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Protestbrief an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bzgl. deren Verharmlosung moderner Antidepressiva in der Öffentlichkeit

Lesedauer: 7 Minuten

In meinem letzten Beitrag, an die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« habe ich diese zu einem Dialog zwischen uns Betroffenen, die schlechte Erfahrungen mit der Einnahme bzw. dem Absetzen von modernen Antidepressiva gemacht haben, die diese konsequent leugnet, aufgerufen. Da es bisher kein Entgegenkommen gibt, habe ich diesen Protestbrief geschrieben und der Stiftung das Buch Tödliche Psychopharmaka und organisiertes Leugnen: Wie Ärzte und Pharmaindustrie die Gesundheit der Patienten vorsätzlich aufs Spiel setzen von Peter C. Gøtzsche, einem Psychiater und Wissenschaftler, der sich fundiert mit der Problematik beschäftigt hat und Studien ausgewertet hat, zukommen lassen.

Sehr geehrter Herr Hegerl,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe«,

leider habe ich bisher zu meinem letzten Beitrag »Brücken bauen statt Gräben ziehen – Offener Brief an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe«, keine Antwort von Ihnen bekommen. Möchten Sie sich dazu noch äußern? Wären Sie bereit Ihre inneren Überzeugungen kritisch zu überprüfen (das beiliegende Buch könnte Ihnen dabei helfen) oder bleiben Sie bei Ihrer Überzeugung, dass »SSRI-Antidepressiva« gut wirksam sind, nicht abhängig machen, das Suizidrisiko verringern und die Persönlichkeit nicht verändern?

Ist es nicht eine Ironie, dass ausgerechnet die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe«, sich für die Entstigmatisierung von Menschen mit Depressionen auch als potenziell fremdgefährdende Personen in der Öffentlichkeit einsetzen und dabei gleichzeitig durch Ihr Festhalten an Ihren Überzeugungen – dass moderne Antidepressiva gut wirksam und weitestgehend harmlos sind – dazu beitragen, dass immer mehr Menschen diese Medikamente einnehmen und somit die Anzahl derjenigen, die damit behandelt werden und dann Gewalttaten verüben stetig steigt, so wie der Amoklauf von München oder die German Wings Katastrophe zeigen und Sie somit genau das Gegenteil von dem bewirken, was Sie eigentlich erreichen wollen? Die Stigmatisierung in der Öffentlichkeit wird weiter zunehmen.

Sie könnten Ihr Ziel ganz schnell und einfach erreichen: Sagen Sie einfach die Wahrheit über moderne Antidepressiva. Sagen Sie der Öffentlichkeit, dass nicht die Erkrankung (eine Depression) für die Fremdgefährdung von Menschen durch Depressive verantwortlich ist, sondern die Medikamente, die sie einnehmen bzw. abzusetzen versuchen.

Wenn es Ihnen tatsächlich um die Entstigmatisierung ginge, dann wäre dies die logische Konsequenz.

Zur Erinnerung: Bereits 2004 warnte die FDA (Arzneimittelaufsichtsbehörde der USA) davor, dass SSRI-Antidepressiva Angst, Erregungszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Feindseligkeit, Impulsivität, Akathisie (starke Ruhelosigkeit), Hypomanie (abnormale Aufgeregtheit) und Manie (Psychose, charakterisiert durch übersteigerte Gefühle, Größenwahn) verursachen können. Ach und eine Ironie wäre es nur, wenn es dabei nicht um Menschenleben gehen würde, so ist es eine Tragödie.

Würde es Sie nicht auch interessieren, wie viele Amokläufer, wie auch jetzt jüngst in den USA, wie viele Selbstmord-Attentäter und wie viele Gewalttaten tatsächlich unter dem Einfluss von SSRIs geschehen? Ich würde das gerne wissen. In den Medien heißt es nur, der Täter war in psychiatrischer Behandlung, wenn überhaupt, nie wird erwähnt, ob er SSRI einnahm oder gerade versuchte abzusetzen und er unter Akathisie (starke innere Unruhe, ein Gefühl aus der eigenen Haut fahren zu wollen, das so unerträglich ist, dass man aggressiv wird) litt, ein Entzugssymptom, das die Hauptursache für diese Taten ist.

Allein die Tatsache, dass die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« nicht vor den Gefahren von SSRI warnt, zeigt deutlich, dass es Ihnen nicht um das Wohl von Menschen geht oder um die Vertretung der Interessen von Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit sondern nur um Ihre eigenen Interessen: Ruhm und Anerkennung als bedeutende Persönlichkeit Ihres Berufsstandes und in der Öffentlichkeit sowie ein angenehmes Leben finanziert durch die Pharmaindustrie. Das Sie Gelder von dieser erhalten, kann man im Internet recherchieren und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies keine Interessenskonflikte verursacht. Sie könnten genauso gut behaupten, ich trinke zwar Alkohol und fahre dann Auto, aber auf meine Fähigkeit autozufahren, hat das keinen Einfluss. Das Ursache-Wirkungs-Prinzip ist ein Naturgesetz, dem wir alle unterworfen sind.

Ich erwarte nicht, dass Sie oder ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« das beiliegende Buch lesen und sich kritisch damit auseinandersetzen, denn es würde zu einer heftigen »kognitiven Dissonanz« bei Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen führen und die fühlt sich furchtbar an, aber das wissen Sie bestimmt selbst, da sie bereits unter heftigen kognitiven Dissonanzen leiden, wie leider die meisten Psychiater.

Nein, es ist ein Statement. Ich stehe zu 100 % hinter jedem Wort, das Peter C. Gøtzsche in diesem großartigen Buch geschrieben hat und bin erschüttert, wütend und fassungslos, wie ein ganzer Berufsstand das Leben von Menschen und deren Familien zerstört und nun auch noch Kinder mit modernen Antidepressiva behandelt und billigend in Kauf nimmt, dass sich Menschen das Leben nehmen.

Dieser Berufsstand ist aufgrund von Geltungssucht und Gier so verblendet, dass er alles konsequent leugnet und ignoriert, was seinen Überzeugungen widerspricht weil nicht sein kann, was nicht sein darf, sich selbst zu irren und so dumm, so naiv gewesen zu sein, den Versprechungen der Pharmaindustrie zu vertrauen, ohne diese je zu hinterfragen und noch viel schlimmer, weil man nicht zugeben kann, dass man sich wegen Geld, Ruhm und Macht von der Pharmaindustrie für deren Zwecke, potenziell gefährliche Medikamente zu vermarkten, hat korrumpieren lassen. Dafür sollte jedem, der das getan hat und noch immer tut und sich so auf Kosten des Wohls und des Lebens von anderen ein schönes Leben macht, seine Approbation als Arzt entzogen werden und er sollte strafrechtlich verurteilt werden.

Ich würde Ihnen dieses Buch ja eigentlich gerne persönlich gegen den Kopf werfen, in der Hoffnung, dass es Ihr Gehirn ordentlich erschüttert, Ihre Nervenbahnen sich neu verknüpfen können und Sie zur Besinnung kommen, aber das würde meiner buddhistischen Philosophie, keinem Lebewesen Schaden zuzufügen widersprechen.

Daher werfe ich es Ihnen als Zeichen meines Protestes vor die Füße.

Ich möchte noch mal betonen, dass ich Ihr Verhalten verstehe und mit Ihnen mitfühle, es aber für unverantwortlich und menschenverachtend halte und daher nicht akzeptieren kann. Im Buddhismus nennt man das »das scharfe Schwert des Mitgefühls«.

Zu den Lehren Buddhas gehört der »Edle Achtfache Pfad«, das sind acht Leitlinien, wie ich mich anderen Lebewesen gegenüber und in der Welt, in der ich lebe, verhalten soll, damit ich durch mein Verhalten und Handeln bzw. nicht Handeln möglichst keinen Schaden anrichte.

Der rechte Lebenserwerb ist eine dieser Leitlinien. Diese hilft uns unseren Lebensunterhalt mit Tätigkeiten zu verdienen, die nicht im Widerspruch zum ethischen Handeln stehen und idealerweise für die Gesellschaft förderlich sind – ihr aber zumindest nicht schaden. Konkret heißt das, dass wir uns nicht von Gier treiben lassen sollen und andere Menschen nicht betrügen sollen.

Da Ihr Lebenserwerb nicht dieser Leitlinie folgt, kann ich Ihr Verhalten nicht akzeptieren. Trotzdem fühle ich mit Ihnen und hoffe, dass Sie doch noch zu Einsicht gelangen. Dafür müssten Sie allerdings den kognitiven Dissonanzen, die sie immer wieder erfahren auf den Grund gehen, statt sie einfach zu ignorieren und das erfordert viel Mut und Bereitwilligkeit und eine hohe Leidenstoleranz, denn Einsicht ist nicht immer angenehm.

Rechte Einsicht ist eine weitere dieser Leitlinien. Sie beschreibt die Fähigkeit, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie tatsächlich ist. Die meiste Zeit unseres Leben sehen wir die Wirklichkeit durch den Schleier unserer persönlichen Vorlieben und Abneigungen. Die Wirklichkeit wird durch unsere Gefühle, Wünsche, inneren Überzeugungen und Vorstellungen verfälscht. Es bedeutet auch zu erkennen, dass ich nicht alleine und von allein in der Welt bin und, dass mein Verhalten, sei es gut oder schlecht, Folgen hat. Irgendwann werden Sie und die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« sich dafür verantworten müssen. Wenn Sie einem Patienten Psychopharmaka verschreiben, ohne diesen vorher ausführlich über die Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären, dann bedenken Sie bitte, dass Sie damit laut Urteil des Bundesgerichtshofs eine Straftat begehen. Leider können Betroffene Psychiater und Ärzte dafür nicht zur Rechenschaft ziehen (ich habe dies selbst versucht), dafür bräuchten wir eine Beweislastumkehr, d. h. die Ärzte müssten nachweisen, dass eine Aufklärung erfolgte und nicht die Patienten, dass keine Aufklärung erfolgte, denn dafür hat kein Patient weder die finanziellen Mittel noch die physischen und psychischen Ressourcen, um das durchzustehen.

Vielleicht machen Sie mal den beiliegenden Test, um festzustellen, ob Sie unter der bisher leider nur fiktiven Diagnose von Peter C. Gøtzsche »obsessive, zwanghafte Krankheitserfindungsstörung« bzw. »offensichtliches verbreitetes Streben nach Geld durch Diagnosen« leiden. Im übrigen plädiere ich sehr dafür, diese Diagnose in den DSM (Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen) aufzunehmen. Sicherlich wäre das ein weiteres lukratives Geschäft für die Pharmaindustrie noch mehr Psychopharmaka zu verkaufen. Positiver Nebeneffekt: man würde sehr vielen Patienten großes Leid ersparen und da jede Störung, die im DSM steht, auch mit Psychopharmaka behandelt werden darf, würde man diesen Psychiatern bestimmt SSRIs verordnen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt davon wäre, dass diese Psychiater dann am eigenen Leib erfahren würden, was sie ihren Patienten jahre- und jahrzehntelang angetan haben.

Diesen Beitrag werde ich in meinem Blog und im ADFD (Antidepressiva-Forum-Deutschland) publizieren und Sie können sicher sein, dass wenn ich diesen Entzug überlebe und ich mein Leben wieder habe, das mir das Paroxetin seit 2009 stiehlt, dann werde ich bei einem Ihrer jährlichen Patientenkongresse da sein und Ihnen persönlich sehr viele unangenehme Fragen stellen. Das, was Sie tun ist abscheulich, schämen Sie sich dafür.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

PS: Sollte meine Wortwahl teilweise etwas provozierend und feindselig sein, so bitte ich dies zu entschuldigen, ich kann nichts dafür, da ich mich gerade mal wieder darin Versuche mein SSRI abzusetzen und dann tauchen da immer diese aggressiven und feindeseligen Gefühle auf. Die FDA scheint mit ihrer Warnung nicht ganz falsch zu liegen 😉

Hier der angesprochene fiktive Test aus dem Buch von Peter C. Gøtzsche:

Warum können führende Psychiater nicht genug bekommen?

» Und das DSM sprach: Es werde eine Störung. «Kirk, Gomery und Cohen in Mad Science

Ist ihr Verhalten nicht so bizarr, abnorm, sozial auffällig und schädlich für andere Menschen, dass es, wenn man der Denkweise der Psychiater folgt, legitim wäre, eine Diagnose dafür zu erfinden?

Ein passender Name wäre »obsessive, zwanghafte Krankheitserfindungsstörung«, als Synonym würde sich »offensichtliches verbreitetes Streben nach Geld durch Diagnosen« eignen. Das diagnostische Kriterium könnte eine seit mindestens sechs Monaten andauernde Störung sein, die mindestens fünf der folgenden Symptome einschließt:

  1. Erhielt in den letzten drei Jahren Geld von der Industrie.
  2. Ist bereit, seinen Namen für von Ghostwritern verfasste Manuskripte herzugeben.
  3. Glaubt, eine Diagnose könne nicht schaden.
  4. Glaubt, Screening schade nicht, weil Medikamente keine Nebenwirkungen hätten.
  5. Glaubt, dass bei Menschen mit psychiatrischen Störungen ein chemisches Ungleichgewicht vorliege.
  6. Behauptet, Psychopharmaka seien wie Insulin bei Diabetes.
  7. Glaubt, Depression und Schizophrenie zerstörten das Gehirn und Medikamente könnten das verhindern.
  8. Glaubt, Antidepressiva schützten Kinder vor Suizid.
  9. Glaubt, die Informationen der Pharmakonzerne seien nützlich.

Ich bin Psychiatern begegnet, die ein Full House haben, bei denen also alle neun Kriterien erfüllt sind. Ich bin gegen Zwangsbehandlungen (siehe Kapitel 15), aber ich befürworte die erzwungene Pensionierung von Ärzten, die an diesem Syndrom leiden, um andere Menschen vor Schaden zu bewahren.

Vielleicht glauben Sie nun, ich sei unfair zu den Psychiatern. Doch meine Kriterien sind sogar vernünftiger als jene im DSM-III für das oppositionelle Trotzverhalten bei Kindern: »Eine Störung, die seit mindestens sechs Monaten andauert, in denen mindestens fünf der folgenden Symptome vorliegen:

  1. Verliert oft die Beherrschung.
  2. Streitet oft mit Erwachsenen.
  3. Verstößt oft aktiv gegen Forderungen oder Regeln von Erwachsenen oder wehrt sich dagegen. Beispiel: verweigert Hausarbeit.
  4. Tut oft bewusst etwas, was andere ärgert. Beispiel: greift nach den Mützen anderer Kinder.
  5. Macht oft andere für seine Fehler verantwortlich.
  6. Ist oft reizbar oder ärgert sich oft über andere.
  7. Ist oft wütend und nachtragend.
  8. Ist oft boshaft und rachsüchtig.
  9. Flucht oft oder benutzt obszöne Wörter.

Diese Kriterien sind völlig subjektiv und willkürlich und das Wort »oft« wird durchgehend verwendet. Wie oft ist »oft«? Viele Kinder erfüllen alle neun Kriterien, aber nur fünf sind für eine »Diagnose« erforderlich. Zu welchem Zweck? Soweit ich sehe, ist das ein ziemlich normales Verhalten. Ich bin mir sicher, dass Naivität, Ignoranz und der Drang, Gutes zu tun, bei dummen Diagnosen eine Rolle spielen. Aber es gibt auch eine dunklere Seite. Viele Autoren des DSM haben erhebliche Interessenkonflikte in Bezug auf die Pharmaindustrie und viele Diagnosen bedeuten Geld, Ruhm und Macht für Leute an der Spitze.

Quelle:Gøtzsche, Peter C.. Tödliche Psychopharmaka und organisiertes Leugnen: Wie Ärzte und Pharmaindustrie die Gesundheit der Patienten vorsätzlich aufs Spiel setzen (German Edition) (S.38-39). Riva. Kindle-Version.

Aloha

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Markus Hüfner. Ich bin Blogger, Webdesigner und Künstler. In diesem Blog schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Heilkraft der buddhistischen Psychologie und dem richtigen Reduzieren und Absetzen von Psychopharmaka auf Stand der aktuellen Wissenschaft.