Leserbrief veröffentlicht in der Fuldaer Zeitung zur Flüchtlingskrise
Tag für Tag lese ich die Leserkommentare zur Flüchtlingskrise, und die meisten machen mich sehr wütend. Es wird angenommen, man könne diese Krise dadurch lösen, dass man die Grenzen dichtmacht und abschiebt; man möchte, dass es wieder so ist wie vor der Krise.
Vielleicht liegt diese irrsinnige Annahme auch daran, dass das Wort »Krise« für all diese Probleme gar nicht passt und so falsche Erwartungen weckt?
Wenn wir von Krisen sprechen, dann impliziert das, dass nach einer überstandenen Krise alles wieder so ist wie zuvor. Das stimmt aber bei all den »Krisen«, mit denen wir es zu tun haben, nicht – ganz gleich, ob wir über Euro-, Finanz- oder Flüchtlingskrise sprechen.
Denn das sind vielmehr tief greifende globale Veränderungsprozesse, und Veränderungen machen den Menschen seit jeher Angst. Dabei sind die Veränderungen gar nicht das eigentliche Problem, denn Veränderungen bedeuten oft Fortschritt und Weiterentwicklung für eine Gesellschaft. Es sind die Übergänge, die schwierig sind.
Wenn wir aber schon bei dem Wort »Krise« bleiben, dann sollten wir mal darüber nachdenken, ob die Flüchtlingskrise vielleicht gar keine Flüchtlingskrise ist, sondern die nächste Stufe einer Systemkrise?
Dass unser Wohlstand auch auf dem Leid derer aufgebaut ist, die jetzt zu uns strömen. Freihandelsabkommen, die ärmere Länder ausschließen und die expansive Ölpolitik der USA sind die wahren Gründe für all diese »Krisen«. Die westliche Welt ist dem Wahnsinn verfallen, dass unser expansives kapitalistisches Wirtschaftssystem die Lösung für alle Probleme ist.
Einstein hat Wahnsinn einmal so definiert:
Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
Vielleicht sollten wir einfach mal etwas Neues ausprobieren.
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