Der Seroxat-Skandal: Warum es die SSRI und SNRI Antidepressiva heute gar nicht geben dürfte.

Lesedauer: 7 Minuten

in Bearbeitung

Wenn bei einer Zulassungsstudie für ein neues Medikament mehr als 20 Probanden Suizid begehen und mehr als 40 einen Suizidversuch begehen, sollte dann dieses Medikament zugelassen werden? Sicher nicht, aber genau das ist passiert, mit dem SSRI Paroxetin, denn der Hersteller GlaxoSmith&Kline (im folgenden GSK genannt) verheimlichte dies der Zulassungsbehörde, mit diesem Ergebnis wäre es niemals zugelassen worden, das wusste GlaxoSmith&Kline.

Noch viel weitreichender wären die Folgen gewesen, wenn GSK nicht gelogen hätte, es wäre auch kein anderes SSRI oder SNRI zugelassen worden, da sich diese Medikamentengruppe nur in der Halbwertszeit unterscheidet, nicht aber im Wirkprinzip.

Es dürfte gar kein Paroxetin, Sertralin, Citalopram, Cipralex (Escitalopram), Fluoxetin, Venlafaxin und Duloxetin geben.

Was würde das bedeuten und sollte man diese Medikamente jetzt vom Markt nehmen?

Ich wäre dafür, dass man die SSRI und SNRI nicht mehr neu verschreibt, aufgrund des bekannten Suizidrisikos dem körperlichen Abhängigkeitspotenzial und der starken Persönlichkeitsveränderung, was von der Pharmaindustrie und der Psychiatrie alles geleugnet wird.

Diejenigen, die es bereits nehmen, denen es hilft oder die es reduzieren und absetzen wollen, weil es nicht hilft oder die Nebenwirkungen zu stark sind, sollen es auch weiter nehmen können.

Mir geht es darum, dass sie nicht mehr neu verordnet werden.

Die SSRI und SNRI kamen Mitte der 1980er auf den Markt. Sie galten damals als die neue Glückspille und so wurden sie auch in den USA beworben. In den USA darf man für Medikamente direkte Werbung machen, also im TV, auf Plakaten, in Printmedien und anderen Medien, das ist in der EU verboten.

Es war die Zeit, in der die Ära der Benzodiazepine langsam zu ende ging, die zuvor als die Glückspille galten, bis Studien feststellten das diese Medikamente zwar sehr gut wirken, aber auch sehr schnell abhängig machen. Es dauerte noch weit bis in die 1990er, (check Hinweis Beipackzettel).

Die Hersteller der SSRI und SNRI setzten sich zusammen, sie hatten aus dem Fehler mit den Benzodiazepinen gelernt, sie wussten, dass auch ihre Medikamente körperlich abhängig machen, nicht so schnell, aber es war schwer sie abzusetzen. Daher entschieden sie sich dazu, dass als SSRI-Absetzsyndrom zu bezeichnen, dass laut Beipackzettel nur wenige Wochen dauert und nur selten auftritt. Der Zulassungsbehörde reichte das und die Hersteller waren abgesichert.

Falls Du ein SSRI oder SNRI einnimmst schau doch mal in den Beipackzettel und lies, was dort über das SSRI-Absetzsyndrom, das eine eigene Diagnose im Handbuch für psychiatrische Diagnosen hat, dort steht.

Update: Das SSRI-Absetzsyndrom gibt es nicht mehr. Jetzt heißt es Absetzsymptome, Absetzreaktionen oder Absetzerscheinungen, je nach Hersteller. Bis dahin hatte das SSRI-Absetzsyndrom einen eigenen ICD-Schlüssel. ICD-Schlüssel sind Diagnosen. Jede Krankheit hat einen ICD-Schlüssel und einen nur für diese Krankheit stehenden ICD-Schlüssel.  Alle anerkannten psychischen Erkrankungen stehen im DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) (DSM), das Handbuch der Psychiatrie. Es handelt sich um ein Klassifikationssystem für psychische Störungen, das von der American Psychiatric Association herausgegeben wird. 

Der Fall Stewart Dolin:

Leider dauerte es 40 Jahre, bis das öffentlich wurde.

Der Grund war die Klage der Witwe Wendy Dolin, die den Hersteller des SSRI-Antidepressivum Paroxetin GSK verklagte, weil sich ihr Mann aufgrund starker Akathisie nach einmaliger Einnahme von Paroxetin das Leben nahm.

Die Klage war erfolgreich, sie bekam 5 Millionen Dollar (check) Schadensersatz bzw Schmerzensgeld, denn GSK musste alle Akten offenlegen und darin waren auch die Berichte über die Suizide während der Zulassungsstudie enthalten.

Der Blogger Bob Fiddaman selbst ein Betroffener, der unter großem Schmerz und Leid Paroxetin absetzen konnte und inzwischen über 1 Millionen Follower hat, berichtete auf seinem Blog über den Prozess. In seinem Beitrag werden die Probanden der Zulassungsstudie, die Suizid begingen anonym genannt, so wie sie der Jury genannt wurden:

Prozessprotokoll 12. April 2017:

Das Kreuzverhör von John Kraus wurde gestern fortgesetzt, und der Anwalt des Klägers, Brent Wisner (Baum Hedlund), wies auf die Todesfälle hin, die während der klinischen Versuche von GSK mit Paxil auftraten. Zum Nutzen der Leser und derjenigen, die diesen Prozess verfolgt haben, halte ich es für angebracht, die einzelnen Personen aufzulisten, und sei es nur, um ihnen ein Zeichen des Respekts zu erweisen. Kraus behauptet, dass diese “Probanden” möglicherweise aufgrund ihrer “Grunderkrankung” gestorben sind.

Die Jury erfuhr von den folgenden Selbstmorden während der klinischen Studien mit Paxil (Seroxat, Paroxetin). Alle Probanden nahmen zum Zeitpunkt ihres Todes Paxil ein.

Weiblich, 56 – Selbstmord.
Unbekanntes Geschlecht – 50 – Selbstmord durch Erhängen.
Weiblich, 42 – Selbstmord durch Überdosierung von Doxepin.
Weiblich, 18 – Selbstmord.
Weiblich, 58 – Selbstmord durch Erhängen.
Männlich, 24 – Unbekannt, ob es Selbstmord war – Patient wurde von einem Zug erfasst und getötet
Männlich, 34 – Selbstmord
Weiblich, 48 – Selbstmord
Weiblich, 46 – Selbstmord durch Erhängen.
Männlich, 54 – Selbstmord, sprang unter einen Zug.
Frau, 67 – Selbstmord – am vierten Tag der Studie stürzte sie sich aus dem Fenster.
Weiblich, 32 – Erstickung durch Erbrechen.
Weiblich, 33 – Selbstmord, sprang vom Balkon im 4.
Männlich, 65 – Selbstmord durch eine unbekannte Methode.
Männlich, 23 – Selbstmord.
Weiblich, 31 – Selbstmord.
Unbekanntes Geschlecht, 86 – Selbstmord durch Erhängen.
Männlich, 46 – Selbstmord/Mord – am 14. Dezember 1998 ging der Patient in die Wohnung, die er mit seiner entfremdeten Ehefrau teilte, und erschoss sie, dann richtete er die Waffe auf sich selbst.
Männlich, 40 – Selbstmord.
Männlich, 35 – Selbstmord (erschoss sich selbst)
Männlich, 19 – Selbstmord (erschoss sich selbst)
Weiblich, 58 – Selbstmord durch Erhängen.

Mein Beileid an alle ihre Familien.

Außerdem gab es 40 Selbstmordversuche während der klinischen Versuche mit Paxil. Kraus wurde gefragt, ob er sich jemals mit einem derjenigen, die versucht haben, sich während der Einnahme von Paxil umzubringen, zusammengesetzt hat, um sie zu fragen, was sie tatsächlich persönlich erlebt haben?

Kraus antwortete: Nein.

In Bezug auf die Todesfälle wurde Kraus gefragt, ob die meisten von ihnen über 30 Jahre alt waren. Er antwortete, dass 80 % von ihnen (über 30 Jahre alt waren).

Brent Wisner sah den Richter an: Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. sagte er.

Quelle: https://fiddaman.blogspot.com/

>Wendy Dolin gründete mit dem Schadensersatz die MISSD Foundation, die über Akathisie aufklärt.

Akathisie

Im Beipackzettel von Fluoxetin (SSRI) wird Akathisie so beschrieben:

Akathisie/psychomotorische Unruhe
Die Anwendung von Fluoxetin wurde mit der Entwicklung von Akathisien in Verbindung gebracht, die charakterisiert sind durch eine subjektiv unangenehme und als quälend erlebte Ruhelosigkeit und Notwendigkeit sich zu bewegen, oft zusammen mit einer Unfähigkeit still zu sitzen oder still zu stehen. Dies tritt am ehesten während der ersten Behandlungswochen auf. Für Patienten, bei denen solche Symptome auftreten, kann eine Dosiserhöhung schädlich sein.

Kaum ein Arzt oder Psychiater weiß, dass Akathisie viel mehr sein kann.

Die »Stiftung für medikamenteninduzierte Suizidprävention und Aufklärung« kurz MISSD erklärt Akathisie so:

Bei der Akathisie handelt es sich um eine Störung, die als Nebenwirkung von Medikamenten (einschließlich SSRI und Antipsychotika) ausgelöst wird und bei der eine Person eine so starke innere Unruhe verspürt, dass sie zu Gewalttaten und/oder Selbstmord getrieben wird.

2019 ICD-10-CM Diagnoseschlüssel G25.71

Die Symptome einer Akathisie sind eine Zunahme von:

  • Körperlicher/innerer Unruhe
  • Angstzuständen/Panikattacken
  • Aufregung
  • Impulsivität
  • Aggressivität
  • Schlaflosigkeit
  • Reizbarkeit
  • Feindseligkeit

Eine Zunahme dieser Symptome kann zu Gewalttätigkeit, Selbstverletzung und Suizid führen.

MISSD gibt auch Hinweise, was medizinische Fachkräfte tun sollten:

  • Oft sind die Betroffenen zu sehr in das Geschehen verstrickt, um ihre Symptome zu erkennen. Es ist wichtig, alle Patienten bei der Verschreibung von Medikamenten zu überwachen, insbesondere wenn sie mit der Einnahme beginnen, sie absetzen oder die Dosierung ändern.
  • Telefonische Nachbetreuung und Arztbesuche
  • Weisen Sie die Betroffenen darauf hin, auf Symptome zu achten.
  • Schlagen Sie vor, Angehörige zu informieren, dass das Medikament eingenommen wird.
  • Weisen Sie die Betroffenen an, sofort einen Arzt anzurufen oder einen Arzt aufzusuchen, wenn sich die Symptome verstärken.

Quelle:https://missd.co/

Beschreibung

Ich selbst habe bei meinen vielen Absetzversuchen eines SSRI 3 x schwere Akathisie erlebt , es war das schlimmste, was ich je durchmachen musste bisher.

Die Gutachter und Anwälte von GSK behaupten, dass die Probanden schon zuvor suizidal gewesen seien und die Suizide und Suizidversuche nichts mit dem Medikament zu tun hätten und sie kamen damit durch

Die Kanzlei Baum Hedlund versucht nun dem Gericht zu beweisen, dass das nicht der Fall war.

Wer den Fall weiter verfolgen will, kann das hier tun (englisch)

Die Folgen

Studie Antidepressivaentzugssymptome
Studie Wirksamkeit
Abwägung Nutzen Risiko

In den USA war der Prozess ein riesen Ding, ein Scoop, wie das in Journalistenkreisen genannt wird es wurde in den großen Zeitungen und Fachmagazinen sowie im TV darüber berichtet. Hier hat man davon nur wenig bis gar nichts davon mitbekommen. Auch in Großbritannien wurde darüber berichtet.

Eine Folge des Prozesses war eine Änderung der Behandlungleitlinien in UK in Verbindung mit den Studien zur geringen Wirksamkeit der körperlichen Abhängigkeit und der zum Teil lebensbedrohlichen Nebenwirkungen.

Es geht nicht darum, denjenigen ein schlechtes Gewissen zu machen, dass sie ein Medikament nehmen oder genommen haben, dass ihnen geholfen hat sondern um die Tatsache, dass GSK gelogen und betrogen hat, aus Habgier.

britische Gesundheitsbehörde involviert?

Vorwurf verteufelung Psychopharmaka

Sträter Enttabuisierung von Antidepressiva!/

Schreiben an Bob Fiddaman vom 25.06.2022

Lieber Bob,

ich bin auf Dein Kindle Book zum Seroxat Skandal aufmerksam geworden. Das Buch ist von 2011, also 10 Jahre alt. Wird es eine neue Auflage geben oder ist das, was da drin steht auch heute noch aktuell?

Ich bin selbst Betroffener, körperliche Abhängigkeit von Fluoxetin. Unzählige gescheiterte Absetzversuche über 10 Jahre.

Ich habe eine Website, auf der ich aufkläre, weil die Selbsthilfeorganisationen in Deutschland eindeutig Lobbyorganisationen der Pharmahersteller sind.

Ich möchte einen Beitrag über den Seroxat-Skandal schreiben. Folgendes glaube ich zu wissen, wenn ich falsch liege korrigiere mich bitte:

Stewart Dolin wurde Seroxat verschrieben ohne ihn über Risiken und Nebenwirkungen, wie das erhöhte Suizidrisiko aufzuklären. Aufgrund von starker Akathisie, eine Nebenwirkung von SSRI u SNRI Antidepressiva, beging er Selbstmord.

Ich selbst habe 2 x Akathisie erlebt mit den sich zwanghaft aufdrängenden Suizidgedanken, der starken inneren Unruhe und der völligen Verkrampfung des gesamten Körpers. Ich nahm 15 kg ab von 75 kg. Ich war vollkommen erstarrt. Die Bewegungsunruhe, wie Akathisie von Psychiatern und Ärzten beschrieben wird war da, aber sie war innerlich, ich konnte mich nicht bewegen, ich hatte Restless Legs Syndrom, Muskelzuckungen, -krämpfe. Ich habe nur überlebt, weil ich schon darüber informiert war, dank der MISSD Foundation, die die Witwe von Stewart Dolin, Wendy Dolin gründete. Ich war leider gezwungen wieder Benzodiazepine zu nehmen.

Wendy Dolin verklagte GSK auf Schmerzensgeld und bekam Recht. Ihr wurden 3-5 Millionen Dollar Schmerzensgeld gezahlt. Damit gründete sie die MISSD Foundation, um auf Akathisie als schwerwiegende Nebenwirkung oder Absetzsymptom aufmerksam zu machen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Während des Prozesses musste GSK alle Akten dem Gericht vorlegen. Darunter auch die Zulassungsstudien für Seroxat. Dabei kam heraus, dass es dabei zu 20 Suiziden und über 40 Suizidversuchen von Probanden, die an der Studie teilnahmen, kam.

GSK hatte dies der Zulassungsbehörde verheimlicht, da man wusste, dass das Medikament so niemals zugelassen werden würde.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass eine Anwaltskanzlei GSK wegen der Verheimlichung der Suizide und Suizidversuche verklagt hat und die Klage noch läuft. Gibt es da schon ein Urteil?

GSK Anwälte und Gutachter versuchen es so hinzudrehen, dass die Probanden schon vor der Studie suizidal gewesen wären und die Suizide und Suizidversuche nichts mit der Einnahme von Seroxat zu tun hätte.

Offensichtlicher geht es doch nicht, wenn das Gericht da keinen Zusammenhang erkennt und GSK frei spricht, dann zweifle ich am Urteilsvermögen der Richter oder sie sind alle korrupt!

Wäre Seroxat nicht zugelassen worden, wäre auch kein anderes SSRI oder SNRI zugelassen worden, denn die Art der Wirkung ist bei allen gleich, sie unterscheiden sich nur in der Halbwertszeit. Es wäre vielen Menschen großes Leid erspart geblieben, wenn die SSRI und SNRI niemals zugelassen worden wären.

Es wäre logisch, wenn man ab jetzt diese Medikamente nicht mehr neu verschreiben dürfte. Diejenigen, die es nehmen sollen es weiter nehmen können oder auch absetzen können, daher kann man die SSRI und SNRI nicht vom Markt nehmen.

GSK müsste eine Strafe zahlen, die sehr viel höher ist, als alle bisherigen zusammen.

Solange CEOs, Aufsichtsrat und Vorstand von Großkonzernen und AGs nicht mit ihrem eigenen Vermögen haftbar sind, wird sich nichts ändern. Ein Konzern hat kein Gewissen. Diese Personen sollten auch strafrechtlich haftbar sein, also Gefängnisstrafe.

Mein Beitrag wird sich darauf konzentrieren der Titel lautet “Betrug durch GSK: Warum es die SSRI und SNRI Antidepressiva heute gar nicht geben dürfte.”

Kommt das in Deinem Buch vor, die gefälschte Zulassungsstudie von Seroxat?

Freundliche Grüße

Markus

Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.

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