Es ist wichtig, dass wir Betroffenen uns zeigen, demonstrieren, das es uns gibt. Ein einfacher Weg, dies zu tun ist eine negative Bewertung bzw. Nicht-Empfehlung auf den Facebook-Seiten der beiden großen Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Depressionen, der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und der Deutsche DepressionsLiga e. V. zu hinterlassen, die uns Betroffene ignorieren und unser Leid leugnen und die allgemeine Meinung (die falschen Annahmen, an denen sie festhalten) zum Thema Depressionen und Antidepressiva weitestgehend bestimmen. Tatsächlich ist das aber die veröffentlichte“ Meinung
, nämlich die, die diese beiden Organisationen haben und an die die Gesellschaft glauben soll, was sie ja auch überwiegend tut.
Warum eine Bewertung abgeben?
Im Zeitalter der sozialen Medien und des Internets ist die Präsenz von solchen Organisationen zur Veröffentlichung der eigenen Überzeugungen und Inhalte und zur Meinungshoheit (durch veröffentlichte Meinung) extrem wichtig. Gerade junge Menschen werden so erst auf diese Organisationen aufmerksam. Der Bewertung einer Facebook-Seite kommt damit eine wichtige Aufgabe zu:
Wird die Seite und damit die Organisation als glaubwürdig angesehen oder nicht? Wird Ihre Arbeit als gut oder schlecht bewertet? Ist die Mehrzahl mit ihrer Arbeit zufrieden oder nicht?
Das kennst Du von Amazon und Co. Wenn ein Produkt eine schlechte Durchschnittsbewertung hat, dann schaust Du Dir das erst gar nicht an, Du suchst nach einem mit einer hohen Durchschnittsbewertung, weile viele Personen, die es gekauft haben, zufrieden damit sind.
Das Argument eine Bewertung ändert nichts
ist eine falsche Wahrnehmung:
Die Deutsche Depressionsliga hat aktuell 4,5 von 5 (maximalen) Sternen, ABER basierend auf NUR 17 Bewertungen. Eine Betroffene, die eine Freundin von mir ist, hat auf meine Bitte eine negative Bewertung bzw. Nicht-Empfehlung abgeben, das hat die Durchschnittsbewertung von 4,6 auf nun 4,5 gesenkt. EINE Person macht sichtbar einen Unterschied.
Würden nur 16 Betroffene hier eine negative Bewertung abgeben, wäre die Durchschnittsbewertung der Seite ganz schnell ganz weit unten.
Bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind es deutlich mehr, aktuell 68 Bewertungen, Durchschnittsbewertung 4,2 von 5.
Solidarität mit allen Betroffenen zeigen
Deine Bewertung ist ein Symbol der Solidarität und des Mitgefühls mit allen Betroffenen. Du weißt, wie sehr andere Betroffene leiden, weil auch Du so leidest. Manchmal vergessen wir das, wir glauben, wir seien gerade die/der Einzige, der so leiden muss und empfinden das als ungerecht. Tatsächlich leidet JEDER von uns, manche mehr, manche weniger und mache überleben den Entzug nicht. Das muss aufhören und Du kannst Deinen Teil dazu beitragen, dass dies geschieht. Es geht darum Zeichen zu setzen, sichtbar zu werden, zu zeigen, dass es Dich gibt, dass es uns gibt, dass Du und andere Betroffene nicht allein sind. Mitgefühl bedeutet mit anderen Leidenden verbunden zu sein, weil man weiß, wie sie sich fühlen, Du weißt, wie sich der Entzug anfühlt, Du weißt, wie sich Betroffene fühlen, daher das Wort mit-fühlen
.
Du kannst auch Besucher der Seite davon abhalten leichtfertig Antidepressiva zu nehmen, ohne darüber aufgeklärt bzw. falsch darüber aufgeklärt zu werden, wie es diese beiden Organisationen tun. Du weißt auch, wie selten Patienten von Ärzten aufgeklärt werden.
Was kannst Du damit gewinnen/verlieren?
Jeder Mensch hat einen bestimmten Handlungsspielraum, den er nutzen kann, je nachdem ist dieser kleiner oder größer. Eine Bewertung auf zwei Facebook-Seiten abzugeben schafft JEDER, das ist keine große Anstrengung, das dauert nicht lange. Du musst und sollst Dich auch gar nicht auf eine Diskussion dort einlassen, alles was zählt ist eine Bewertung, von einer/einem Betroffenen, der/die diese leidvolle Erfahrung macht. Es geht nicht darum, die Organisationen zu verurteilen, Hass ist keine Lösung. Gib eine Nicht-Empfehlung ab, das reicht. Zu verlieren hast Du nichts, das schlimmste, was Dir passieren kann, ist, dass Du für die Seite gesperrt wirst, so wie ich und Beiträge nicht mehr kommentieren kannst. Ich nehme mal an, das tut ohnehin kaum jemand.
Du kannst aber etwas gewinnen: SELBSTWIRKSAMKEIT, ZUFRIEDENHEIT, ein Gefühl von ZUSAMMENGEHÖRIGKEIT, nicht allein damit zu sein, durch das Leisten eines kleinen Beitrages für eine Sache, die größer ist, als Du selbst. Möchtest Du nicht auch Teil davon sein? Selbstwirksamkeit gibt Selbstvertrauen. Du leistest damit einen Beitrag für ALLE Betroffenen.
Wenn Du Dich entschließt diesem Aufruf nicht zu folgen, dann beklage Dich bitte nicht darüber, dass sich nichts ändert, dann jammere nicht, dann höre auf Dich zu empören, denn Empörung ohne Engagement ist sinnlos. Wenn Du nichts tust, wenn Du Dich darauf verlässt, dass andere das tun und wenn jeder Betroffene so denkt, dann ändert sich wirklich nichts. Du hast die Wahl, die hast Du stets, weil Du einen bestimmten Handlungsspielraum hast, nutze diesen.
Wenn Du diesem Aufruf nicht folgst, dann schreibe mir doch, warum Du das nicht tust, auch das interessiert mich. Ich möchte verstehen, ich versuche zu verstehen.
Wäre es nicht spannend zu sehen, was geschehen würde, wenn 50 Betroffene sich dort zeigen? Ihre Erfahrungen mitteilen und wir dann erleben, wie diese beide Selbsthilfeorganisationen damit umgehen werden. Sie erwarten das sicher nicht, sie halten uns für schwach, für nicht-zurechnungsfähig
, aber wir haben eine Stimme und wir haben etwas gemeinsam: Unsere Erfahrungen.
Das hat die Stiftung Deutsche Depressionshilfe auf die Nicht-Empfehlung meiner Freundin geantwortet:
Wir würden uns über eine faire Bewertung sehr freuen. Jeder Patienten kann selbst über seine eigene Behandlung entscheiden. Viele Patienten sind froh über die Medikamente. Andere bevorzugen die Psychotherapie. Neutrale und wissenschaftlich fundierte Informationen finden Sie in den Nationalen Versorgungsleitlinien Depression, die abbilden, was man wissenschaftlich gesichert über die Wirksamkeit verschiedener Behandlungsverfahren weiß. Nachzulesen hier: https://www.leitlinien.de/…/depressio … s4-llr.pdf. Sie sind auch die Richtschnur unserer Empfehlungen.
Das hat Sie daraufhin geantwortet:
Das hier IST eine faire Bewertung, so wie alle anderen auch. Sie stammt von einer Betroffenen, die schlimme Erfahrungen mit der Einnahme und dem Absetzen von Antidepressiva gemacht hat, die Sie vollkommen ignorieren und leugnen […]
Damit hat sie vollkommen recht. Ihre Nicht-Empfehlung beruht auf ihrer schlimmen Erfahrung mit Antidepressiva und diese beiden Organisationen ignorieren das, sie leugnen das.
Vorgehensweise
Wenn Du Dich dazu entschließt, eine der beiden Seiten negativ zu bewerten, dann halte Dich an die Fakten und bleibe sozial kompetent, keine Beleidigungen, kein Haten. Alles, was Du brauchst ist ein Facebook-Konto.
Besuche die Seiten:
- https://www.facebook.com/DeutscheDepressionshilfe/
- https://www.facebook.com/DeutscheDepressionsLiga/
- Im linken Menu auf
Bewertungen
gehen. - Bewertung abgeben,
empfiehlt nicht
oder wie Du bewerten möchtest + kurze sachliche Begründung. - Fertig.
- Bei einer Antwort lasse Dich auf keine emotionale Diskussion ein.
Zur Sicherheit gegen Löschung, kannst Du mir kurz mitteilen, dass Du je eine Bewertung abgegeben hast und ich mache dann einen Screenshot von der Seite mit den Bewertungen, so kann ich beide Organisationen dann später damit konfrontieren, dass sie negative Bewertungen gelöscht haben. Du kannst das aber gerne auch selber machen, dazu brauchst Du die kostenlose Browsererweiterung Fireshot
für Google Chrome oder Firefox. Bei der Einrichtung und dem Screenshot anfertigen helfe ich Dir gerne.
Ich würde mich freuen, wenn besonders viele dabei mitmachen würden. Der Psychologe und KZ-Überlebende Viktor Frankl schreibt in seinem beeindruckenden Buch Trotzdem JA zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager:
Im Leben geht es nicht darum, sich zu fragen, was ich vom Leben zu erwarten habe sondern darum, was das Leben von mir erwartet. Da gibt es eine Aufgabe, die getan werden muss, da gibt es Menschen, die Dich brauchen.
Das beschreibt sehr gut, worauf es ankommt, in seinem Fall ging es darum, dieses Buch zu schreiben, um der Außenwelt von den Gräueln im KZ zu berichten und darum seine Frau wiederzusehen, als er diese Worte schrieb, wusste er noch nicht, dass sie bereits in einem anderen KZ ermordet wurde. Für Dich geht es darum, zwei Bewertungen abzugeben, damit die Gesellschaft von unserem Leid erfährt und weil Dich andere Betroffene brauchen. Das versteht man unter selbstloser Herzensgüte.
Aloha