Der folgende Epilog ist aus dem Standardwerk über Benzodiazepine von zum Ashton Manual (deutsch), der Expertin für Benzodiazepine weltweit. Der Epilog ist 1:1 auf Antidepressiva übertragbar. Daher habe ich den Begriff Benzodiazepine
durch den Begriff Antidepressiva
ersetzt und den Text um das Krankheitsbild Depression ergänzt. Es macht keinen Unterschied, aber lest selbst:
Epilog:
Wissensstand:
Sämtliche Ärzte, wie auch ihre Helfer, benötigen bessere Kenntnisse und Ausbildung im Hinblick auf die Verordnung von Antidepressiva (nur kurzfristige Verordnungen!), ihre Nebenwirkungen, ganz besonders dem Risiko der Abhängigkeitsentwicklung und über die Methoden des Entzugs/der Entwöhnung mit einer langsamen Dosis-Reduktion (ausschleichende Therapie) in Kombination mit adäquater psychologischer Unterstützung.
Diese Art von Ausbildung sollten auch Hausärzte, Psychiater, andere Spezialisten, Mitarbeiter in Entgiftungszentren, Pharmazeuten, Psychologen und andere Therapeuten erhalten. Eine generell erhöhte Aufmerksamkeit und Druck von der Öffentlichkeit sollten diese Maßnahmen beschleunigen.
Wissenschaftliche Untersuchungen:
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sind erforderlich, um die Wirkung längerdauernder Antidepressiva-Einnahme zu erforschen: Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei den Wirkungen auf Gehirnstrukturen mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren in Kombination mit neuropsychologischen Untersuchungen gewidmet werden. Weitere Arbeiten sind auch erforderlich auf dem bisher nur wenig erforschten Gebiet der Auswirkung von Antidepressiva auf das endokrine, das gastroenterologische und Immunsystem.
Behandlungsmethoden:
Bessere Methoden in der Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen sollten entwickelt werden. Es ist äußerst zweifelhaft, ob jemals eine Substanz Störungen wie Depressionen, Angstzustände oder Schlaflosigkeit wirklich heilt. […] Simultan dazu sollten psychologische Therapieverfahren in der Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen verbessert und gelehrt werden, und es mag durchaus auch möglich sein, dass bessere Methoden des Entzugs/der Entwöhnung von Antidepressiva entwickelt werden, als diejenigen, die in dieser Monographie beschrieben worden sind.
Verfügbarkeit von Behandlungseinrichtungen:
Behandlungseinrichtungen spezialisiert auf den Entzug und der Entwöhnung von Antidepressiva-abhängigen Patienten sollten eingerichtet (verfügbar gemacht) werden. Entgiftungseinheiten, vorwiegend für die Behandlung von Alkoholabhängigen und anderen Suchtpatienten sind nicht geeignet für Patienten, bei denen es in Folge einer medizinischen Verordnung von Antidepressiva zur Abhängigkeit gekommen ist. In diesen Einrichtungen werden üblicherweise die Suchtsubstanzen zu rasch und nach einem zu rigiden Schema entzogen, was für antidepressiva-abhängige Patienten, die von unterschiedlichsten Entzugssymptomen gequält werden, nicht geeignet ist.
Es werden vielmehr spezialisierte Behandlungseinheiten benötigt, in denen ausschließlich Antidepressiva-Entzug oder Entwöhnung in einer
- individualisierten,
- flexiblen, verständnisvollen und
- den Patienten wirklich unterstützenden Art und Weise betrieben wird.
[…] Eine angemessene Finanzierung würde es auch möglich machen, Patienten intermittierend in besonders kritischen Phasen in einem entsprechenden Umfeld zu behandeln.
Es ist ohne Zweifel geradezu eine Tragödie, dass im 21. Jahrhundert Millionen von Menschen weltweit unter den Nebenwirkungen von Antidepressiva leiden. Im Grunde sollte mehr als 50 Jahre nachdem Antidepressiva in die medizinische Praxis eingeführt wurden, keine Notwendigkeit mehr für eine derartige Monografie wie diese bestehen.
Ich hoffe jedoch, dass die Beschreibung meiner Erfahrungen an vielen Patienten dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit innerhalb der medizinischen Profession und in der Öffentlichkeit auf die Probleme zu lenken, die mit einer Langzeit-Verabreichung von Antidepressiva und einer entsprechenden Entzugs-/Entwöhnungstherapie zusammenhängen.
Quelle: Professor C Heather Ashton DM, FRCP: Benzodiazepine: Wirkungsweise und therapeutischer Entzug
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