Was es bedeutet wirklich vergeben zu können und um Vergebung zu bitten.

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Ostern: ein guter Anlass, um über Vergebung zu sprechen. In den letzten Monaten musste ich erfahren, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen über Vergebung sprechen und tatsächlich vergeben zu können. Solange ich nicht um Vergebung gebeten werde, ist es leicht davon zu reden, man könne vergeben. Erst wenn Dich jemand um Vergebung bittet oder Du jemanden um Vergebung bittest zeigt sich, ob das nur heiße Luft ist oder ob diese Person auch wirklich vergeben kann.

 

Ich kann jedem vergeben!

Vor allem in der spirituellen Szene fällt dieser Satz häufig und leichtfertig. Bisher habe ich es noch nicht erlebt, das mir jemand einen Fehler oder Fehlverhalten vergeben hat.

Um wirklich jemanden etwas vergeben zu können braucht es Mut und Selbstmitgefühl.

Dabei vergeben wir zunächst uns selbst, damit wir mit dem was passiert ist unseren Frieden machen können. Wenn wir uns selbst vergeben können, dann können wir auch im nächsten Schritt denjenigen vergeben, die uns verletzt haben. Jesu lehrt uns Christen Nächstenliebe, Buddha lehrt uns Buddhisten liebende Güte (Mettâ). Beides ist das selbe und beides ist nur möglich wenn man die andere Person versteht.

Unter verstehen meine ich wie ein Mensch zu dem Menschen wurde, der er heute ist, dazu muss ich seine Lebensgeschichte kennen. Niemand wird als schlechter Mensch geboren. Ich habe dazu einen Beitrag auf meinem Infoportal achtsam-sein.info über die Heilkraft der buddhistischen Psychologie veröffentlicht und um den weiteren Inhalt verstehen zu können, ist es wichtig diesen zu lesen und sich bewusst zu werden, das Liebe (Mitgefühl) und Verstehen ein und Dasselbe sind:

Warum Liebe (Mitgefühl) und Verstehen ein und Dasselbe sind?

Vergebung ist jederzeit möglich

Es heißt oft, das es Dinge gibt, die man einem anderen nicht vergeben kann, weil sie so schwerwiegend sind.

In einem seiner Bücher erzählt der buddhistische Lehrmeister Thich Naht Hanh die folgende Geschichte:

Ein junger Mann kam zu mir und fragte: Wie kann ich Frieden in mir finden, wenn ich so viel Schuld und Scham in mir trage? Ich war Soldat im Zweiten Weltkrieg und habe viele Menschen getötet. Ich fühle mich so schuldig und schäme mich so sehr dafür.

Ich sagte zu ihm: Nun, was Du getan hast, ist bereits geschehen. Aber Du bist hier und jetzt, und Du hast die Möglichkeit, einen neuen Weg zu gehen. Du kannst lernen, achtsam zu sein und Mitgefühl zu entwickeln. Du kannst lernen, dir selbst und anderen zu vergeben.

Dann fragte ich ihn: Hast du jemals einem kleinen Kind die Hand gegeben?« Er sagte: »Ja, das habe ich getan.« Ich fragte ihn weiter: »Hast du jemals einem alten Mann geholfen, über die Straße zu gehen?« Er sagte: »Ja, das habe ich auch getan.« Ich sagte zu ihm: »Das sind deine guten Taten. Das sind die Taten, auf die Du Dich konzentrieren solltest. Wenn du Dich auf Deine guten Taten konzentrierst und lernst, achtsam und mitfühlend zu sein, wirst Du Frieden in Dir finden und deine Vergangenheit loslassen können.

Thich Nhat Hanh ermutigt den Soldaten, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen und sich auf den Weg der Heilung und des Mitgefühls zu begeben, um seinen Frieden zu finden und anderen zu helfen.

Die Botschaft der Geschichte ist, dass es nie zu spät ist, um anzufangen, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst und anderen zu vergeben bzw. um Vergebung zu bitten, um Mitgefühl zu kultivieren, um Frieden und Freiheit im Geist zu erreichen.

Das ist Vergebung in der Praxis. Was geschehen ist kann nicht mehr geändert werden, aber es ist möglich neu anzufangen.

Ich kann mir vergeben und dann denjenigen, die ich verletzt habe um Vergebung bitten, ob mir vergeben wird entscheidet die andere Person. 

In der westlichen spirituellen Szene stelle ich immer wieder fest, das viele leichtfertig von Vergebung sprechen und das sie bereit wären zu vergeben. Praktisch können es nach meiner Wahrnehmung und meinen Erfahrungen nur wenige.

Kein Mensch ist perfekt, wir machen alle Fehler, leider wird das als Schwäche in unserer Gesellschaft angesehen ebenso wie das Scheitern.

Die vier Mantras der Liebe

Im Buddhismus gibt es »Die vier Mantras der Liebe«. Wichtig: Das Wort Liebe in Sanskrit, der Sprache des Buddhas bedeutet Freundschaft.

Im folgenden Interview mit Oprah Winfrey spricht Thich Nhat Hanh über die vier Mantras der Liebe und erklärt, was sie bedeuten:

  1. Mein Liebling, ich bin für dich da.
  2. Mein Liebling, ich weiß, du bist da, und ich bin so glücklich, weil du wirklich da bist.
  3. Mein Liebling, ich weiß, dass du leidest, deshalb bin ich für dich da.
  4. Liebling, Ich leide. Ich versuche mein Bestes, um zu lernen. Bitte hilf mir.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=1th_cAuv6cg | © Oprah Winfrey | Sprache: englisch

Die vier Mantras der Liebe sind für intime Beziehungen gedacht. Ersetze »Liebling« durch »liebe(r) und den Namen der Person, um die es geht, dann kannst sie auch für Freunde anwenden.

Das erste Mantra lautet: Liebling, ich bin für dich da. Wenn Sie jemanden lieben, ist das Beste, was Sie ihm oder ihr anbieten können, Ihre Anwesenheit. Wie kannst du lieben, wenn du nicht da bist? und du schaust ihm in die Augen und sagst: Liebling, ich möchte, das Du weißt: Ich bin für dich da. Biete ihm oder ihr deine Anwesenheit, Deine wahre Anwesenheit, du bist nicht mit der Vergangenheit oder der Zukunft beschäftigt, Deiner Arbeit, du bist mit Deiner vollen Aufmerksamkeit für den Menschen da, den Du liebst.

Das zweite Mantra ist: Liebling, ich weiß, dass du da bist, und ich bin so glücklich, weil du wirklich da bist. Du erkennst die Anwesenheit deines geliebten Menschen als etwas sehr Wertvolles! Umarme deine Liebste mit Achtsamkeit und sie wird aufblühen wie eine Blume. Geliebt zu werden bedeutet, als wirklich existent erkannt zu werden und diese beiden Mantras können Glück bringen, auch wenn deine Liebste nicht da ist, Du kannst dein Telefon benutzen und sie anrufen, um das Mantra praktizieren.

Das dritte Mantra ist das, was du praktizierst, wenn Dein Geliebter leidet: Liebling, ich weiß, dass du leidest. Deshalb bin ich für dich da. Bevor du etwas tust, um ihr zu helfen, um ihm zu helfen, kann schon Deine Anwesenheit etwas Erleichterung bringen.

Das vierte Mantra ist etwas schwieriger, nämlich dann, wenn du leidest und du glaubst, dass dein Leiden von deinem geliebten Menschen verursacht wurde, so dass du so sehr leidest, dass du es vorziehst, in dein Zimmer zu gehen, die Tür zu schließen und allein zu leiden. Ja, du wurdest verletzt und du willst ihn oder sie dafür bestrafen, dass er oder sie dich hat leiden lassen. Das Mantra, um das zu überwinden, ist das Mantra: Liebling, ich leide. Ich versuche mein Bestes, bitte hilf mir. Du gehst zu ihm oder ihr und versuchst das, und wenn du dich überwinden kannst, dieses Mantra zu sagen, leidest du sofort weniger.

Beispiele aus meiner Praxis für um Vergebung bitten und vergeben:

Verurteilen statt zu vergeben auf Grund von selektiver Wahrnehmung

Hier ist ein Beispiel, bei dem ich um Vergebung bat.

Ich war mal Mitglied im ADFD, das ist das Forum aus dem das psyab.net Forum hervorgegangen ist. Die Nährstofftherapie, die ich dort in einem Beitrag vorstellte wurde von mehreren Team-Mitgliedern als Abzocke und Humbug bezeichnet. Ich weiß nicht, wieviele vom Team sich damit wirklich beschäftigt haben.

Ich finde es auch problematisch neue Wege, die wissenschaftlich untersucht werden, von vornherein auszuschließen. Die Nährstofftherapie ist eine sehr junge Wissenschaft, es zeichnet sich aber schon jetzt ab, dass sie zukünftig an Bedeutung in der Diagnose und Behandlung vieler (chronischen) Erkrankungen und psychischen Erkrankungen gewinnen wird und dann auch von den Krankenkassen bezahlt werden wird. Auf lange Sicht ist das für Krankenkassen billiger. Die Behauptung, das sei Abzocke und nicht seriös ist eine falsche Wahrnehmung aufgrund fehlenden Wissens.

Noch bis vor wenigen Jahren glaubte die Wissenschaft, dass unser Gehirn ab einem bestimmten Alter nicht mehr veränderbar ist, dann entdeckte man die Neuroplastizität, das Gehirn ist unser ganzes Leben lang veränderbar. Man stelle sich vor, die Wissenschaftler, die das entdeckt hatten, hätten mit ihrer Forschung aufgehört, nur weil sie von anderen Wissenschaftlern nicht ernst genommen worden wären, wo wären wir dann heute?

Mir wurde auch vorgeworfen, dass ich mein Konzept als das einzig wahre Konzept zum reduzieren und absetzen von Psychopharmaka vermarkten würde. Da sind gleich zwei falsche Wahrnehmungen bzw. Vorurteile drin:

1. Wäre die Person des ADFD-Teams auf meine Website gegangen, dann hätte sie dort schon nach wenigen Sätzen lesen können, dass ich dieses Konzept, das nicht meines ist sondern eine Eselsbrücke für die ACT, Akzeptanz- und Commitment-Therapie ist (ABS), die ich gemacht habe, um sich einfacher zu merken worauf es im Entzug ankommt: Akzeptanz, Beharrlichkeit und Selbstmitgefühl, eines von vielen ist, das helfen kann. Nimmt man nur den ersten Buchstaben dieser drei Begriffe ergibt sich Folgendes: A-B-S und damit kann fast jeder etwas anfangen, das Anti-Blockier-System beim Auto, genauso kann mein A-B-S ein Anti-Blockier-System für psychische Erkrankungen und vor allem für Entzugssymptome dienen.

2. Der Person wäre aufgefallen, dass mein Infoportal nichts weiter als das ist, ein Infoportal, man kann die Beiträge nicht mal kommentieren und das ist Absicht so. Ich verdiene damit keinen Cent, es gibt keine Werbung, ich habe Hunderte von Euros da reingesteckt. Bei 5-HTP empfehle ich Biovea Time Release, ich bekomme von Biovea aber keinen Cent. Ich empfehle es, weil es eines der wenigen 5-HTP-Produkte ist, das den Wirkstoff über den Tag verteilt abgibt und nicht so müde macht wie die meisten anderen. Ich habe noch ein weiteres gefunden, das auch so ist: Natrol 5-HTP Time Release, beide Produkte gibt es bei amazon.de.

Ich habe Affiliate Links zu amazon.de für Bücher gesetzt, aber bisher nicht aktiviert.

Natürlich sollte dieses Infoportal irgendwann auch mal durch Werbung Geld einbringen und ich denke, dass das bei den qualitativ hochwertigen Beiträgen auch gerechtfertigt wäre.

Die nächste Unterstellung war: Das Konzept funktioniert nicht. Es wurde gesagt: Du bist ja noch immer abhängig, so toll kann Dein Konzept da ja nicht sein. Ja ich bin noch immer abhängig, ich hatte aber auch schon zwei erfolgreiche Benzodiazepinentzüge mit diesem Konzept, es funktioniert, es beruht auf der buddhistischen Psychologie, seit 3.000(!!!) Jahren praktiziert und durch die Wissenschaft als erfolgreich nachgewiesen.

Zitat Einstein »Wenn es irgendeine Religion gibt, die den Ansprüchen moderner Wissenschaft gewachsen ist, heißt sie Buddhismus-»

Einzig logische Schlussfolgerung: Die Person hat sich die Website gar nicht angesehen, denn wenn sie das getan hätte, hätte sie erkannt, das ihre Vorwürfe haltlos sind.

Konfrontiert man die Person dann mit ihren falschen Wahrnehmungen, sucht sie nach anderen Faktoren (kognitive Dissonanzreduktion, die ihre Überzeugung stützen, denn in nichts sind wir Menschen so schlecht, als zuzugeben, dass wir uns geirrt haben, das Ego verlangt stets nach Genugtuung und Rache. Wir sind aber denkende Wesen mit einem Bewusstsein, wir können entscheiden.

»Alles Leiden ist aus falschen Wahrnehmungen entstanden. Das Verstehen, die Frucht der Meditation, kann unsere falschen Wahrnehmungen auflösen und uns befreien.« – -Thich Nhat Hanh

Als praktizierender Buddhist weiß ich, wie schnell wir falschen oder einseitigen Wahrnehmungen unterliegen. Ich habe mit der Zeit gelernt von der Ego-Ebene zur Bewusstseinsebene zu wechseln.

Aloha*

 

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.

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