so gut wirksam sind, wie es allgemein propagiert wird, auch von den Medien und Journalisten, wie Ihnen.
Wenn Sie das nächste Mal einen Beitrag zu diesem Thema schreiben, würde ich mir wünschen, dass Sie sorgfältiger recherchieren und nicht befangene Experten zurate ziehen. Ich selbst hatte mehrere Auseinandersetzungen mit Herrn Hegerl, ich habe versucht im Interesse von Betroffenen, von denen es so viele gibt, dass einige ein Forum gegründet haben, in dem auch ich Mitglied bin, (»Antidepressiva-Forum-Deutschland« , kurz ADFD) zu vermitteln und mehrfach darum gebeten, auf die Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamente deutlich hinzuweisen, leider ohne Erfolg.
Als Journalistin ist es Ihre Aufgabe neutral zu sein. Ich hätte mir gewünscht, Sie hätten sich die zahlreichen Leidensgeschichten von Betroffenen in unserem Forum durchgelesen. Ich hätte mir gewünscht, Sie hätten auch Experten wie Peter Ansari von depression-heute.de, Peter Lehmann zurate gezogen.
Wenn Sie die Beweggründe und Ansichten von Prof Hegerl verstehen wollen, dann empfehle ich Ihnen meinen E-Mail-Austausch mit ihm zu lesen, ich habe diesen mit seiner Erlaubnis als Beitrag veröffentlicht:
Ich würde Sie auch bitten meine Abhandlung zum Thema zu lesen. Ich betrachte es aus unterschiedlichen Sichtweisen: Aus wissenschaftlicher Sicht, aus wirtschaftlicher Sicht und aus sozialpsychologischer Sicht, für mich die wichtigste und meist vernachlässigte Sichtweise. Dort finden Sie auch alle Quellen zu sämtlichen Fakten, die ich Ihnen hier mitgeteilt habe.
Wenn Sie das getan haben, dann bitte ich Sie um eine Stellungnahme, da ich diesen Beitrag auf meinem Blog und im ADFD publizieren werde. Außerdem würde ich mir eine Richtigstellung des Beitrages wünschen. Sie tragen eine große Verantwortung. Als Journalistin ist es Ihre Pflicht, Ihre Leser umfassend und nicht einseitig zu informieren. Sie erhalten für Ihre Arbeit einen Lohn, wir vom ADFD erhalten nichts für unser Engagement und unsere Aufklärungsarbeit und dazu kommt, dass jedes der Teammitglieder sich selbst seit Jahren in einem oder mehreren schweren, kräftezehrenden Entzug (Entzügen) von Psychopharmaka befinden. Ich selbst bin kein Teammitglied, tue aber das gleiche mit meinem Blog.
Ich habe seit 2015 mehrere Versuche unternommen Paroxetin abzusetzen, jedes Mal kam es zu einem brutalen und lebensbedrohlichen »SSRI-Absetzsyndrom«, wie es die Industrie im Beipackzettel so harmlos bezeichnet, was es keineswegs ist.
Die Wahrheit ist oft unbequem, ja für viele sicher schockierend, aber sollte sie deshalb weiter verheimlicht werden? Das die Wahrheit über diese Medikamente nicht ans Licht kommt, nützt nur einem, der Pharmaindustrie, die damit Milliarden verdient und das auf Kosten des Lebens von Tausenden von Menschen.
An dieser Stelle möchte ich Tim Kendrall vom Royal College of Psychiatrists in London zitieren, der für die Leitlinien zur Behandlung von Depressionen in Großbritannien verantwortlich ist und diese nach den Studienergebnissen von Irving Kirsch, wie schon erwähnt abgeändert hat. Er sagt:
Es ist nicht zu rechtfertigen, die ganze Bevölkerung zu belügen.
Ja diese Medikamente helfen ganz vielen Menschen, aber eben aufgrund des wissenschaftlich nachgewiesenen Placeboeffekts. Angesichts der schwerwiegenden Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamente ist es aber verantwortungslos Patienten nicht darüber aufzuklären, idealerweise bevor ein Arzt sie seinem Patienten verschreibt, was leider eher selten geschieht.Es bleibt zu hoffen, dass der Aufklärungsbogen über Antidepressiva möglichst viele Ärzte und Kliniken erreicht, damit Patienten selbst entscheiden können, ob sie eine Behandlung mit Antidepressiva probieren möchten oder nicht.
Die meisten Ärzte und Psychiater vertrauen der Pharmaindustrie, sie hinterfragen deren Thesen nicht. Vielen wird allerdings mehr und mehr bewusst, dass sie sich haben jahrzehntelang von der Pharmaindustrie täuschen lassen und können jetzt nicht mehr zurück, aus Angst ihr Gesicht zu verlieren, sich selbst und der Öffentlichkeit eingestehen zu müssen, so naiv, so dumm, so gutgläubig gewesen zu sein. Herr Hegerl gehört zu diesen Personen. Ich habe ihm in einer meiner letzten E-Mails geschrieben, dass ich hoffe, dass er sich seinen Irrtum rechtzeitig eingestehen kann. Menschen machen Fehler, irren sich, das ist keine Schande, sofern man die Fehler erkennt und berichtigt. Beide Organisationen könnten wertvolle Aufklärungsarbeit leisten, sie haben großen Einfluss, dass sie dies nicht tun, ist ein Indiz, das sie aus falschen Beweggründen handeln und auch nicht im Interesse von Betroffenen. Auch der Aufklärungsbogen über Antidepressiva wird von beiden Organisationen mit keinem Wort erwähnt. Man möchte gar nicht, dass Patienten umfassend informiert werden, das ist mehr als offensichtlich.
Kinder und Jugendliche mit Antidepressiva zu behandeln ist der feuchte Traum der Pharmaindustrie und sie schreckt dabei auch nicht vor Strafzahlungen in Höhe von mehreren Milliarden Dollar zurück, die sie regelmäßig an die FDA zahlen müssen, weil sie, obwohl die FDA es verboten hat, massiv Werbung zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Antidepressiva macht, denn anders als bei uns, darf man in den USA verschreibungspflichtige Medikamente direkt bewerben. Die Strafzahlungen sind immens, aber im Gegensatz zum zu erwartenden Gewinn lächerlich gering. Die Pharmaindustrie wird alles daran setzen, dass es ihnen gelingt, diese Medikamente auch an Kinder und Jugendliche zu verkaufen, das ist nur eine Frage der Zeit, zu verlockend ist das zu erwartende Geschäft damit. In einem Artikel des Spiegels wurde die dem Ausschuss für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen des DSM-V ( »Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen«) angehörige Ellen Leibenluft mit den Worten zitiert: Es ist noch Platz auf dem Markt für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen
. Die Frau ist selbst Mutter von zwei Kindern. Wie gestört muss man sein, um so eine menschenverachtende Aussauge zu treffen?
Das DSM ist so etwas wie die Bibel der Psychiater, für viele Psychiater ist das größte (und höchst fragwürdige) Ziel eine neue psychische Störung zu entdecken und namentlich damit im DSM genannt zu werden, um sich selbst unsterblich zu machen. Treibende Kraft hinter dem DSM ist die Pharmaindustrie. Ziel ist es immer größere Absatzmärkte für ihre bereits vorhandenen Psychopharmaka (geforscht wird dort schon lange nicht mehr, stattdessen nur die Indikationen für vorhandene Psychopharmaka erweitert) durch die Pathologisierung von immer mehr normalen menschlichen Gemütszuständen zu schaffen.
Mir graut davor, wenn ich daran denke, was diese Medikamente mit einem Gehirn machen, das noch nicht vollständig entwickelt ist, wie bei Kindern und Jugendlichen, wenn die Auswirkungen auf Erwachsene schon so schwerwiegend sind. Haben Sie Kinder? Würden Sie diese Medikamente Ihren Kindern geben? Würden Sie diese Medikamente selbst einnehmen?
Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie zu einer schriftlichen Stellungnahme bereit sind, die ich dann zum Beitrag publizieren darf und noch viel wichtiger, ob Sie dazu bereit sind, die Falschaussagen in Ihrem Artikel zu korrigieren?
Mit freundlichen Grüßen
Markus Hüfner
Sobald mir eine Stellungnahme vorliegt und ich diese veröffentlichen darf, werde ich dies hier tun. Einige, die diesen Beitrag gelesen haben und meine Absicht verstehen, warum ich diesen Beitrag geschrieben habe, werden jetzt vielleicht denken:
Das ist sinnlos und verschwendete Energie und Zeit. Ich allein kann ohnehin nichts ausrichten. Vermutlich wird der Beitrag von den Adressaten gar nicht gelesen und selbst wenn, dann gibt es sicher keine Stellungnahme dazu und schon gar nicht eine Richtigstellung in der nächsten Ausgabe.
Das mag so sein und ich habe auch nicht die Erwartung, dass dies geschehen wird. Allerdings gibt es das Prinzip von Ursache und Wirkung, dem das gesamte Universum folgt. Jede Aktion, jede Handlung und jede Nicht-Handlung führt zu einer Reaktion, was das für eine ist und wann diese eintritt, darauf haben wir keinen Einfluss. Manchmal kommt die Wirkung sofort, manchmal dauert es etwas und manchmal dauert es sehr lange.
Daher ist es so wichtig auf Irrtümer, Missstände, falsche Wahrnehmungen und Fehlverhalten aufmerksam zu machen, zu handeln, in Aktion zu treten. Es gibt so viele Möglichkeiten, diesen Planeten zu einem besseren Ort für alle Lebewesen zu machen, sich zu engagieren im Umweltschutz, Naturschutz, der Politik, auf der Straße, über die sozialen Medien und jeder der denkt, er könne allein nichts ändern, er habe keinen Einfluss, der stelle sich bitte mal kurz folgende Situation vor:
Eine heiße Sommernacht, Du willst schlafen und hörst das Summen einer Stechmücke. Du weißt, Du wirst erst schlafen können, wenn Du diesen Plagegeist los bist und das kann schon mal etwas länger dauern und Dich ärgern. Merkst Du was? So ein kleines Lebewesen, dass nicht mehr kann, als Dir einen harmlosen Stich zu verpassen, hat so eine große Wirkung auf Dich. Du kannst mehr bewirken, als Du denkst.
Aloha