←InhaltVorwortÜber den AutorAnhang→
Dritter Tag – Panikattacken
» Es gibt nur eine falsche Sicht der Dinge: Der Glaube, meine Sicht sei die einzig richtige. «Nagarjuna
Mittwoch, 06. April 2011
Medikation: 50 mg Paroxetin | 300 mg Quetiapin | 0-0-0,5-0 mg Tavor 1
Einer meiner Zimmernachbarn wurde entlassen, so dass wir ab sofort nur noch zu zweit waren. An diesem Morgen fand die erste Visite mit der leitenden Psychologin statt. Ich war ziemlich aufgeregt und hoffte, dass sich alles klären würde. Ich saß nervös auf dem Stuhl und wartete. Dann holte man mich rein. Ich sah die leitende Psychologin, die Bezugstherapeutin, eine Pflegerin und drei weitere mir unbekannte Personen, die keine Anstalten machten, sich vorzustellen.
Da dies nicht meine erste Visite war, überraschte es mich keineswegs vor so vielen Leuten zu sitzen. Es erinnert mich aber jedes Mal wieder an den Musterungsausschuss, vor dem ich als Kriegsdienstverweigerer aussagen musste. Man fühlt sich von Anfang an eingeschüchtert, als ob man hier wäre, um sich verteidigen zu müssen. Ich verstehe bis heute nicht, warum bei einer Visite so viele Personen anwesend sein müssen. Personen, mit denen ich während der gesamten Behandlung nichts zu tun habe. Fast kommt es mir so vor, als ob das Absicht wäre und der Patient tatsächlich eingeschüchtert werden soll.
Ich kenne viele Menschen, für die die Visite etwas Bedrohliches ist. Sie haben richtige Angst davor, wissen nicht wie sie sich verhalten sollen, was sie sagen sollen. Das kann meiner Meinung nach nicht der Sinn davon sein. Besonders nicht bei psychisch Kranken, die sich noch weniger wehren können, als andere Patienten. Reden darf offenbar ohnehin nur der Oberarzt, die Oberärztin bzw. in meinem Fall die leitende Psychologin. Entweder trauen sich die anderen Angestellten nicht oder sie dürfen es wirklich nicht.
Wie wäre es, wenn sich die leitende Person der Visite nur für eine Minute mal auf den Stuhl des Patienten setzen würde, um zu erfahren, wie sich das anfühlt, wenn einem 5-10 Personen anschauen, ohne etwas zu sagen?
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Der entmündigte Patient
Ich setzte mich hin und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Die leitende Psychologin kam gleich zum Punkt:
»Herr H. Sie können nicht einfach eigenmächtig Tavor einnehmen. Sie müssen sich schon auf die Therapie hier einlassen und mitarbeiten!«
Das machte mich so richtig wütend und ich entgegnete Ihr: »Sie lassen mir ja gar keine andere Wahl. Ich habe mehrmals darum gebeten, mir meinen Bedarf zu geben. Sie können mir doch nicht einfach das Tavor von heute auf morgen wegnehmen, ohne mir was zu sagen. Ohne mich darüber aufzuklären, was passieren kann, wenn man das Medikament abrupt absetzt. Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, dass das nicht geht!«
»Das müssen Sie schon uns überlassen. Sie müssen lernen, das auszuhalten und Ihre Ablenkungsstrategien anzuwenden.«
Ich protestierte: »Das ist mir schon klar, aber das muss langsam passieren. Sie können mir das Tavor nicht einfach wegnehmen, nachdem ich es mehr als 14 Tage in der Tagesklinik genommen habe. Es ist nicht zu akzeptieren, dass man mir ein Notfallgespräch mit der Begründung verweigert, ich hätte schon eines gehabt. Das war noch nicht mal ein Gespräch, sondern ein Monolog. Frau S. hat mir doch gar nicht zugehört! Ich fühle mich alleine gelassen. Ich bin hier, weil ich mir erhofft hatte, dass Sie Verständnis für meine Lage haben und alles tun werden, dass es mir wieder besser geht. Ich habe nicht den Eindruck, dass das so ist. Es reicht nicht mir ständig zu sagen, ich müsse das aushalten und solle meine Ablenkungsstrategien anwenden. Die bringen bei so starken Angst- und Erregungszuständen ohnehin nichts mehr!«
Sie ging gar nicht darauf ein. Stattdessen belehrte sie mich über den Zweck von ambulanter Psychotherapie und der Behandlung in einer Akutklinik auf. Es hörte sich ein wenig so an, als wolle sie sich für die mangelnde Therapie auf Station entschuldigen. Ich sagte ihr, dass dies kein Grund dafür sein könne, warum niemand auf das eingehen würde, was ich sagen würde.
Irgendwann sah ich ein, dass ich hier nichts zu sagen hatte, dass ich entweder das machen würde, was man mir sagte oder gehen könne. Meine Meinung, meine Bedürfnisse interessierten hier nicht. Eigentlich wollte ich sie noch daraufhin hinweisen, dass ich bisher noch gar keine Therapie bekommen hatte, aber was für einen Sinn hätte das gehabt.
Zum Schluss stellte sie mir die Aufgabe, mich mit dem Tod meines Vaters zu konfrontieren, mir dies bildlich so deutlich wie möglich immer wieder vorzustellen. Ich hätte gerne noch gesagt, dass das jetzt wohl kaum helfen würde und dass ich dies bestimmt nicht alleine ohne einen Therapeuten machen würde.
Behandlungsprotokoll:
Patient ist ausschließlich im Rückzug, nimmt nicht an Mahlzeiten teil, deutlich affektiv. Klagsam im Kontakt, vermeidend, vorwürflich. Umfassende Visite siehe ärztl. Verlaufsbericht.
Visite leitende Psychologin: Patient äußert Ängste, dass er nicht mehr von Station kommt, kreisende Gedanken über Tod des Vaters. Patient sehr fordernd, sehr klagsam, viele irrationale Gedanken und Ängste. Überprüfung an Realität fehlt und Patient weigert sich, Angst an Realität zu überprüfen. Patient nimmt an, Angst sei auf Skala auf 100, würde so lange bestehen, bis er Gespräche bekäme. Motivation zum Angst aushalten gegeben. Patient weiter auf Medikamente fixiert und fordert weiter Gespräche im Gespräch. Aufklärung über Ziele von Station und ambulanter Psychotherapie. Aufgabe: Sich Tod von Vater bildhaft vorstellen, wie Tod aussieht, sich konfrontieren. Keine aktuelle Suizidalität.
Nur keine Panik!
12:00 Uhr
Da ich mich nicht zum Mittagessen getraut hatte, ging ich in die Stadt ins Bistro etwas essen. Ich bekam kaum etwas runter, war immer noch aufgebracht wegen der Visite und die Verzweiflung kam wieder hoch. Die Angst nahm langsam zu und baute sich zur Panik auf, starke Beklemmung in der Brust, Derealisation der Umgebung. Seit gestern Nachmittag hatte ich kein Tavor mehr bekommen. Ich verließ das Bistro.
Auf dem Weg zur Klinik konnte ich es kaum noch ertragen, alles wurde total unwirklich und verschwamm und der Druck in der Brust nahm mir die Luft zum Atmen. Ich verkrampfte und zitterte wieder, bekam Schweißausbrüche. Was konnte ich bloß tun? »Die werden mir nicht helfen, ich werde das nicht länger ertragen,« dachte ich. »Ich kann mir genauso gut die Kugel geben!«
Ich blieb stehen. Links ging es zum Bahnhof, rechts zur Klinik. Ich überlegte ernsthaft, zum Bahnhof zu laufen und mich vor den nächsten Zug zu werfen. Bilder von mir auf dem Gleis tauchten auf und von meinen Eltern, mein Vater, der einen Herzanfall erlitt und meine Mutter, die in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Ich versuchte mich, mit einer Übung zur Achtsamkeit im »Hier und Jetzt« zu verankern. Die Übung ist aus dem Buch von Russ Harris, »Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei – ein Umdenkbuch« und nennt sich »Fünf Dinge wahrnehmen«.6 Dabei konzentriert man sich auf fünf Dinge, die man sieht, hört, riecht und am Körper fühlt. Nachdem ich die Übung einige Minuten lang gemacht hatte, konnte ich wieder klarer Denken und ging entschlossen zur Klinik zurück.
13:00 Uhr
Die Panik nahm weiter zu, ich hielt es einfach nicht mehr aus und klingelte. Ich teilte der Pflegekraft mit:
»Ich halte das so nicht mehr länger aus! Sie müssen mir doch etwas geben können, das es erträglicher macht?«
»Sie müssen das aushalten. Haben Sie denn Ihre Ablenkungsstrategien schon angewendet?«
»Ja, die bringen aber nichts! Wieso kapieren Sie das nicht?«
»Probieren Sie es doch mit dem Ergometer.«
Behandlungsprotokoll:
Klingelt am frühen Mittag, würde es nicht mehr aushalten, habe auf Nachfrage aber noch keine eigenen Strategien angewandt, gibt Verantwortung ab. PK einigt sich mit Pat auf sportliche Aktivität auf Ergometer.
14:00 Uhr
45 min. lang versuchte ich mich auf dem Ergometer von der immer größer werdenden Panik abzulenken. Den einzigen Effekt, den das hatte, war, dass ich jetzt auch noch Herzrasen hatte, was suboptimal hinsichtlich der Panik war. Ich ging auf mein Zimmer zurück, total ausgepumpt und schwitzend. Selbst eine eiskalte Dusche half nicht, die Panik zu stoppen.
Ich klingelte wieder, weil es immer unerträglicher wurde. Die Pflegekraft kam. Ich bat sie, noch mal mit meiner Bezugstherapeutin zu sprechen. Sie lehnte das ab. Ich sagte voller Verzweiflung und Zorn: »Dann bleibt mir nichts anderes übrig als Selbstmord zu begehen.« Ich dachte, wenn ich mit Suizid drohe, dann müssen sie etwas tun. Sie sagte nichts. Gar nichts. Das irritierte mich noch mehr. Als ob es ihr gleichgültig wäre, was ich da gerade in vollem Ernst gesagt hatte. Ich überlegte, was ich noch tun könnte und sagte zu Ihr: »Wenn Sie mir nicht helfen wollen, dann rufe ich jetzt meine Therapeutin aus der Tagesklinik an.«
Sie ging und ich rief in der Tagesklinik an und sprach mit meiner dortigen Therapeutin. Ich erklärte ihr, dass ich seit zwei Tagen starke Panikzustände hätte, aber nichts dagegen bekäme. Ich erklärte ihr, dass ich bereits mehrmals darauf hingewiesen hätte, dass ich offensichtlich unter starken Entzugssymptomen in Folge des abrupten Absetzens von Tavor leiden würde und meine Bezugstherapeutin lediglich sagte, ich müsse das so aushalten. Sie versuchte mich zu beruhigen und hörte mir zu. Ich bat sie darum mit meiner Bezugstherapeutin zu sprechen und ihr zu erklären, dass ich das Tavor nur langsam absetzen könne. Sie sagte, sie würde es probieren.
Behandlungsprotokoll:
Patient klingelt gegen 14:00 Uhr, halte Anspannung nicht mehr aus, verlangt Bedarf, droht mit Suizid. Er ruft Therapeutin von TK an, diese soll ihm helfen.
Panik, Panik, Panik
14:45 Uhr
Es tat sich nichts. Also klingelte ich erneut, weil es immer schlimmer wurde. Ich bekam kaum noch Luft und fing an zu hyperventilieren. Ich nahm einen Nagelknipser und fing an mich zu ritzen, was ich in meinem ganzen Leben noch nie getan hatte. Die Gefühle, die Angstzustände waren so stark, dass ich einen Gegenpol dazu brauchte.
Die Pflegekraft kam und sagte: »Hören Sie damit auf, das ist ja lächerlich!«
Ich fragte sie zitternd: »Was zum Teufel ist daran lächerlich? Ich ertrage es nicht mehr. Ich ertrage es nicht! Tun Sie doch etwas!«
Sie tat nichts, bleib einfach vor mir sitzen und wartete, sagte nichts. Ich verkrampfte immer mehr und japste nach Luft, Schauerwellen durchfluteten meinen Körper. Der Gürtel um die Brust zog sich immer enger zu, Gänsehaut am ganzen Körper. Ich begann am Bettgestell zu rütteln und zu schreien, während die Pflegerin einfach da saß. Kein Wort des Mitgefühls, keine Reaktion. Wie abgestumpft muss man sein, um sich das so teilnahmslos anzuschauen?
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die Panik zum Höhepunkt. Ich habe schon viele Panikattacken erlebt und durchlebt, aber diese war die schlimmste von allen. Ich war total fertig. Die Pflegekraft ging, ohne ein Wort zu sagen.
Behandlungsprotokoll:
Herr H. steigert sich immer mehr in seine Ängste hinein, hyperventiliert, rüttelt am Bett. PK bleibt bei ihm.
Wenig später kam die leitende Psychologin auf mein Zimmer. Sie sagte: »Herzlichen Glückwunsch Herr H. Sie haben soeben Ihre erste Panikattacke durchgestanden, ohne Tavor zu nehmen. Wie fühlen Sie sich jetzt?« Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass dies keineswegs die erste durchgestandene Panikattacke ohne Tavor gewesen sei, aber bestimmt die schlimmste und traumatischste. Ich hätte ihr am liebsten den Kopf abgerissen. Da dies aber nur zu noch mehr Problemen für mich geführt hätte, sagte ich stattdessen: »Ich bin froh, dass es vorbei ist.«
Nachdem sie gegangen war, tigerte ich nervös und angespannt über die Station, weil ich merkte, dass die Panik schon wieder zunahm. Ich war damit nicht allein, hier tigerten einige nervös auf und ab, den Blick Richtung Boden gesenkt. Das scheint hier normal zu sein, um die Anspannung loszuwerden, dachte ich, kein Wunder, wenn niemand auf einem eingeht.
Behandlungsprotokoll:
Patient wird nach einiger Zeit ruhiger. Herr H. kann Lob, es ohne Medikamente ausgehalten zu haben gut annehmen. Läuft später entspannter über Station.
So unterschiedlich können Wahrnehmnungen sein, wenn man nicht mit dem Patienten kommuniziert. Von Entspannung konnte keine Rede sein.
Ablenken und Durchhalten
15:30 Uhr
Wenig später stand ein Spaziergang mit Pflegekraft und Mitpatienten auf dem Programm. Ich schloss mich an, obwohl die Panik bereits zurückkehrte. Ich überlegte auf mein Zimmer zu gehen, blieb aber und versuchte mich mit der Übung »Fünf Dinge Wahrnehmen« erneut im »Hier und Jetzt« zu verankern. Ich versuchte wahrzunehmen, was ich sah, was ich hörte, das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen in meinem Gesicht, das zwitschern der Vögel, der Wind, der über meine Arme strich. So konnte ich den »Spaziergang« durchhalten.
16:30 Uhr
Wieder auf dem Zimmer verstärkte sich die Panik und ich klingelte wieder, weil ich nicht dazu in der Lage war, zum Stationszimmer zu gehen. Ich fragte, ob ich meinen Bedarf erhalten könnte. Dies wurde abgelehnt, ob ich denn schon die Ablenkungsstrategien angewendet hätte?
Definition Bedarfsmedikation:
Arzneimittel, die nicht regelmäßig, sondern nur beim Auftreten bestimmter Symptome eingenommen werden
18:00 Uhr
Bis zum Abend versuchte ich mich mit Musik oder Kreuzworträtsel abzulenken, machte mehrere Übungen zur Achtsamkeit, aber nichts half. Außerdem hatte ich jetzt ein starkes Kribbeln in Armen und Beinen, so als ob Ameisen durch meine Venen laufen würden. Bei jedem lauten Geräusch zuckte ich zusammen. Ich saß auf dem Bett und versuchte so ruhig wie möglich zu atmen, um nicht wieder zu hyperventilieren. Ich achtete bewusst auf die Luft, wie sie durch meine Nase und Rachen, bis in die Lunge einströmte, hielt kurz die Luft an und verfolgte den Atem auf seinem Weg zurück. Das half eine Zeit lang, aber irgendwann funktionierte das auch nicht mehr.
Also klingelte ich wieder. Ich musste mich überwinden, weil ich mich schon gar nicht mehr traute. Die Panik wurde aber immer stärker und ich hielt es nicht mehr aus. Eine Pflegekraft kam und sagte:
»Herr H., Sie müssen nicht dauernd klingeln, Sie können auch zum Stationszimmer kommen.«
Der Comedian, Arzt und Autor Dr. Eckart von Hirschhausen hat mal gewitzelt:
Unter Ärzten und Pflegern herrscht die Meinung, dass es einem Patienten, der noch klingeln kann, nicht allzu schlecht gehen kann. Sorgen machen muss man sich erst, wenn er nicht mehr klingelt. Dann sollte man mal nach ihm schauen.
Ich sagte, dass ich schon wieder starke Panik hätte und Angst vor der Nacht bekäme, nicht schlafen zu können. Sie wies wie immer auf die Ablenkungsstrategien hin, ich sagte, wie immer, das die nichts bringen würden. Sie sagte, ich müsse das aushalten und ging.
Behandlungsprotokoll:
18:15 Uhr: Patient klingelt, gibt an eine Panikattacke zu haben, liegt aber ruhig im Bett. Atmet ganz ruhig. Patient sagt, er könne sich mit nichts ablenken, bekommt Ablenkungsstrategien durch PK angeboten, lehnt diese ab. Patient weinerlich, kindlich, vorsichtig, zurückhaltend im Kontakt.
19:00 Uhr
Da sich die Panik bedrohlich dem Ausmaß vom Nachmittag annäherte und ich das unter keinen Umständen noch mal durchmachen wollte, klingelte ich wieder. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Pflegerin nicht eher gehen zu lassen, bis sie mir meinen Bedarf geben würde. Notfalls würde ich so lange weiter klingeln, bis sie entnervt aufgab oder die Bezugstherapeutin kam. Eine andere Pflegekraft, die ich bisher noch gar nicht gesehen hatte, betrat das Zimmer.
Ich sagte zu Ihr: »Ich ertrage das nicht mehr länger! Ich krieg schon wieder eine Panikattacke! Ich hatte heute schon eine, das reicht! Ich nehme das Tavor seit 14 Tagen, das habe ich jetzt mehrmals gesagt, Sie können es nicht einfach so abrupt absetzen. Das geht nicht! Ich habe offensichtlich starke Entzugssymptome!«
Sie ging und kam mit einer halben Tavor wieder. Sie sagte: »Wir haben uns nun doch entschieden, das Tavor fest anzusetzen, da Sie offensichtlich starke Entzugssymptome haben.«
Ich schaute sie verdutzt an, sagte gar nichts mehr, fühlte mich verarscht, wie im falschen Film. Versuchte zu verstehen, was hier gerade abging? Ich nahm die Tavor und legte mich hin. Ich wollte nur noch schlafen, ewig schlafen und gar nicht mehr aufwachen.
Behandlungsprotokoll:
19:10 Uhr: Patient klagt über Unruhe, Angst, ist angespannt, Bedarfsmedikation erhalten. Patient gibt an 2 Wochen lang Tavor regelmäßig eingenommen zu haben.
22:00 Uhr: Patient bereits im Bett schläft offensichtlich. Mitpatient berichtet Herr H. habe ihm erzählt, dass er sich im Ausgang vor einen Zug werfen wollte, habe aber dann an seine Eltern denken müssen u. es schließlich nicht getan.
Fussnoten:
1. Paroxetin: SSRI-Antidepressivum, Quetiapin (Seroquel Prolong): Atypisches Neuroleptikum, Tavor (Lorazepam): Benzodiazepin