Das Serotonin-Defizit-Syndrom

In diesem Beitrag erfährst Du alles Wissenswerte über die (neuro)-biologischen Funktionen von Serotonin, wie moderne Antidepressiva diese massiv negativ beeinflussen können und es so zu einem »Serotonin-Defizit-Syndrom« kommen kann, wie man dieses diagnostizieren und behandeln kann. Die meisten Nebenwirkungen und auch das hohe Abhängigkeitspotenzial sind darauf zurückzuführen, dass diese Medikamente insbesondere bei Langzeiteinnahme (länger als ein Jahr) den Serotoninspiegel im menschlichen Körper stark senken. Kaum ein Psychiater oder Hausarzt kennt das Serotonin-Defizit-Syndrom und weiß auch nicht, wie man dieses diagnostiziert und behandelt.

Um zu verstehen, wie moderne Antidepressiva den Serotoningehalt im menschlichen Körper beeinflussen, ist es wichtig zu wissen:

  1. Was Serotonin ist?
  2. Wo Serotonin im Körper gebildet wird und
  3. Welche biologischen Funktionen Serotonin im menschlichen Körper übernimmt.

Dr. Alexander Römmler, Endokrinologe und Anti-Aging-Experte, hat in seinem Buch »Hormone – Leitfaden für die Anti-Aging Sprechstunde« und zahlreichen weiteren Publikationen die biologischen Funktionen von Serotonin im menschlichen Körper erklärt. Serotonin kommt einerseits als Neurotransmitter im Zentralen Nervensystem (ZNS), andererseits als Hormon im peripheren System (PS), also im Körper (im Körpergewebe und Blut) vor und ist dort für zahlreiche klinisch relevante Funktionen zuständig, wie Steuerung der Emotionalität, Schlafregulation (ZNS) oder Wundheilung und Blutgerinnung (PS). Es kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Daher existieren Produktionsorte, sowohl im zentralen Nervensystem als auch im peripheren System (z.B. im Körpergewebe, Blut), die unabhängig voneinander reguliert werden und einzeln oder gemeinsam gestört sein können.5

Der größte Teil des Serotonins im Körper wird nicht im Gehirn, sondern im Magen-Darm-Trakt gebildet (bis zu 90%). Das Serotonin ist im Darm für dessen Beweglichkeit zuständig. Es sorgt dafür, dass der Speisebrei weiter transportiert wird. Ist im Darm zu wenig Serotonin vorhanden, kann das zu Blähungen, Verstopfungen und Krämpfen führen (Symptome eines Reizdarms).

Weitere Funktionen im peripheren Bereich sind:

  • Wundheilung
  • Blutgerinnung
  • Leber- und Herzfunktionen

Funktionen im zentralen Nervensystem sind u. a.:

  • die Schlafregulation
  • Schmerzempfinden
  • Steuerung der Emotionalität
  • Kognition (Gedächtnis, Konzentration, Erinnerung)
  • Regulation der Körpertemperatur
  • Appetit und Sättigung

Quelle: »Hormone – Leitfaden für die Anti-Aging Sprechstunde«, Serotonin-Defizit-Syndrom – eine praxisrelevante Entität von Alexander Römmler

Bestimmte Ursachen können zu einem Serotoninmangel führen, der zahlreiche Beschwerden und gesundheitliche Schäden verursachen kann, dann spricht man von einem »Serotonin-Defizit-Syndrom«.

Risiken und Nebenwirkungen von SSRI-Antidepressiva

Häufige Ursache für ein »Serotonin-Defizit-Syndrom« kann auch die Einnahme moderner Antidepressiva sein.6 Diese erhöhen zwar das Serotonin im Gehirn signifikant, wirken bei leichten und mittelschweren Depressionen aber kaum besser als ein Placebo (siehe Kirsch-Studie).

Gleichzeitig senken diese Medikamente den Serotoningehalt im restlichen Körper, wie dem zentralen Nervensystem und peripheren System (Gewebe, Blut) teilweise stark.7

Die folgende Abbildung zeigt den Gehalt von Serotonin im Blutspiegel in verschiedenen Personengruppen: gesunde Erwachsene (Säule 1), Patienten mit Depressionen und gleichzeitig niedrigen (Säule 2) oder normalen (Säule 3) Serotoninspiegeln, Patienten unter SSRI‑Antidepressiva (Säule 4)

Blutspiegel von Serotonin in verschiedenen Personengruppen: gesunde Erwachsene (Säule 1), Patienten mit Depressionen und gleichzeitig niedrigen (Säule 2) oder normalen (Säule 3) Serotoninspiegeln, Patienten unter SSRI‑Antidepressiva (Säule 4).

MW = Mittelwert, SD = Standardabweichung, PS = „peripheres“ System, RB = Referenzbereich,
SSRI = selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren, V.a. = Verdacht auf, ZNS = zentrales Nervensystem (modifiziert
nach [132]). Quelle: »Hormone – Leitfaden für die Anti-Aging Sprechstunde«, Serotonin-Defizit-Syndrom – eine praxisrelevante Entität von Alexander Römmler

Ein »Serotonin-Defizit-Syndrom« lässt sich anhand bestimmter klinischer Hinweise und einer Bestimmung des Serotoningehalts im Blut diagnostizieren.Zu den zentralen Symptomen gehören:

  • Störungen der Stimmungslage
    (Depressionen, Ängste, Panikattacken, Aggressivität)
  • Störungen der Ess-/Suchkontrolle
    (Vermindertes Sättigungsgefühl, Vorlieben für Kohlehydrate und Süßigkeiten »Schokoladenattacken«, Alkoholsucht, Nikotinsucht)
  • Störungen der Schlafregulation
    (Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen)
  • Verminderte Schmerztoleranz (Fibromyalgien)
  • Vermindertes Sexualverhalten (Libidoverlust, Erektions- und Ejakulationsstörungen beim Mann)
  • Gedächtnisstörungen, verminderte Konzentration

Zu den peripheren Symptomen gehören:

  • Gastrointestinale Störungen (Blähungen, Verstopfung, Reizdarm, Ãœbelkeit)
  • Gestörte Wundheilung, verminderte Blutgerinnung
  • Leberfunktionsstörungen
  • Herzfunktionsstörungen
  • Insulinresistenz, Diabetes mellitus

Quelle: »Hormone – Leitfaden für die Anti-Aging Sprechstunde«, Serotonin-Defizit-Syndrom – eine praxisrelevante Entität von Alexander Römmler

Zahlreiche dieser Anzeichen und Beschwerden finden sich im Beipackzettel moderner Antidepressiva unter Nebenwirkungen aufgelistet wieder.

Dr. Römmler schreibt dazu:

Ein großer Nachteil selektiver Wiederaufnahmehemmer (SSRI) ist die belegte Erkenntnis, dass abgesehen vielleicht vom synaptischen Spalt (Gehirn) im übrigen zentralen wie peripheren Gewebe der Serotoninmangel nicht beseitigt, ja sogar noch verstärkt werden kann. Angesichts der vielen günstigen Serotonineffekte im Organismus ist das ein bedenklicher Aspekt, der auch für viele der damit verbundenen Nebenwirkungen mit verantwortlich zu machen ist.8

Ist der Serotoningehalt extrem niedrig oder gar nicht mehr im Blut messbar, liegt fast immer ein durch Medikamente, insbesondere moderne Antidepressiva, verursachter Serotoninmangel vor.9

Ein Serotonin-Defizit-Syndrom behandelt man mit verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln, die Serotonin in natürlicher Form enthalten (siehe Alternative Behandlungsmethoden).

Publikationen von Dr. Römmler zum Download:

Tryptophan-Serotonin-Melatonin-System aus »Hormone: Leitfaden für die Anti-Aging Sprechstunde« von Dr. Alexander Römmler (2014)
5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) Eine hilfreiche Vorstufe des Serotonin von Dr. Alexander Römmler und Josefine Römmler (2010)
Anti-Aging-News: Serotonin: Neues von Dr. Alexander Römmler (2010)

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5-HTP (5-Hydroxytryptophan)

Die fast sofortige Lösung für die meisten auf niedrigem Serotonin basierenden Probleme ist ein teures Nahrungsergänzungsmittel, das aus einer afrikanischen Bohne (Griffonia) hergestellt wird. Es handelt sich um 5-HTP (5-Hydroxytryptophan) und ist über das Internet erhältlich. Ihr Körper kann sein eigenes 5-HTP in Serotonin umwandeln, jedoch gibt es einen Haken: Es muss ausreichend Tryptophan aus der Nahrung zur Verfügung stehen, und es ist gut möglich, dass dies nicht der Fall ist. Wenn Sie jedoch ein 5-HTP-Präparat einnehmen, ist die Serotoninproduktion nicht länger abhängig vom Tryptophan, das Sie eigentlich aus der Nahrung bekommen, vielleicht aber auch nicht. Das bedeutet, dass Sie schnell und sogar auf natürliche Weise Ihre Serotoninvorräte auffüllen können und innerhalb von Minuten spüren werden, wie Ihr wahres emotionales Ich zurückkommt.

Als ein Antidepressivum ist 5-HTP so wirksam, dass es bereits mehrfach vielen der bewährtesten Antidepressiva, einschließlich Prozac (Fluoxetin), gleichkam oder diese übertraf, ohne die negativen Nebenwirkungen, die diesen Medikamenten so oft zugesprochen werden. In einer Studie von 1980 wurden 99 Patienten, die seit durchschnittlich neun Jahren stark depressiv waren, 5-HTP-Ergänzungsmittel verabreicht. Fast die Hälfte von ihnen wurde komplett geheilt, wobei der Rest erhebliche Verbesserung erfuhr.34

Zahlreiche andere Studien bestätigten die beachtliche Sicherheit und Wirkung von 5-HTP, sogar im Vergleich zu rezeptpflichtigen Antidepressiva:

  • Der Hersteller von Prozac, Eli Lilly, führte kürzlich eine Studie durch, in der 5-HTP mit Prozac (Fluoxetin) kombiniert wurde. Die Serotoninaktivität wurde durch Prozac alleine um 150 Prozent erhöht. Nachdem 5-HTP hinzugefügt wurde, waren es 615 Prozent.
  • Es gibt Studien, in denen 5-HTP mit Luvox (Fluvoxamin), einem wirksamen Antidepressivum, ähnlich wie Prozac, aber in Europa bekannter, verglichen wurde. Das Resultat war, dass (1) 5-HTP 68 Prozent der depressiven Patienten zu Besserung verhalf, im Vergleich zu Luvox mit 62 Prozent;35 (2) sowohl 5-HTP als auch Luvox das Depressionsniveau um 50 Prozent verbessert haben, wobei 5-HTP eine 11 Prozent geringere Ausfallrate als Luvox hatte.36
  • In einer anderen Studie beseitigte 5-HTP Angstsymptome in 58 Prozent der Fälle, im Gegensatz zu Luvox mit 48 Prozent.37
  • In Bezug auf die Nebenwirkungen verursachen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), wie Prozac und Zoloft, sexuelle Dysfunktion bei 50 bis 75 Prozent der Verwender, während 5-HTP-Studien keine sexuelle Dysfunktion und nur wenige Nebenwirkungen aufzeigten.38,39 In einer Studie hatte 5-HTP sogar weniger Nebenwirkungen als das Placebo!

Etwa 85 Prozent unserer Dunkle-Wolke-Patienten, die 5-HTP ausprobiert haben, so wie Lynne, haben eine beachtliche Verbesserung ihrer Stimmung und Sichtweisen erfahren. Die Chancen, dass es Ihnen hilft, stehen ungeheuer gut für Sie. Allerdings funktioniert 5-HTP nicht bei jedem. Wenn Sie sich nach einer Woche mit einer Dosis von 300 Milligramm 5-HTP am Tag nicht besser fühlen, können Sie eines der anderen hervorragenden serotoninerhöhenden Mittel verwenden, die ich als nächstes beschreibe.

Tryptophan/L-Tryptophan

Etwa 15 Prozent meiner Patienten mit Serotoninmangel brauchen Hilfe bezüglich der Nährstoffe, die über das hinausgeht, was 5-HTP bieten kann. Sie haben festgestellt, dass 5-HTP bei ihnen entweder überhaupt keine Wirkung hatte oder sie schläfrig machte, leichte Übelkeit hervorrief oder Sie in einer anderen Art und Weise unbehaglich fühlen ließ. (Beachten Sie: Falls bei Ihnen irgendwelche negativen Symptome durch das 5-HTP oder ein anderes Präparat auftreten, nehmen Sie es nicht mehr!) Wenn Sie zu den Menschen gehören, die nicht gut auf das 5-HTP reagieren, gibt es zwei ausgezeichnete Alternativen. Eine oder beide sollten für Sie genau das Richtige sein.

Die erste ist die Aminosäure, die ich schon als die einzigartige Nahrungsquelle für sowohl 5-HTP als auch Serotonin erwähnt habe. Es ist die Aminosäure Tryptophan. Sie wissen bereits, dass proteinreiche Nahrungsmittel diese sehr besondere Aminosäure enthalten, jedoch wissen Sie vielleicht nicht, dass Tryptophan ebenso als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich ist. In seiner konzentrierten Form zwischen den Mahlzeiten eingenommen wird es viel schneller umgewandelt, als wenn es aus dem Essen aufgenommen wird, wo es nicht so konzentriert enthalten ist und mit den ganzen anderen Aminosäuren im Blutkreislauf darum kämpfen muss, in Ihr Gehirn zu gelangen. Unsere Patienten haben festgestellt, dass die Tryptophan-Präparate genauso schnell wirken wie 5-HTP, und die Forschung zeigt, dass es ebenso beeindruckend ist:

Wieder und wieder haben Studien gezeigt, dass das Weglassen von Tryptophan aus unserer Ernährung den Serotoninspiegel senkt und das Auftreten von Depressionen (einschließlich Winterdepression), Schlafstörungen, Panik und Wut erhöht sowie Bulimie und Drogenabhängigkeit auslöst. Im Gegensatz dazu kann zusätzliches Tryptophan in Form von Nahrungsergänzungsmitteln den Serotoninspiegel um 200 Prozent40 erhöhen und all die Dunkle-Wolke-Probleme verhindern oder umkehren.41

Die günstigen Auswirkungen des Tryptophans auf den Schlaf sind legendär, und Studien belegen auch seine Stärke bei PMS42 und Fibromyalgie.43

Manche Psychiater möchten ihren Patienten, die auf Antidepressiva alleine nicht ausreichend ansprechen, unbedingt helfen und verabreichen zusätzlich Tryptophan, mit positiven Ergebnissen: In einer britischen Studie wurde solchen solchen Patienten Tryptophan gegeben. Daraufhin verringerten sich die depressiven Symptome plötzlich um mehr als 50 Prozent.44 In einer anderen Studie erhöhte Tryptophan, wenn es mit Prozac kombiniert wurde, die Schnelligkeit der antidepressiven Wirkung und ließ die Schlafstörungen verschwinden, die Prozac verursachte.45

Tryptophan verwandelt sich nicht nur innerhalb von Minuten in 5-HTP und dann in Serotonin (und Melatonin), es kann auch dazu verwendet werden, das wichtige B-Vitamin Nicotinsäure und viele andere wertvolle Enzyme im Körper herzustellen.

Das Glücksgewächs: Johanniskraut

Neben 5-HTP und Tryptophan ist der einzige wirklich effektive Serotoninförderer, den ich kenne, das alte pflanzliche Heilmittel Johanniskraut. Ein Großteil der Forschung an Johanniskraut wurde in Deutschland betrieben, wo sich dieses Kraut als Antidepressivum besser verkauft als Fluoxetin. Der Grund dafür ist, dass man herausgefunden hat, dass es genauso gut, wenn nicht sogar besser wirkt als Prozac und ähnliche Medikamente, dazu mit nur wenigen Nebenwirkungen:

In einer Studie, in der Johanniskraut und Prozac miteinander verglichen wurden, hatten die beiden die exakt gleiche Wirksamkeit. Beide verbesserten die Symptome von Depressionen um 48 Prozent.46

In einer anderen derartigen Studie, in der das Kraut mit Prozac verglichen wurde, sorgten beide für eine Verbesserung von etwas über 50 Prozent.47

Wir haben festgestellt, dass Johanniskraut oft dabei hilft, den Serotoninspiegel zu erhöhen, wenn es die Aminosäuren aus irgendwelchen Gründen nicht schaffen. Während wir die Wirkung von Nährstoffen wie 5-HTP und Tryptophan im Gehirn kennen, ist es bei Johanniskraut, wie bei den meisten Kräutern (und den Präparaten, die häufig daraus hergestellt werden), ein Rätsel. Manchmal kombinieren wir erfolgreich Johanniskraut mit 5-HTP oder Tryptophan.

Vitamin B6 und Kryptopyrrolurie/Hämopyrrollaktamurie (KPU/HPU)

Zusätzliches Vitamin B6 kann sehr hilfreich sein, da B6 die Umwandlung von Tryptophan und 5-HTP in Serotonin ermöglicht. Das bekannteste Symptom des B6-Mangels ist schlechte oder überhaupt keine Erinnerung an Träume (oder häufige Albträume). Wenn die oben genannten Nährstoffe plus Ihrem Basis-Multivitamin- und B-Komplex helfen, jedoch Ihre Stimmungsprobleme nicht vollständig beseitigen, sollten Sie es mit zusätzlichem B6versuchen. Für Menschen mit einem genetisch bedingten Problem der Vitamin-B6-Verwertung, Kryptopyrrolurie/Hämopyrrollaktamurie genannt, ist die Einnahme von zusätzlichem B6 entscheidend. Sehen Sie sich den Kryptopyrrolurie/Hämopyrrollaktamurie-Fragebogen am Ende bei den »Extra-Kapiteln« an und lesen Sie ein wenig über dieses stimmungslähmende Syndrom, das weiter verbreitet ist, als Sie denken.

Warnhinweise: Wann Aminosäuren und andere Nährstoffe nicht eingenommen werden sollten

Wichtig: Lesen Sie diese Information bezüglich der Gegenanzeigen zu Aminosäuren und anderen Nahrungsergänzungsmitteln, bevor Sie sich entscheiden, welche Nährstoffe Sie ausprobieren werden.

  • Sie sollten einen Arzt zu Rate ziehen, bevor Sie jegliche Aminosäuren einnehmen, falls Sie eine ernste physische Erkrankung haben, einschließlich hohem oder niedrigem Blutdruck, Lupus, Migräne, Leberschaden, ernstem Nierenschaden, angeborenem Aminosäuren-Stoffwechselfehler, Geschwüren oder Schilddrüsenüberfunktion; wenn Sie schwanger sind, stillen, Methadon oder jegliche Medikamente einnehmen, insbesondere Antidepressiva oder MAO-Hemmer; oder wenn Sie ernste mentale oder emotionale Probleme haben, wie beispielsweise Schizophrenie oder eine bipolare Störung.
  • Wenn Sie einen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), wie beispielsweise Fluoxetin (oder jedes andere stimmungsverändernde Medikament), einnehmen, sollten Sie sich von einem Arzt beraten lassen, bevor Sie 5-HTP, L-Tryptophan, Johanniskraut oder nehmen.
  • Wenn Sie gegen Ihre Depressionen einen MAO-Hemmer (inklusive Phentermin [in Deutschland nicht zugelassen]) einnehmen, sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob es für Sie angemessen ist, 5-HTP, L-Tryptophan einzunehmen (eventuell nur, nachdem Sie die MAO-Hemmer abgesetzt haben).
  • Falls Sie manisch-depressiv sind (bipolare Störung) können 5-HTP und Tryptophan in höheren Dosen Probleme verursachen.

Fazit: Ein Psychiater oder Hausarzt, der beabsichtigt einem Patienten ein Antidepressivum zu verordnen, sollte die Behandlungsleitlinien kennen, die besagen, dass Antidepressiva nur bei schweren Depressionen verschrieben werden sollten und auch nur für kurze Zeit, um eine Abhängigkeit zu vermeiden. Verschreibt er ein modernes Antidepressivum, sollte er die (neuro)-biologischen Funktionen von Serotonin im menschlichen Körper kennen und wissen, wie die Gabe dieser Medikamente diese Funktionen stark negativ beeinflussen können. Er sollte wissen, was ein Serotonin-Defizit-Syndrom ist, wie dieses entsteht, diagnostiziert und behandelt werden kann. Nicht-Wissen ist keine Entschuldigung für ein zu schnelles Vorgehen beim Absetzen eines Antidepressivum und auch nicht für unnötige Verschreibungen von Antidepressiva. Die Fakten sind bekannt, jeder kann sich dieses Wissen aneignen und im Interesse und zum Wohlbefinden jedes Patienten wäre das wünschenswert.

Weitere Publikationen zum Thema:

Serotonin – Das Glückshormon von Dr. Volker Schmiedel

Depression und Nährstoffe von Dr. Volker Schmiedel

Fußnoten
5., 6., 7., 8., 9. »Anti-Aging News Spezial 01/2010 – Serotonin:Neues« von Alexander Römmler
34   Van Hiele, J. J., »L-5-hydroxytryptophan in depression: The first substitution therapy in psychiatry?« Neuropsychobiology 1980; 6: 230 – 40. (Gefunden in Michael Murray’s großartigem Buch 5-HTP.)
35., 36., 37. Poldinger, W., Ph. D., »A functional-dimensional approach to depression: Serotonin deficiency as a target syndrome in a comparison of 5-hydroxytryptophan (5-HTP) and fluvoxamine.« Psychopathology 1991; 24: 53 – 81.
38.   Benkert, O., »Effect of parachlorophenylalanine and 5-hydroxytryptophan on human sexual behavior.« Monographs in Neural Sciences 1976; 3: 88 – 93.
39.   Benkert, O., »Studies on pituitary hormones and releasing hormones in depression and sexual impotence.« Progress in Brain Research 1975; 42: 25 – 36.
40.   Young, S., Ph. D., »Behavioral effects of dietary neurotransmitter precursors: Basic and clinical aspects.« 1976 summer; 20(2): 313 – 23.
41.   Van der Does, A. J., »The effects of tryptophan depletion on mood and psychiatric symptoms.« J Affect Disord 2001 May; 64(2 – 3): 107 – 19.
42.   Steinberg, S., Annable, L., Young, S. N. and Belanger, M. C., »Tryptophan in the treatment of late luteal phase dysphoric disorder: A pilot study.« J Psychiatry Neurosci 1994 Mar; 19(2): 114 – 19.
43.   Russell, I. J, Michalek, J. E., Viparo, G. A., Fletcher, E. M. and Wall, K. »Serum amino acids in fibrositis/fibromyalgia syndrome.« J Rheumatol Suppl 1989 Nov: 19: 158 – 63.
44.   Durstin, S. M., Devarajan, S. and Kutcher, S., »The ‚dalhousie serotonin cocktail« for treatment-resistant major depressive disorder.« J Psychopharmacol 2001 Jun; 15(2): 136 – 38.
45.   Levitan, R. D., Shen, J. H., Jindal, R., Driver, H. S., Kennedy, S. H. and Shapiro, C. M., »Preliminary randomized double-blind placebo-controlled trial of tryptophan combined with fluoxetine to treat major depressive disorder: Antidepressant and hypnotic effects.« Psychiatry Neurosci 2000 Sep; 25(4): 337 – 46.
46.   Brenner, R., Azbel, V., Madhusoodanan, S. and Pawlowska, M., »Comparison of an extract of hypericum (LI 160) and sertraline in the treatment of depression: A double-blind, randomized pilot study.« Clin Ther 2000; 22: 411 – 19.
47.   Volz, H. P. and Laux, P., »Potential treatment for subthreshold and mild depression: A comparison of Saint-John’s wort extracts and fluoxetine.« Compr Psychiatry 2000 Mar-Apr; 41(2 suppl 1): 133 – 37.

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