Grafik Deutschland Barometer DepressionQuelle: »Deutschland Barometer Depression« der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Artikel ZEIT ONLINE: »Antidepressiva : Wenn die helfenden Pillen abhängig machen«. Keine Reaktion der beiden Selbsthilfe-Organisationen für Menschen mit Depressionen

Lesedauer: 5 Minuten

ZEIT ONLINE hat einen wichtigen Artikel veröffentlicht Antidepressiva: Wenn die helfenden Pillen abhängig machen, der mit 1000 Kommentaren auf große Resonanz gestoßen ist. Nur nicht bei den Selbsthilfe-Organisationen für Menschen mit Depressionen, die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und die »Deutsche DepressionsLiga e. V.«. Ich bat beide um eine Stellungnahme. Man schweigt beharrlich.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie diese beiden Organisationen systematisch alles ausblenden, was pharmakritisch ist. Stattdessen fordert man eine bundesweite Aufklärungskampagne über die Krankheit Depression, was ich gut finde. Dazu gehört dann aber auch eine bundesweite Aufklärungskampagne über die Risiken und Nebenwirkungen moderner Antidepressiva. Hier das Schreiben:

Guten Tag Frau Baldauf,
guten Tag Herr Sander,
guten Tag Frau Heinz,

falls Sie mich noch nicht kennen, mein Name ist Markus Hüfner. Ich betreibe einen psychopharmakakritischen Blog, aufgrund eigener schlimmer Erfahrungen. Ich nehme seit 2009 Paroxetin (»SSRI-Antidepressiva«) mit 60mg ein. Trotz mehrmaliger Versuche ist es mir bisher nicht gelungen, das Paroxetin abzusetzen, da ich jedesmal ein schlimmes »SSRI-Absetzsyndrom« bekam, wie die Pharmaindustrie es so harmlos bezeichnet. Der letzte Absetzversuch, obwohl durch einen erfahrenen Psychiater begleitet und mit einer Reduzierung um 10% der Ausgangsdosis führte schon nach wenigen Wochen zu so starken Panikattacken, Albträumen, Bauchschmerzen, Gewaltphantasien, Feindseligkeit, Wut und Suizidgedanken, dass ich nur überlebt habe, weil ich wieder Benzodiazepine eingenommen habe. Jetzt bin ich zum dritten Mal von Benzodiazepinen abhängig und das obwohl ich nur ein wie sie es bezeichnen harmloses Antidepressiva absetzen wollte.

Bisher wurde Ihrerseits systematisch alles geleugnet, was die Risiken und Nebenwirkungen von modernen Antidepressiva angeht. Ich hatte darüber mehrere Auseinandersetzungen mit Herrn Hegerl persönlich und auch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der »Deutschen Depressionsliga«, der bisher der einzige war, der die Sache wirklich ernst genommen hat und dies auch auf der Klausurtagung der DDL letzten Jahres einbringen wollte. Zuvor hatte er auf meine Bitte hin den Fachkongress in Herford besucht, auf dem u. a. Dr. Healy über die Suizidalität durch SSRIs sprach, sowie zahlreiche andere Experten auch über das Abhängigkeitspotenzial. Herr Voigt war sichtlich beeindruckt. Auf meine letzten Anfrage bekam ich leider keine Antwort mehr von Herrn Voigt, ich vermute er wurde von Herrn Müller-Röhrich zurechtgewiesen. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied der DDL hatte sich bei mir gemeldet und schwere Vorwürfe gegen Herrn Müller-Röhrich erhoben. Dieser hatte ihn aus dem Vorstand gemobbt, Zitat:

Der DepressionsLiga habe ich meine letzte schwere Krise zu verdanken. Unliebsame Vorstandsmitglieder wurden von Herrn Müller-Rörich intern gerne als manisch oder Boderliner bezeichnet.

Ich hatte die DDL daraufhin um eine Stellungnahme gebeten, aber keine Antwort erhalten. Daher schreibe ich jetzt Sie gesamt als Bündnis gegen Depression an. Ich bin ehrlich geschockt, wie menschenverachtend man mit Mitgliedern umgeht, die eine andere Meinung haben.

Jetzt der hervorragende Artikel in Zeit Online, der mittlerweile schon über 1000 Kommentare hat. Leider erwähnen weder die »Deutsche Depressionsliga« noch die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und auch nicht das »Bündnis gegen Depression« diesen Artikel in Ihren Online-Präsenzen. Ich denke so langsam dürfte auch Ihnen klar werden, dass sich dieses Thema nicht mehr lange totschweigen wird lassen. Allein das Medienecho in den USA auf den Artikel in der »New York Times« hat auch in der Öffentlichkeit für großes Aufsehen gesorgt. Insbesondere die auch in der Zeit erwähnte Studie von Claire Cartwright und Kollegen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4970636/), die Entzugssymptome bei 3/4 aller Patienten nachweisen konnten und die Worte von Giovanni Fava von der italienischen Universität Bologna sind deutlich (Psychotherapy and Psychosomatics, 2015):

Ärzte sollten SSRI auf die Liste derjenigen Medikamente setzen, die Entzugserscheinungen beim Absetzen hervorrufen.

Bezieht man die Studien von Irving Kirsch, Jay Fournier und auch die Behandlungsleitlinien der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychologie und Neurologie) mit ein, kommt man im günstigsten Fall auf eine Wirkung dieser Medikamente bei 50%, bei Kirsch und Fournier sind es gerade mal noch 17-25%. Die DGPPN selbst gibt zu, dass diese Medikamente nur bei jedem zweiten Patienten wirken.

Ich bekomme mittlerweile fast täglich E-Mails von Betroffenen, die meine Beiträge lesen und mir mitteilen, wie schlecht es Ihnen geht und wie oft sie versucht haben, eines oder mehrere dieser Medikamente abzusetzen. Das ist der pure Wahnsinn, dieses Leiden muss ein Ende haben und SIE sind diejenigen, die es beenden könnten. Sie haben den Einfluss, die Macht, die Reichweite. Leider ändert sich überhaupt nichts, gerade hat die DDL ihre neue Patientenbroschüre herausgebracht und wieder wird nicht auf die Risiken und Nebenwirkungen dieser Medikamente eingegangen oder auf das schlimme Absetzsyndrom. Mir ist mittlerweile auch schon gleich, ob man das so nennt oder als Abhängigkeit bezeichnet, denn die Folgen sind für die Betroffenen die gleichen. Sie können auch weiterhin alles totschweigen und leugnen, was diese Problematik angeht, aber dann finde ich können Sie nicht mehr für sich in Anspruch nehmen, dass Sie die Interessen ALLER Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik vertreten.

Sie fordern vom Gesundheitsminister eine bundesweite Aufklärungskampagne über die Krankheit Depression, was ich absolut befürworte. Ich fordere eine bundesweite Aufklärungskampagne über die Risiken und Nebenwirkungen von modernen Antidepressiva. Das ist Ihre Aufgabe, Ihre Pflicht als Selbsthilfeorganisation, andernfalls sind Sie nichts weiter als Lobbyorganisationen der Pharmaindustrie und ich würde Sie bitten das Wort pharmaunabhängig aus Ihrer Satzung zu streichen.

Spätestens wenn die Charite Ihre Langzeitstudie zum Absetzen von Antidepressiva beendet und die Ergebnisse vorstellt, werden Sie ziemlich dumm dastehen.

Als Betroffener sage ich Ihnen: Sie vertreten meine Interessen als Mensch mit Depressionen NICHT.

Als Buddhist sage ich Ihnen: Sie tun nichts, das das Leiden von Betroffenen überhaupt wahrgenommen wird, Ihnen fehlt es an Mitgefühl, an Verstehen-(Wollen) an Einsicht und an Mut. Es ist keine Bereitschaft erkennbar, für ein Umdenken, für eine Reflektion der eigenen falschen Wahrnehmungen.

Ich kann verstehen, wenn Mitglieder austreten, weil sie gemobbt werden, nur weil sie anders denken, eine andere Meinung haben. Das wurde mir durch die Nachricht des ehemaligen Vorstandsmitgliedes der DDL erst so richtig bewusst.

Vielleicht ist das ja der Grund, dass niemand mehr den Mund aufmacht und widerspricht, weil diese Person Angst haben muss, gemobbt zu werden, bis sie krank wird und selbst eine Depression bekommt? Halten Sie das ernsthaft für den richtigen Weg? Bitte klären Sie alle doch mal ihre Werte, stellen Sie sich diese Fragen:

  • Was im Leben ist mir wirklich wichtig?
  • Wofür möchte ich in meinem Leben eintreten?
  • Welchen Fussabdruck möchte ich hinterlassen?

Der Buddha nannte Gier, Hass und Verblendung als die Hauptursachen für Leiden. Dazu zählen aber auch Unwissenheit, Misstrauen, Überheblichkeit oder falsche Ansichten. Unwissenheit führt oft zu falschen Wahrnehmungen, die für einen Großteil unseres Leidens verantwortlich sind. Solange wir leiden, leiden auch Sie, vielleicht merken Sie es nur noch nicht.

Gerne hätte ich eine persönliche Stellungnahme von der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und dem »Bündnis gegen Depression«. Meine Leser erwarten Antworten und täglich werden es mehr, die meine Website besuchen. Meine Beiträge kann man nicht kommentieren, das habe ich bewusst so eingerichtet. Die Menschen sollen es nur lesen und darüber nachdenken. Private Nachrichten erhalte ich immer öfter.

Die Menschen sind auf der Suche nach Antworten, nach Hilfe, die Sie ihnen verweigern.

Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass Sie mich auf Ihrer Facebookseite gesperrt haben, nachdem ich zwei kritische Kommentare zu Beiträgen gepostet hatte, die nicht gegen die Netiquette und nicht gegen die Regeln von Facebook verstoßen haben und die sozial kompetent verfasst waren und auf Fakten basierten. Sie haben natürlich das Recht dies zu tun. Für mich ist das ein weiteres Zeichen des systematischen Leugnens und das Bild, das sich durch all diese Tatsachen ergibt, das ist ein Faustschlag ins Gesicht für alle Betroffenen. Ich werde wie alle meine Beiträge auch diesen im ADFD (Antidepressiva-Forum-Deutschland) publizieren und natürlich in meinem Blog. Falls Sie eine Stellungnahme abgeben möchten, würde ich Sie bitten dies innerhalb der nächsten Tage zu tun. Der Beitrag wird morgen publiziert. Ihre Stellungnahme würde ich dann publizieren, sobald sie mir vorliegt.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Wie sagte Abraham Lincoln:

Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Es bleibt zu hoffen, dass beide Organisationen irgendwann zur Besinnung kommen. Bis dahin werden diese Medikamente auch weiterhin leichtfertig und ohne über ihre Risiken und Nebenwirkungen und die massiven Probleme beim Absetzen aufgeklärt zu werden, an Patienten verschrieben werden.

Aloha

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.