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Lichtblicke
Unser Körper ist ein kostbares Geschenk, wir sollten ihn sorgsam pflegen. Denn er ist der Ort unseres Erwachens und unserer Erleuchtung.Jataka
26. Oktober 2011
2-0-0-0 mg Tavor
Da mir das Tavor ausging, musste ich zur Ärztin der PIA (Psychiatrische Institutsambulanz der Psychiatrie). Sie verschrieb mir Valproinsäure gegen die Entzugssymptome, was gar nichts brachte. Außerdem sollte das Paroxetin wegen der mangelnden depressiven Wirkung auf Cipramil (ein anderes SSRI-Antidepressivum) umgestellt werden. Inzwischen wurden meine Bemühungen bzgl. einer ACT-Therapie endlich belohnt. Ich bekam einen Termin für den 11.11.11 bei einer Therapeutin in Frankfurt. Das war ein kleiner Hoffnungsschimmer.
11. November 2011
2-0-0-0 mg Tavor
Mir viel zum ersten Mal das Datum dieses für mich so wichtigen Tages auf, der 11.11.11. Ich hoffte das sei kein schlechtes Omen. Außerdem hasste ich Fasching schon immer. Für ein paar Wochen künstlich gut drauf sein, sich verkleiden und eine Narrenkappe aufsetzen. Ich fragte mich, wer da wohl verrückter sei, ich oder die? Nach Weihnachten, Sylvester ist die Faschingszeit für mich die schlimmste Zeit des Jahres. Ich schätze das geht vielen Depressiven so.
Das Gespräch mit der Therapeutin verlief angenehm positiv. Wir sprachen über meine Werte und Ziele und ich sollte bis zum nächsten Termin einige Arbeitsblätter ausfüllen. Auch wenn es mit dem Termin für ein Vorgespräch schnell gegangen war, die Therapie würde erst im März nächsten Jahres beginnen.
Tagebuch:
Vorgespräch mit ACT-Therapeutin sehr positiv verlaufen, ich habe neue Hoffnung und auch ein wenig Glauben an mich selbst wieder gefunden mit dieser Therapie mein Leben in den Griff zu bekommen, menschlich passt es gut.
Werte: Mut, Bereitwilligkeit, Achtsamkeit, Selbstmitgefühl, Aufrichtigkeit.
03. Januar 2012
2-0-0-0 mg Tavor
Als ich mit dem Ausfüllen der Arbeitsblätter begann, wurde mir einmal mehr bewusst, wie sehr ich meinen Körper vernachlässigte und für das bestrafte, was ich erlebte. Ich bemühte mich, das zu ändern und erstellte folgende Liste:
Werte für Körper und Gesundheit:
- Ich möchte liebevoll, fürsorglich und einfühlsam mit meinem Körper sein.
- Ich möchte die Grenzen meines Körpers akzeptieren, ihm Vertrauen schenken und geduldig mit ihm sein.
- Ich möchte im Einklang mit meinem Körper leben.
- Ich möchte auf auf meinen Körper achten, durch eine gesunde Ernährung, ausreichendes Trinken und regelmäßige Bewegung.
- Ich möchte meinem Körper keinen weiteren Schaden zufügen durch Benzodiazepine und Psychopharmaka.
- Ich möchte meinem Körper helfen zu entspannen und Ruhe zu finden. Damit er stark, gesund und fit ist.
Aus diesem Grund ging ich wieder zu meiner Heilpraktikerin, die mir schon in früheren Zeiten eine wertvolle Stütze war. Ich ging von da an wöchentlich zu ihr und bekam Infusionen zur Stärkung des Immunsystems und gegen die Ängste und Depressionen. Viel wichtiger war aber das wöchentliche halbstündige Gespräch mit ihr, während die Infusion lief. So hatte ich praktisch jede Woche Gesprächstherapie und zwar eine sehr positive.
Tagebuch:
Arbeitsblatt Werte für Körper und Gesundheit ausgefüllt. Danach beschlossen mich wieder in Behandlung meiner Heilpraktikerin zu begeben.
Werte: Bereitwilligkeit, Selbstmitgefühl, Gesundheit.
In dem Moment wurde mir klar, dass ich hier nicht mehr länger behandelt werden wollte
10. Januar 2012
2-0-0-0 mg Tavor
Beim nächsten Termin mit der Ärztin der PIA erlebte ich eine böse Überraschung: Sie teilte mir mit, dass sie mir keine weiteren Benzodiazepine mehr verschreiben würde, wenn ich nicht einen weiteren stationären Entzug hier oder in einer anderen Psychiatrie machen würde. Das machte mich stinksauer und ich fragte sie ob sie allen Ernstes glauben würde, ich würde nach dem erlittenen Trauma in der Psychiatrie je wieder dort hingehen? Ich sagte ihr, jegliches Vertrauen sei Dank der unmenschlichen, traumatischen Behandlung in dieser Psychiatrie verloren. Sie meinte nur, dass sie auch für diese Psychiatrie arbeiten würde und ob mein Vertrauen in sie auch nicht mehr vorhanden sei? Ich erzählte ihr zum ersten Mal detailliert, was auf der Station geschehen war. Sie glaubte mir kein Wort. Zwischenzeitlich bekam sie einen Anruf von einer der Stationen. Ich bekam mit, dass es wohl um einen Patienten ginge, der einen Entzug machte und die Pfleger dauernd belästigen würde, er hielte das so nicht aus, er wolle eine Ärztin/einen Arzt sprechen, er bräuchte etwas zur Beruhigung. Meine Ärztin blaffte ins Telefon, er solle sich nicht so anstellen, so schlimm könne es nicht sein und legte auf.
In dem Moment wurde mir klar, dass ich hier nicht mehr länger behandelt werden wollte. Da meine Vorräte an Tavor nicht mehr lange halten würden, meldete ich mich für einen stationären Entzug in einer anderen Psychiatrie in der Umgebung an. Was hatte ich schon für eine Wahl?