Stiftung Deutsche DepressionshilfeQuelle: »Stiftung Deutsche Depressionshilfe«

Die Selbsthilfe-Organisation »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« verschweigt in ihren Publikationen die Risiken und Nebenwirkungen durch SSRI-Antidepressiva

Lesedauer: 28 Minuten

Nachdem ich bereits die Deutsche DepressionsLiga e. V. auf die Verharmlosung von SSRI-Antidepressiva in ihren Publikationen angeschrieben und um eine Stellungnahme dazu gebeten hatte, bat ich nun auch die zweite große Selbsthilfe-Organisation für Menschen mit Depressionen, die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« um eine Stellungnahme. Auch diese verharmlost auf in ihren Publikationen die Risiken und Nebenwirkungen von SSRI-Antidepressiva.

Neben der »Stiftung Deutschen Depressionshilfe« habe ich die zweite große Selbsthilfe-Organisation für Menschen mit Depressionen, die »Deutsche DepressionsLiga e. V.«, die ebenfalls die Risiken und Nebenwirkungen, das hohe Abhängigkeitspotenzial und Suizidrisiko in ihren Publikationen verschweigt, um eine Stellungnahme dazu gebeten.

Beide Selbsthilfe-Organisationen veranstalten jährlich zusammen den Patientenkongress, eine Informationsveranstaltung für Menschen mit Depressionen und deren Angehörige, Freunde und Interessierte, auf der die Risiken und Nebenwirkungen, das hohe Abhängigkeitspotenzial und Suizidrisiko nicht erwähnt werden, ebenso wenig, wie die Tatsache, das diese Medikamente hauptsächlich über den »Placeboeffekt« wirken. Dies wurde durch die Studien von Irving Kirsch eindeutig belegt. Das finde ich bedenklich, ja gefährlich.

Zum Beitrag

Wichtig: Die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« bezeichnen sich in Ihrer Satzung als pharmaunabhängig, während der Begründer und 1. Vorsitzende Ulrich Hegerl Honorare von Lundbeck für Beratung und Vorträge annimmt. Das ist nur ein Fall, der öffentlich einsehrbar ist, aber wie viele Zahlungen hat Herr Hegerl nicht öffentlich gemacht? Zum Zeitpunkt der Korrespondenz war mir dies leider noch nicht bekannt, sonst hätte ich Hegerl damit konfrontiert.

Auf der Facebook-Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe gibt es die Möglichkeit Wünsche für den Patientenkongress zu äußern und Fragen zu stellen. Ich postete einen Beitrag in dem ich darum bat, den von schlimmen Nebenwirkungen durch die Einnahme und den von extremen Absetzsymptomen durch das Absetzen von SSRI-Antidepressiva Betroffenen eine Stimme zu geben und deren Leid nicht länger zu verschweigen, da der Patientenkongress zum Zeitpunkt, da ich diesen Beitrag schreibe stattfindet.

Mein Schreiben an die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« vom 03. August 2017:

Falsche Aussagen über Wirkungsweise von Antidepressiva und fehlende Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen.

Guten Tag,

auf Ihrer Website schreiben Sie unter dem Punkt Medikamentöse Behandlung – Wie wirken Antidepressiva im Gehirn Folgendes:

Für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Depression werden u.a. die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin als wichtig angesehen. Antidepressiva beeinflussen die Wirkungsweise dieser Botenstoffe und könnten so entstandene Funktionsstörungen korrigieren.

Spätestens seit den veröffentlichten Studien von Irving Kirsch 2009 sollte Ihnen bekannt sein, dass die Serotoninthese eine Lüge der Pharmaindustrie ist. SSRI-Antidepressiva wirken zu über 80 % über den »Placeboeffekt«, wie Kirsch nachweisen konnte.

Unter dem Punkt Das Wichtigste zu Antidepressiva schreiben Sie Folgendes:

Antidepressiva machen nicht süchtig.

Dr. David Healy MD FRCPsych (Direktor des »North Wales Department of Psychological Medicine«) und Dr. Charles Medawar von »Social Audit UK« forschen seit Jahren im Bereich der SSRI-Antidepressiva. Ihre Arbeiten geben Anlass zu der Vermutung, dass die Gefahren von SSRI-Antidepressiva vor allem in Bezug auf ihr Abhängigkeitspotenzial stark unterschätzt werden. Gerade die SSRI-Antidepressiva mit kurzer Halbwertszeit führen bei vielen Patienten zu Problemen beim Absetzen.

Selbst wenn man vergisst, eine Dosis einzunehmen, kann das Absetzsymptome hervorrufen (siehe Beipackzettel).

In Großbritannien gibt es das »yellow card system«. Damit können alle Ärzte des Landes mit gelben Karten das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten bei ihren Patienten an die staatliche Arzneimittelaufsicht (»Committee on Safety of Medicines«) melden, so erhält die Behörde einen Überblick über schädliche Medikamente.

2002 wurden für das SSRI-Antidepressivum Paroxetin über 1000 Yellow Cards bzgl. absetz- und abhängigkeitsbezogener Probleme gemeldet, im Vergleich dazu für das Benzodiazepin Lorazepam (Tavor), das nachweislich abhängig macht nur 38 (siehe Statistik).

In der Statistik finden sich unter den ersten acht Medikamenten mit den meisten yellow cards 5 SSRI/SNRI-Antidepressiva.

Unter dem Punkt Nebenwirkungen weisen Sie nicht auf Risiken, Nebenwirkungen, dem erhöhten Suizidrisiko und dem hohen Abhängigkeitspotenzial von SSRI-Antidepressiva hin sowie der Tatsache, dass diese Medikamente aggressiv und gewalttätig machen können.

Bereits 2004 warnte die FDA (amerikanische Arzneimittelaufsichtsbehörde, die auch für die Zulassung neuer Medikamente zuständig ist) davor, dass SSRI-Antidepressiva Angst, Erregungszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Feindseligkeit, Impulsivität, Akathisie (starke Ruhelosigkeit), Hypomanie (abnormale Aufgeregtheit) und Manie (Psychose, charakterisiert durch übersteigerte Gefühle, Größenwahn) verursachen können, siehe »Worsening Depression and Suicidality in Patients Being Treated with Antidepressant Medications«, Gesundheits- Informationsbulletin der FDA, 22. März 2004.<<<<9

Da stellt sich die Frage: Ist es zu verantworten, eine Medikamentengruppe zur Behandlung von Depressionen weiter zu empfehlen, deren Wirkung größtenteils auf dem Placeboeffekt beruht, die aber gleichzeitig so gravierende gesundheitsgefährdende Risiken und Nebenwirkungen haben?

Erfreulich: In Großbritannien wurden daraufhin die Leitlinien zur Behandlung von Depressionen und für die Rückfallprävention geändert. Die Leitlinien empfehlen die Gabe von SSRI-Antidepressiva nur noch bei schweren Depressionen. Für leichte und mittelschwere Depressionen wird die sehr erfolgreiche und durch Studien als wirksam nachgewiesene »Achtsamkeitsbasierte kognitive Verhaltenstherapie« (MBCT) der Oxford University empfohlen. In Deutschland gibt es eine ähnliche Leitlinie, leider wird diese in der Praxis kaum angewendet.

Studien und Fakten zu diesem Thema sind so erdrückend, dass sie nicht länger ignoriert werden dürfen. Es geht um Menschenleben, um die Sicherheit und Freiheit unserer Gesellschaft. Es geht aber auch darum, Menschen mit psychischen Krankheiten nicht pauschal zu potenziellen Gewalttätern und rücksichtslosen Selbstmördern zu machen, wenn die Krankheit gar nicht dafür verantwortlich ist, sondern die Medikamente, die sie einnehmen.

Über sich selbst schreiben Sie Folgendes:

Ziel der 2008 gegründeten Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Die Arbeit der Stiftung erfolgt pharma–unabhängig. Die Stiftung finanziert sich vorwiegend aus Spenden, Zustiftungen, Zuschüssen bzw. Drittmitteln für Projekte und Forschung. Hinzu kommen Einnahmen aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Neben Forschungsaktivitäten bietet die Stiftung Betroffenen und Angehörigen vielfältige Informations- und Hilfsangebote wie ein Diskussionsforum Depression

Damit erhebt die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« den Anspruch, die Interessen ALLER Menschen mit Depressionen in der Öffentlichkeit zu vertreten und einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Gleichzeitig empfehlen Sie zur Behandlung von Depressionen SSRI-Antidepressiva, die laut neuesten Studien das Suizidrisiko stark erhöhen (bis zu 50%), auch bei Erwachsenen.

Können Sie eine Studie vorlegen, die beweist, dass SSRI-Antidepressiva tatsächlich das Suizidrisiko senken und Menschenleben retten?

Da die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« eine bekannte und einflussreiche Selbsthilfe-Organisation ist, hätte ich gerne eine Stellungnahme von Ihnen dazu. Ich selbst bin Betroffener, nehme seit 2009 Paroxetin (SSRI-Antidepressivum mit dem höchsten Abhängigkeitspotenzial) ein und habe mehrmals versucht, es abzusetzen. Selbst durch die Begleitung eines erfahrenen Psychiaters durch eine tropfenweise Reduzierung ist es mir bisher aufgrund der stark auftretenden Entzugssymptome nicht gelungen Paroxetin abzusetzen und leider bin ich damit nicht allein. In meinem Blog vf989lz1b47.c.updraftclone.com schreibe ich darüber.

Ich würde Sie bitten meine Abhandlung über SSRI-Antidepressiva zu lesen und mir eine Stellungnahme zu diesem Schreiben zu geben, in dem Sie mir mitteilen, ob Sie beabsichtigen die Aussagen auf Ihrer Website zu ändern bzw. um die Risiken und Nebenwirkungen zu ergänzen. Beides werde ich dann auf meinem Blog veröffentlichen.

In der Anlage finden Sie einen Flyer für einen im September stattfindenden Fachkongress zum Thema: »Zukunft der Antidepressiva in der Behandlung«. Dort werden renommierte Ärzte und Wissenschaftler Vorträge halten, u. a. auch Professor Henrik Walter von der Charité Berlin, der die erste Absetzstudie über moderne Antidepressiva durchführt. Außerdem Dr. David Healy, der über die Suizidalität durch SSRI’s sprechen wird.

Ich würde Sie bitten an dieser Veranstaltung teilzunehmen, im Namen aller Betroffenen, damit das sinnlose Töten von Menschen durch Antidepressiva, endlich aufhört. Danach können Sie dann entscheiden, ob Sie die Aussagen auf Ihrer Website ändern möchten oder nicht und wenn die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« sich selbst als Selbsthilfe-Organisation noch ernst nehmen will und Ihrer Satzung, dass die Pharmaindustrie keinen Einfluss auf die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« hat gerecht werden will, dann werden Sie in den sauren Apfel beißen müssen und zugeben müssen und da sind Sie leider nicht allein, dass Sie sich jahrzehntelang von der Pharmaindustrie haben täuschen lassen.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Nach erneutem Nachfragen am 21. August 2017 bekam ich nachfolgende Stellungnahme durch Herrn Professor Dr. Ulrich Hegerl.

Stellungnahme der Stiftung Deutsche Depressionshilfe vom 22. August 2017

Sehr geehrter Herr Hüfner,

vielen Dank für Ihre Mail, auf die ich gerne antworte:

Zunächst ist es erstaunlich, dass Sie basierend auf persönlichen Erfahrungen und ein, zwei herausgepickten Publikationen Tausenden von Patienten mit depressiven Erkrankungen Empfehlungen zu ihrer Behandlung geben, die von denen der meisten Fachleute abweichen.

Zu der von Ihnen zitierten Arbeit von Herrn Kirch, und Gleiches gilt für eine ähnlich gelagerte Arbeit von Fournier et al., gibt es mehrere Publikationen mit überzeugenden Argumenten, dass diese Arbeit in keiner Weise geeignet ist, Rückschlüsse auf die Wirksamkeit von Antidepressiva im Versorgungsalltag zu machen, ja hier grob irreführend ist. Wieso ignorieren Sie diese Arbeiten? Ich würde Sie bitten, diese nicht unter den Tisch zu kehren und auf Ihrer Seite zu berücksichtigen, auch wenn diese vielleicht nicht Ihre persönliche Ansicht stützen. Nur als Beispiel hänge ich eine Arbeit an, die diese Argumente zusammenfasst (Hegerl et al 2010, J Psychopharmacol 24: 445-448; Hegerl et al 2012, J Affect Disord; Adli & Hegerl 2014, Lancet; siehe Anhang), und die ich Sie bitten würde, sorgfältig zu lesen. Es ist mir schleierhaft, wie Kirsch et al. immer noch als Argument für die fehlende Wirksamkeit von Antidepressiva verwendet werden kann.

Ebenso sollten Sie im Sinne einer korrekten Information der Leser Ihres Blogs deutlich machen, dass durch mehrere Metaanalysen unbestritten belegt ist, dass bei den besonders leichten, aber chronisch verlaufenden Dysthymien die Wirksamkeit für Antidepressiva eindeutig belegt und auch signifikant besser als die von Psychotherapie ist. Entsprechend sind die Empfehlungen in den Leitlinien, in denen Sie auch die Zitate dieser Metaanalysen finden. Auch dies sollten Sie auf Ihrer Seite nicht unterschlagen! Weiter unterschlagen Sie eine neuere Metaanalyse, die die Wirksamkeit von Pharmakotherapien mit der von Psychotherapie im Rahmen eines direkten und offenen Vergleiches vergleicht, mit dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit der Antidepressiva mit einer number needed to treat von 17 der der Psychotherapie überlegen ist (Cuijpers et al 2015, Eur Psychiatry; siehe Anhang).

Von Interesse ist vielleicht auch noch eine europäische Untersuchung, die zeigt, dass in den Ländern, in denen die Verschreibung von Antidepressiva zugenommen hat, die Suizidraten im gleichen Zeitraum besonders stark abgenommen haben (Gusmao et al 2013, PlosONE; siehe Anlage). Dies ist kein Beweis für eine antisuizidale Wirkung von Antidepressiva, die in der Tat schwierig zu erbringen ist, schon allein, weil suizidale Patienten kaum in randomisierte Studien eingeschlossen werden können, weist aber trotzdem in eine ganz andere Richtung als Ihre Vorstellungen.

Es ist nicht zulässig, sich ein Urteil über die Wirksamkeit von Antidepressiva lediglich basierend auf ein, zwei herausgepickten Arbeiten zu bilden. Für die Leitlinienentwicklung wird deswegen gefordert, dass eine systematische und umfassende Sichtung und Auswertung der Publikationen erfolgt, damit persönliche Meinungen und Ideologien nicht zu für die Patienten schädlichen Empfehlungen führen. Die Leitlinien in Deutschland, Kanada, USA, Australien und auch in England betonen alle den wichtigen Stellenwert der Antidepressiva in der Depressionsbehandlung, und an diesen Leitlinien orientiert sich auch die Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

An Ihrer Veranstaltung werde ich aus Zeitgründen nicht teilnehmen. Da ich Ihnen ein ehrliches Bemühen, die Wahrheit zu finden, nicht abspreche, möchte ich Sie aber gerne einladen, über Frau Krause einen Termin zu einem persönlichen Gespräch bei mir in Leipzig zu vereinbaren. Wir können dann in Ruhe versuchen, uns jeweils die verschiedenen Sichtweisen verständlich zu machen und Argumente austauschen.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Die von Professor Dr. Hegerl angesprochenen Publikationen als PDF-Dokument zum Download und Lesen. Dazu auf den Link klicken oder mit der rechten Maustaste auf den Link klicken und aus dem Kontextmenü »Speichern unter« wählen:

No 510-2013
No 417-2010
No 481-2012
No 558-2015 Cuijpers
No 530-2014

Hierzu verweise ich auf die wissenschaftlich fundierten Gegenargumente von Dr. Peter Ansari Mitautor des Buches »Unglück auf Rezept – die Antidepressivalüge und ihre Folgen« und Betreiber des Info-Portals »depression-heute.de«.

»Depression heute« hat dazu den Kongressband des vorherigen Patientenkongress 2015 durchgearbeitet und die darin enthaltenen wissenschaftlich widerlegten Aussagen aufgeführt. Dazu hat »depression heute« den Aussagen aus dem Kongressband, die wissenschaftliche Faktenlage gegenübergestellt. Ich kann diesen Beitrag sehr empfehlen, um sich ein eigenes Urteil darüber zu bilden.

Grußworte an die Teilnehmer des Patientenkongresses

Am 23.08.2017 um 20:16 schrieb Markus Hüfner:

Sehr geehrter Herr Professor Dr. Hegerl,

vielen Dank für Ihre Stellungnahme.

Leider habe ich den Eindruck, dass Sie meine Publikation nicht gelesen haben, sondern sich nur auf meine E-Mail-Anfrage beziehen. Hätten Sie meine Publikation gelesen, würden Sie feststellen, dass ich mich keineswegs nur auf ein oder zwei herausgepickte Arbeiten beziehe.

Ich betrachte das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven: aus rein wissenschaftlicher Sicht. Hier nenne ich nur Studien, die seriös sind und eindeutige Beweise vorlegen. Die Kirsch-Studie ist eine dieser Studien. Gerade haben auch Forscher aus Göteborg eine Untersuchung veröffentlicht, die bestätigt, dass es – betrachtet man alle Depressionssymptome –  tatsächlich kaum Unterschiede zwischen der Wirkung von Medikamenten und »Placebos« gibt.

Die Publikationen von Dr. David Healy und Charles Medawar zum Thema Abhängigkeitspotenzial von SSRI-Antidepressiva, die sich auf die Statistiken der britischen staatlichen Arzneimittelaufsicht stützen sowie die Publikationen von Professor Römmler über die biologischen Funktionen von Serotonin sind weitere.

Gäbe es eindeutige Studien, die die Serotoninthese der Pharmaindustrie beweisen würden, würde ich diese nennen. Die Industrie konnte bis heute leider keinen Beweis vorlegen. Das, was Sie als Beweise anführen beruht auf Interpretationen und Vermutungen.

Folgende Quellen, Publikationen und Arbeiten zitiere ich in meiner Arbeit:

Professor Irving Kirsch und Tom Bschor, Mitglied der deutschen Arzneimittelkommission und Mitautor der deutschen Behandlungsleitlinien zur Serotoninthese sowie Dr. Peter Ansari von depression-heute.de und Autor des Buches »Unglück auf Rezept – Die Antidepressiva-Lüge und ihre Folgen«.

Dr. David Healy, David Taylor, Dr. Charles Medawar, Dr. Peter Ansari zum Abhängigkeitspotenzial von SSRI-Antidepressiva.

Prof. Alexander Römmler zu den biologischen Funktionen von Serotonin und dem Einfluss von SSRI-Antidepressiva auf diese.

Professor Henrik Walter von der Charité Berlin, der die erste Absetzstudie über Antidepressiva leitet und ich zitiere:

einen eklatanten Mangel an Wissen bei diesem Thema sieht, bisher gäbe es kaum Langzeitstudien zu diesem Thema. Bisherige Studien würden sich auf ein halbes bis ein Jahr beschränken.

Erste Ergebnisse der Studie wird Professor Walter auf der Fachtagung in Herford vorstellen, allein deswegen sollten Sie oder eine qualifizierte Kollegin, ein qualifizierter Kollege von Ihnen daran teilnehmen.

Robert Whitaker von der Organisation »Mad in America«, Stephen Hyman, Prof. Dr. Stephen Stahl, Allen Frances, Dr. Breggin, Dr. Peter Ansari über die unheilvolle Allianz von Pharmaindustrie und Psychiatrie und dem DSM-V.

Leon Festinger zur Kognitive Dissonanz.

Gerald Hüther zur neurobiologischen Sicht.

Die FDA, die amerikanische Arzneimittelbehörde zum Thema aggressive, gewalttätige und suizidale Verhaltensweisen durch SSRI-Antidepressiva.

Hinzu kommen Zeitungsartikel aus »Zeit«, »Spiegel«, »Chicago Tribune«, Dokumentarfilme der ARD und weitere.

Ich gebe auch keineswegs Empfehlungen zur Behandlung. Ich warne lediglich vor den Risiken und Nebenwirkungen, dem hohen Abhängigkeitspotenzial und der Tatsache, dass diese Medikamente aggressiv und gewalttätig machen können und das Suizidrisiko erheblich erhöhen. Ich mache darauf aufmerksam, dass Psychopharmaka viel zu leichtfertig und oft ohne Aufklärung verschrieben werden.

Dies wäre eigentlich die Aufgabe der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und Aufgabe aller Ärzte und Selbsthilfeorganisationen.

Außerdem berichte ich über meine Erfahrungen beim Absetzen von Psychopharmaka. Ich habe bereits zwei erfolgreiche Benzodiazepinentzüge hinter mir, wovon der erste Entzug traumatisch verlief, weil er falsch gemacht wurde, in einer Psychiatrie. Dennoch ist das Absetzen von Paroxetin (SSRI-Antidepressivum), das ich seit 2009 einnehme, der schlimmste Entzug von allen. Bisher ist es mir nicht gelungen Paroxetin abzusetzen, da es bei jedem Versuch zu schwerwiegenden Absetzsymptomen kam, die weit über Unruhe und Kopfschmerzen hinausgingen. Ich hatte massive Suizidgedanken (ich hatte zuvor noch nie Suizidgedanken), Gewaltfantasien über das Quälen und Töten von Menschen, die mir Angst machten, gewalttätige Albträume über meinen eigenen Suizid und über das Töten von Menschen. Ich war aggressiv, feindselig, verbittert und hasserfüllt. Ging ich mit der Dosis wieder rauf, verschwanden diese Symptome, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie durch das Absetzen von Paroxetin verursacht werden. Selbst der Versuch Paroxetin tropfenweise in Begleitung eines erfahrenen Psychiaters über mehrere Monate abzusetzen, führte zu diesen Absetzsymptomen.

Mittlerweile wird auch im Beipackzettel erwähnt, dass es zu Absetzerscheinungen dieser Art kommen kann (allerdings wesentlich harmloser formuliert).

Leider bin ich nicht der Einzige, der diese Erfahrungen macht oder gemacht hat. Es gibt sogar ein von Betroffenen für Betroffene und deren Angehörige gegründetes Forum, das ADFD (Antidepressiva-Forum-Deutschland). Hier gibt es Hunderte von Berichten, wie meinen. In den USA gibt es ein ähnliches Forum »ssristories.org«, das etwa 6000 Fälle von Suiziden und Gewalttaten im Zusammenhang mit SSRI-Antidepressiva auflistet. Katinka Blackford Newman, Dokumentarfilmerin und Autorin des Buches »The Pill that steals lives«, in dem sie ihre eigene SSRI-Geschichte erzählt, hat eine Website eingerichtet, auf der sie SSRI-Opfern eine Plattform bietet, um ihre SSRI-Geschichte zu erzählen. Diese Geschichten nehmen immer weiter zu.

Dies alles können Sie nicht ignorieren, dies dürfen Sie nicht ignorieren.

Mir ist schleierhaft, wie Sie beharrlich die Beweise von Kirschs Studie leugnen können und Ihre Verachtung gegenüber Prof. Kirsch ist deutlich, das finde ich unprofessionell. Dieser Mann ist nicht irgendjemand, er ist Professor, der renommierten Harvard University, etwas mehr Respekt Ihrerseits wäre hier angebracht.

Eine weitere Perspektive, aus der ich das Thema betrachte, ist die wirtschaftliche Seite und die unheilvolle Allianz von Pharmaindustrie und Psychiatrie, die dazu dient immer größere Absatzmärkte für Psychopharmaka zu schaffen, in dem man immer mehr normale Gemütszustände als pathologische Krankheit in den DSM-V (Diagnostisches Handbuch der Psychiatrie) aufnimmt, um diese mit Psychopharmaka behandeln zu dürfen.

Die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« betont stets unabhängig von der Industrie zu sein, tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht glauben, so vehement, wie sie die SSRI-Antidepressiva als wirksam und ungefährlich verteidigen.

Die dritte Perspektive ist die sozialpsychologische Seite, meiner Meinung nach die wichtigste von allen, die Sie in Ihren Arbeiten und bei Ihren Vorträgen außer Acht lassen. Würden die Menschen nur logisch handeln und denken, könnte niemand die Kirsch-Studie leugnen, ebenso wenig die Tatsachen, dass diese Medikamente abhängig machen können, das Suizidrisiko stark erhöhen und zu gewalttätigen und aggressiven Verhalten führen können. Da Menschen aber keine logische, sondern psychologische Wesen sind (wie es der Begründer der Akzeptanz- und Commitment-Therapie, Stephen Hayes mal so treffend formuliert hat), handeln wir meist emotional und nicht logisch.

Hier beziehe ich mich auf die wissenschaftlichen Arbeiten von Gerald Hüther (Neurobiologe), Leon Festinger (das Phänomen der kognitiven Dissonanz) und Dr. Kristin Neff, (die einen Test entwickelt hat, mit dem man feststellen kann, wie selbstmitfühlend man ist. Hier können Sie den Test in deutsch machen: Selbst-Achtsamkeit-Test) bzw., Dr. Russ Harris und deren Forschungen zur Selbstwertproblematik. Dazu möchte ich Ihnen ein erschreckendes Beispiel geben. Neulich habe ich einen bemerkenswerten und verstörenden Film gesehen, der auf Tatsachen beruht.

»Verleugnung«:

Der Film »Verleugnung« handelt von dem Holocaust-Leugner David Irving, der die amerikanisch-jüdische Historikerin Deborah Lipstadt wegen Verleumdung verklagte, weil diese ihn in ihrem Buch einen Holocaust-Leugner, Geschichtsverfälscher und Antisemiten nennt. Da der Prozess in England stattfindet, wo im Gegensatz zu den USA, die Unschuldsvermutung nicht gilt, muss Frau Lipstadt nun beweisen, dass es den Holocaust tatsächlich gegeben hat. Sie gewinnt den Prozess. Der Richter entscheidet, dass David Irving ein Geschichtsverfälscher, Antisemit und Holocaust-Leugner ist, da der Holocaust tatsächlich stattgefunden hat und nicht geleugnet werden kann. In einem TV-Interview später sieht sich Irving als Gewinner des Prozesses und leugnet weiterhin den Holocaust.

Ich frage Sie, wie kann man den Holocaust leugnen? Logisch ist das nicht zu erklären, sozialpsychologisch dagegen schon (durch die kognitive Dissonanzreduktion und die Selbstwertproblematik).

Und das geschieht auch bei der Serotoninthese der Pharmaindustrie. Logisch ist diese These eindeutig widerlegt, faktisch durch eindeutige Beweise. Trotzdem halten viele Wissenschaftler, Ärzte, Universitäten und auch die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« daran fest.

Ich möchte Sie auf ein Interview aufmerksam machen, das Sie mit ZEIT ONLINE 2016 geführt haben:

Julia Friedrichs und Thorsten Padberg vom Magazin ZEIT ONLINE haben in ihrem bemerkenswerten Beitrag »Depressionen: aus dem Schatten ans Licht« den Vorsitzenden der »Deutschen Depressionshilfe«, Professor Ulrich Hegerl interviewt, nachdem dieser beim größten deutschen Depressionskongress, im Gewandhaus Leipzig 2016, einen Fachvortrag zum Thema Depressionen gehalten hatte.

Ich zitiere aus dem Artikel:

Während des Vortrages sagte Professor Hegerl:

»Alles, was wir reden und tun, hat mit den Hirnfunktionen zu tun. So auch die Depressionen. Hormone im Gehirn«, sagt er, »können aus dem Gleichgewicht sein. Vom Serotonin haben Sie vielleicht gehört.« Die gute Nachricht sei, fügt er hinzu, dass es Medikamente gebe, die die Chemie im Gehirn wieder in Ordnung brächten »und nicht nur die Symptome beseitigen, sondern die Krankheit auch in ihrem Kern angehen.«

Im Interview mit den Autoren von ZEIT ONLINE, einen Tag nach seinem Vortrag, sagt Professor Hegerl:

»Es ist zunächst wohl trivial, dass im Gehirn etwas aus dem Gleichgewicht sein muss, wenn man keinen Appetit mehr hat, keine Freude mehr, nicht mehr schlafen kann […] Was stimmt, ist, dass man im Detail nicht verstanden hat, was eine Depression auslöst.«

ZEIT ONLINE: »Trotzdem ist überall zu lesen, es liege am Serotonin-Ungleichgewicht.«

Hegerl erwidert: »Ja, das wurde halt mal von irgendeinem etwas plakativ so erzählt, wohl um den Medien entgegenzukommen. Aber das haben wir nicht beweisen können.«

ZEIT ONLINE hakt nach: »Es steht in den Broschüren, die hier verteilt wurden, und auch in Ihrem Vortrag erwähnten Sie das!«

Hegerl: »Ich glaube nicht, dass ich das je behauptet habe.«

Die Autoren von ZEIT ONLINE kommentieren das so:

Er (Professor Hegerl) ist der Überzeugung, dass es Texte wie diesen besser nicht geben sollte. Als die Kirsch-Studie bekannt wurde, warnte er: »Die Berichterstattung wird die Betroffenen verunsichern. Und ich befürchte, dass sie einige Menschenleben kosten wird.« Er hatte Sorge, dass Menschen ihre Medikamente plötzlich absetzen. Was wirklich zu Problemen führen kann. Wenn überhaupt, sollte man sie nur unter ärztlicher Aufsicht ausschleichen. Aber darf man deshalb die Patienten im Nebel der Unwissenheit belassen?

Ich habe das nicht erfunden. Sie widersprechen sich in diesem Interview selbst. Sie sagen über die Serotoninthese »das haben wir nicht beweisen können«. Mir teilen Sie das Gegenteil mit. Tut mir leid, aber das passt nicht zusammen. Auch sprechen Sie von »wir«, was darauf hindeutet, dass Sie sich einer Gruppe zugehörig fühlen, die versucht, die Kirsch-Studie zu widerlegen (und ich frage mich, wieso? Wie gesagt, logisch ist das nicht möglich. Ich kann nur vermuten, dass es hier auch um persönliche Gründe geht. Da kommt ein renommierter Professor der Harvard University und widerspricht Ihren Publikationen, dass führt zu einem starken Gefühl der Dissonanz und einer Abwertung Ihres Selbstwertgefühls siehe Selbstwertproblematik, um das Gefühl der Dissonanz los zu werden und Ihr Selbstwertgefühl wieder aufzuwerten, müssen Sie die Studie von Kirsch abwerten und leugnen, damit Ihr Weltbild wieder in Ordnung ist). Auf der Website der »Deutschen Depressionshilfe« schreiben Sie unter dem Punkt »Medikamentöse Behandlung – wie wirken Antidepressiva im Gehirn« Folgendes:

Für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Depression werden u.a. die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin als wichtig angesehen. Antidepressiva beeinflussen die Wirkungsweise dieser Botenstoffe und könnten so entstandene Funktionsstörungen korrigieren.

Im Interview mit ZEIT ONLINE behaupten Sie, ich zitiere: »Ich glaube nicht, dass ich das je behauptet habe.«

Ich finde es bedenklich, ja gefährlich, das ein Experte wie Sie, sich weigert die Wahrheit über SSRI-Antidepressiva zu akzeptieren und die Serotoninthese weiter verbreitet und SSRI-Antidepressiva als wirksam und nicht abhängig machend bezeichnen. Auf der Website der »Deutschen Depressionshilfe« unter dem Punkt »Das Wichtigste zu Antidepressiva« schreiben Sie Folgendes:

Antidepressiva machen nicht süchtig

Damit verleugnen Sie das Leid von Tausenden von Betroffenen und deren Angehörigen. In dem Artikel von ZEIT ONLINE erfahren Sie auch, dass die staatliche britische Gesundheitsbehörde ihre Leitlinien auch wegen der Kirsch-Studie geändert hat. Antidepressiva sollen demnach nur noch bei schweren Depressionen angewendet werden. Bei leichten bis mittelschweren Depressionen wird die sehr erfolgreiche MBCT (Achtsamkeitsbasierte kognitive Verhaltenstherapie) der Oxford University nach Professor Mark Williams empfohlen. Tim Kendrall, der dafür zuständige Psychiater sagt in diesem Artikel, ich zitiere:

Diese Serotonin-Hypothese ist totaler Quatsch […] Ich habe mir die Daten angeguckt, und sie sind Müll. Die Serotonin-Hypothese hält keiner Prüfung stand. Wir wissen heute, dass die Idee, dass ein einzelner Botenstoff für Depressionen verantwortlich gemacht werden kann, eigentlich lächerlich ist.

Bevor Sie meine Publikation nicht vollständig gelesen haben und den Fachkongress nicht besucht haben, erscheint mir eine Diskussion mit Ihnen sinnlos. Mir scheint, dass Sie diese Antwort auf meine E-Mail sehr emotional geschrieben haben.

Was den Fachkongress angeht: Sicherlich wird ein(e) qualifizierte(r) Mitarbeiter(in) der »Deutschen Depressionshilfe« Zeit haben, daran teilzunehmen, es müssen ja nicht Sie persönlich sein. Das sollte auch in Ihrem Interesse sein. Der Vorsitzende der »Deutschen DepressionsLiga« nimmt schließlich auch daran teil.

Die Serotoninthese ist eine Lüge der Pharmaindustrie, es gibt bis heute keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis für diese These. Prof. Kirsch konnte allerdings eindeutig das Gegenteil beweisen.

Daher frage ich Sie: Wollen Sie weiter an diesem Irrtum festhalten? Aus Sturheit, aus Verblendung, aus Scham, so dumm, naiv und/oder gutgläubig gewesen zu sein, den Versprechungen der Pharmaindustrie zu glauben? Um Ihr eigenes Selbstwertgefühl nicht zu beschädigen? Es ist keine Schande zuzugeben, getäuscht worden zu sein. Die Pharmaindustrie hat Milliarden in das Marketing gesteckt, um ihre Lügen als Wahrheit zu präsentieren. Es ist auch keine Schande naiv und gutgläubig zu sein. Menschen machen Fehler und sind leicht zu beeinflussen, wenn man weiß wie. Ich unterstelle Ihnen und der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« auch keine Absicht oder Schuld, dass Sie diese Thesen verbreiten, Sie tun es auch im guten Glauben (wobei ich schon denke, dass auch die erwähnten persönlichen Gründe eine gewichtige Rolle spielen), um Betroffenen zu helfen. Und tatsächlich helfen diese Medikamente ja auch ganz vielen Menschen, nur leider eben nur über den Placeboeffekt, der bei über 80% liegt.

Die Kirsch-Studie ist eindeutig und nicht zu widerlegen.

Und das gilt leider auch für die Risiken, Nebenwirkungen, das hohe Abhängigkeitspotenzial und die erhöhte Suizidgefahr so wie die Tatsache, dass diese Medikamente feindselig, aggressiv und gewalttätig machen. Ich habe dies während meiner Absetzversuche von Paroxetin immer wieder erlebt und damit bin ich nicht allein.

Da stellt sich die Frage: Ist es zu verantworten, eine Medikamentengruppe zur Behandlung von Depressionen weiter zu empfehlen, deren Wirkung größtenteils auf dem Placeboeffekt beruht, die aber gleichzeitig so gravierende gesundheitsgefährdende Risiken und Nebenwirkungen haben? Können Sie als Arzt dies verantworten? Dazu passt ein treffendes Zitat eines römischen Rechtsgelehrten der Antike:

» Jeder Mensch kann irren, aber nur Dummköpfe verharren im Irrtum. «Marcus Tullius Cicero

Ich wiederhole es noch mal: Wenn die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« auch weiterhin als Interessenvertretung ALLER depressiver Menschen ernst genommen werden will, dann werden Sie zu diesem Thema Stellung beziehen müssen und davon Betroffene und deren leidvollen Absetzerfahrungen ernst nehmen müssen und nicht länger ausblenden können. Andernfalls vertreten Sie nicht die Interessen aller Menschen mit Depressionen, dann fühle ich mich von Ihnen nicht ernst genommen und ausgeschlossen, so wie alle davon Betroffenen. Spätestens nach dem Besuch des Fachkongresses, wenn Sie über das notwendige Wissen verfügen und ALLE Fakten kennen, hoffe ich im Namen aller Betroffenen, dass Sie dazu bereit sind.

Wenn Sie ein vollständiges Bild zu diesem Thema haben wollen, dann müssen Sie auch die wirtschaftliche und sozialpsychologische Seite mit einbeziehen, um zu verstehen, wie die Serotoninthese sich so sehr in die Köpfe von Ärzten, Wissenschaftlern und Universitäten gebrannt hat, dass sie jahrzehntelang als Beweis für die Wirksamkeit von SSRI-Antidepressiva diente. Bitte erinnern Sie sich an die Geschichte der Benzodiazepine. Diese galten auch lange Zeit als unbedenklich. Das Ergebnis dürfte Ihnen bekannt sein.

Heute haben wir mehr Medikamentenabhängige als Alkoholabhängige. Nun wiederholt sich diese Geschichte mit den SSRI-Antidepressiva.

Demnächst findet in Leipzig wieder die Patiententagung statt, auf der Sie vermutlich auch wieder sprechen werden. Bitte teilen Sie mir doch mit,

  • ob Sie dort die Kirsch-Studie vorstellen und erklären werden?
  • ob Sie die Statistik bzgl. des Abhängigkeitspotenzials der britischen staatlichen Arzneimittelaufsicht zeigen werden, bei der unter den ersten acht Psychopharmaka mit den meisten Meldungen über schwerwiegende Absetzerscheinungen, sich 5 SSRI-Antidepressiva befinden? 2002 wurden für das Antidepressivum Paroxetin über 1000 Yellow Cards bzgl. absetz- und abhängigkeitsbezogener Probleme gemeldet, im Vergleich dazu für das Benzodiazepin Lorazepam (Tavor), das nachweislich abhängig macht nur 38.
  • ob Sie die biologischen Funktionen von Serotonin erklären werden und was passiert, wenn zu wenig oder zu viel Serotonin im menschlichen Körper ist und das sich daraus die meisten Nebenwirkungen von SSRI-Antidepressiva ableiten lassen u. a. auch das Serotoninsyndrom?
  • ob Sie die Studien zum erhöhten Suizidrisiko durch die Einnahme oder das Absetzen von SSRI-Antidepressiva von Dr. David Healy vorstellen werden?
  • ob Sie den Dolin-Prozess erwähnen werden und auf die wohl schwerste und gefährlichste Nebenwirkung von SSRI-Antidepressiva, Akathisie, hinweisen werden?

Als Arzt wären Sie dazu verpflichtet: Verschreiben Ärzte Medikamente, müssen sie auf Risiken und Nebenwirkungen hinweisen. Diese Pflicht haben sie auch, wenn bereits der Beipackzettel des Präparats vor den Risiken warnt. Dies hat der BGH (Bundesgerichtshof) in einem Urteil (Az. VI ZR 289/03) entschieden.

Ich möchte Sie bitten meine Publikation vorher zu lesen und dann möchte ich Sie bitten noch drei Beiträge meines Blogs zu lesen, ich halte dies für sehr wichtig.

Der erste Beitrag ist über meine Anfrage an die »Deutsche DepressionsLiga« und lässt sich auf die »Deutsche Depressionshilfe« übertragen.

Die beiden anderen Beiträge sind über die Selbstwertproblematik. Der erste ist von Dr. Russ Harris über die sehr erfolgreiche Akzeptanz- und Commitment-Therapie nach Stephen Hayes. Der zweite Beitrag ist von Prof. Kristin Neff, die über die Selbstwertproblematik und das Selbstmitgefühl forscht.

Ich halte diese beiden Beiträge für Sie persönlich als essenziell, ich denke, dass Sie das betrifft (wie übrigens die meisten Menschen) und wenn Sie das erkennen, dann hoffe ich, dass Sie nicht länger an Ihrem Irrtum festhalten, im Namen aller Betroffenen, die gerade um ihr Leben kämpfen, so wie ich auch, weil sie SSRI-Antidepressiva einnehmen oder versuchen abzusetzen und weil schon Tausende deswegen sinnlos gestorben sind.

Akathisie ist meist der Hauptgrund dafür, dass sich Menschen das Leben nehmen oder gewalttätig werden. Im Zuge des »Dolin-Prozesses« sind viele Fakten ans Licht gekommen u. a., dass der Hersteller von Paxil/Paroxetin (welches Stewart Dolin eingenommen hat, worauf er Suizid beging) GlaxoSmith&Kline bei den Zulassungsstudien für die FDA, der amerikanischen Arzneimittelbehörde, die für die Zulassung neuer Medikamente zuständig ist, die Tatsache verschwiegen hatte, dass es während der Studie zu mehreren Suiziden und Suizidversuchen kam. Das Medikament wäre sonst niemals zugelassen worden und aus heutiger Sicht muss man sagen, dass dies tausenden von Menschen das Leben gerettet hätte.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=x86aCDtvbT0 | Sprache: Englisch | Länge: 1:46 Minuten.

Sie haben recht, wenn Sie befürchten, dass es Menschenleben kostet, allerdings nicht, weil Menschen keine SSRI-Antidepressiva einnehmen, sondern weil sie SSRI-Antidepressiva einnehmen und ich kann Ihre Befürchtungen verstehen, dass wenn Sie diese Fakten mitteilen, viele Patienten Ihre SSRI-Antidepressiva absetzen wollen. Ich warne auf meiner Website davor dies zu tun, ohne einen qualifizierten Arzt zu konsultieren. Für Patienten, bei denen die Medikamente wirken und die Nebenwirkungen nur leicht sind, gibt es keinen Anlass, diese abzusetzen und ich plädiere, wie auch Professor Kirsch, diese Medikamente bei schweren Depressionen anzuwenden, da sie dort tatsächlich signifikant besser wirken als ein Placebo, allerdings auch nicht bei jedem (höchstens 20-30 %).

Anders sieht es bei Patienten aus, bei denen diese Medikamente nicht wirken, denen es mit diesen Medikamenten noch schlechter geht als zuvor, ohne zu wissen, dass die Medikamente, die sie einnehmen und von denen sie sich eine Besserung ihres Gesundheitszustandes erhofften, die Ursache dafür sind.

Finden Sie es richtig, diese Personen in dem Irrglauben zu lassen und können Sie es verantworten, was geschieht, wenn Patienten diese Medikamente langfristig einnehmen?

Man kann diese Medikamente ohne Probleme absetzen, wenn man sie nicht länger als ein halbes Jahr eingenommen hat und nach einem halben Jahr lässt sich auch beurteilen, ob sie wirken oder nicht. Je länger man sie allerdings einnimmt, umso schwieriger wird es, sie wieder abzusetzen, bis es gar nicht mehr geht. Ich sehe Ärzte in der Pflicht Patienten vor einer Behandlung mit SSRI-Antidepressiva über deren Risiken und Nebenwirkungen, dem hohen Abhängigkeitspotenzial, dem erhöhten Suizidrisiko und den möglichen aggressiven und gewalttätig machenden Verhaltensweisen aufzuklären, damit diese selbst entscheiden können, ob sie sich auf eine solche Behandlung einlassen wollen.

Die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« zeigt ein einseitiges Bild über SSRI-Antidepressiva, wenn Sie deren Risiken und Nebenwirkungen verschweigt.

Hier die drei Beiträge:

Die Deutsche DepressionsLiga e.V. verharmlost in Ihrer aktuellen Broschüre SSRI-Antidepressiva

Die Suche nach Selbstwert

Warum Sie Ihr Selbstwertgefühl loslassen sollten

Was Ihre Publikationen und die Publikationen, auf die Sie sich beziehen angeht, so verweise ich hier auf den Beitrag von Dr. Peter Ansari:

Grußworte an die Teilnehmer des Patientenkongresses

Das alles, was ich Ihnen geschrieben habe, finden Sie mit Quellenangaben und Links auf meiner Website.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch sagen, dass mich dies alles sehr viel Kraft kostet, da ich erneut versuche, Paroxetin abzusetzen, da die Nebenwirkungen (kein Sexualleben durch Impotenz und dadurch bedingte Einsamkeit, Magen-Darm-Krämpfe, Albträume und Suizidgedanken und weitere) mir seit 2009 mein Leben stehlen, wie es Katinka Blackford Newman in ihrem Buch »The Pill that steals lives« so treffend formuliert.

Ich möchte mein Leben zurückhaben und ich lebe mit der Angst, dass ich das nicht überleben werde. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, was dies bedeutet, wie sich das anfühlt und wie es das Leben meiner Familie belastet. Ich habe alle meine Freunde verloren, durch mein aggressives, feindseliges, verbittertes und hasserfülltes Verhalten während der Absetzversuche. Daher widme ich mein Leben diesem Thema, obwohl es mich unendlich viel Kraft kostet, Kraft, die ich eigentlich gar nicht mehr habe. Es ist mir wichtig, dass anderen Patienten nicht Ähnliches widerfährt, wie mir.

Das ist meine Motivation damit fortzufahren. Gerade habe ich noch mal den Film über Edward Snowden gesehen, der für mich ein Held ist, weil er sich einer Sache gewidmet hat, die größer ist, als er selbst, mit allen ihm bewussten Konsequenzen, sah er es als seine Pflicht an, die Welt über die Praktiken der NSA und CIA zu informieren. Ich sehe es aufgrund meiner Erfahrungen, als meine Pflicht an, Menschen über dieses Thema aufzuklären. Ich kann mir nur wiederholen, eigentlich wäre dies die Aufgabe der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und Aufgabe aller Selbsthilfe-Organisationen für Depressive.

Die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« könnte mit gutem Beispiel vorangehen und auf Ihrem Patientenkongress, auf Vorträgen, in Interviews mit Print- und TV-Medien, auf Ihrer Website und in den sozialen Netzwerken viel mehr Menschen erreichen und aufklären, als ich mit meinem Blog.

Für mich gilt das Leitmotiv: wenn ich nur einen Menschen damit erreiche und eine positive Veränderung bewirke, dann habe ich mehr erreicht, als ich je erwarten konnte. Warum sollen nicht Sie dieser Mensch sein, der über den entsprechenden Einfluss verfügt? Ich bin Buddhist und als solcher weiß ich, dass alles, was wir tun oder nicht tun Konsequenzen hat. Und vielleicht mag ich bei Ihnen nicht unmittelbar etwas bewirken, aber ohne Wirkung wird es auch nicht bleiben und Sie selbst können darüber entscheiden, ob Sie weiter an Ihrem Irrtum festhalten wollen oder nicht.

Buddha sagte seinen Schülern: »Ich kann euch den Weg zeigen, gehen müsst Ihr in aber selbst«. Wenn Sie wollen, können Sie mir jetzt das Leben noch schwerer machen, indem Sie mit Wut, Ärger und Verachtung reagieren, mir mit rechtlichen Konsequenzen drohen oder Vieles mehr. Ich dagegen möchte viel lieber die guten Keime in Ihnen nähren und schließe Sie in meine tägliche »Meditation der liebenden Güte« mit ein, denn

» Das Herz gleicht einem Garten. Es kann Mitgefühl Oder Angst, Groll oder Liebe wachsen lassen. Was für Keimlinge willst du darin anpflanzen? «Jack Kornfield

Der Buddhismus kennt aber auch das »scharfe Schwert des Mitgefühls«, das bedeutet, dass ich verstehe, warum Sie tun, was Sie tun und ich fühle mit Ihnen, weil Sie offensichtlich verblendet sind, ich heiße allerdings das, was Sie tun nicht gut, weil es falsch ist und Leid über Menschen bringt (deshalb der Ausdruck »scharfes Schwert des Mitgefühls«). Ich bin sicher, der Druck auf Sie wird weiter zunehmen und irgendwann werden Sie diesem nachgeben müssen, denn die Ära der Antidepressiva endet. In Deutschland braucht alles stets etwas länger, als anderswo. Hier zitiere ich Abraham Lincoln:

» Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen. «Abraham Lincoln

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Am 24.08.2017 um 14:56 schrieb Ulrich Hegerl:

Sehr geehrter Herr Hüfner,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, auch die Schilderung Ihrer eigenen, sehr leidvollen Erfahrungen. Es tut mir leid, dies zu hören.

Bezüglich der generellen Einschätzung der Bedeutung der Antidepressiva komme ich jedoch zu den meisten Punkten zu einer anderen Sicht und ich fürchte, dass wir hier nicht zusammenfinden werden. Gleicher Meinung bin ich allerdings bezüglicher der simplifizierenden Serotoninhypothese, die ich auch an keiner Stelle vertrete. Die von mir verfolgte Hypothese zur Entstehung der Depression finden Sie in der Publikation im Anhang. Serotonin spielt da keine große Rolle, wie Sie sehen werden. Trotzdem bleibt ja die Aussage richtig, dass die meisten Antidepressiva die serotonerge Neurotransmission beeinflussen und Serotonin damit vermutlich am Krankheitsprozess irgendwie beteiligt ist, so wie viele andere Botenstoffe. Ich habe viele Male in Vorträgen und Interviews die Serotoninhypothese kritisiert, sodass ich wirklich nicht weiß, was Sie mir hier vorwerfen wollen. Die Autoren der Zeit haben mir, etwas böswillig, wie ich finde, die Verantwortung für eine Broschüre gegeben, die gar nicht von mir sondern von der Deutschen Depressionsliga (Mitveranstalter des Patientenkongresses) verfasst wurde, und für deren genauen Inhalt ich nicht verantwortlich bin. Sie werden die Serotonindefizithypothese in keiner der von mir verfassten Materialien finden und ich habe diese auch nie mündlich vertreten. Hier rennen Sie bei mir offene Türen ein.

Ich würde Sie noch mal bitten, sich die Argumente in den mitgeschickten Publikationen, z. B. die in J Affect Dis, genau anzusehen, um dann selbst zu entscheiden, ob Sie immer noch der Meinung sind, dass man aus RCTs auf die tatsächliche Wirksamkeit von Antidepressiva rückschließen kann, wie Kirsch und auch manche Kollegen das leider machen. Sie sollten sich nicht nur mit Personen und Informationen umgeben, die Ihre momentane Überzeugung stützt, sondern auch die vielen anderen konträren Evidenzen zur Kenntnis nehmen. Interessenskonflikte gibt es übrigens überall.

Ich möchte Ihnen noch mal gerne anbieten, dass wir uns zu dem Thema bei einer Tasse Kaffee unterhalten, da ich Ihr sehr großes Engagement deutlich geworden ist. Manchmal muss man aber auch einfach akzeptieren, dass Menschen am Ende zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Hegerl

Die von Professor Dr. Hegel angesprochene Publikation als PDF-Dokument zum Download und lesen.

No 538-2014-Hegerl-Hensch

Am 24.08.2017 um 23:16 schrieb Markus Hüfner:

Sehr geehrter Herr Hegerl,

gibt es das, was Sie da anführen auch in Deutsch und in verständlicher Art, sodass ich das verstehen kann? Vielleicht geben Sie mir eine kurze verständliche Zusammenfassung auf Deutsch. Sie glauben ja gar nicht, wie lange ich mich schon mit diesem Thema beschäftige und mich mit allen Argumenten für und gegen die Serotoninthese auseinandergesetzt habe. Keine ist so fundiert und überzeugend, wie die von Kirsch.

Kirsch hatte Zugang zu allen jemals angefertigten Studien, auch denen der Pharmaindustrie, die diese nicht veröffentlicht haben, aus gutem Grund, sie zeigten nämlich, dass ihr Präparat keinerlei antidepressive Wirkung hatte. Ich habe mich auch mit sämtlichen Prozessen gegen Pharmahersteller auseinandergesetzt, vor allem mit denen gegen GlaxoSmith&Kline und gerade aktuell mit dem »Dolin-Prozess«.

Bitte sagen Sie mir, ob Sie mal abgesehen davon, ob diese Medikamente wirken oder nicht, auch deren lebensbedrohlichen Nebenwirkungen, wie die, die die FDA festgestellt hat anzweifeln oder leugnen? Wenn ein Medikament diese Nebenwirkungen hat, ist es dann zu verantworten, es weiter auf dem Markt zu lassen und es zu verschreiben?

Hängen wir uns nicht zu sehr an der Serotoninthese auf, auch wenn es für mich, wie viele Andere an der Kirsch-Studie keine Zweifel gibt.

  • Was ist mit dem Abhängigkeitspotenzial?
  • Mit der Akathisie?
  • Warum hat Großbritannien seine Leitlinien geändert?
  • Warum gibt es so viele Prozesse gegen diese Pharmahersteller, die alle mit einem Vergleich geschlossen werden?

Ich werfe der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« vor, dass sie das alles nicht auf ihrer Website erwähnt oder beim Patientenkongress sagt, denn es gehört zur Wahrheit über diese Medikamente dazu.

Der Kernpunkt ist doch der: wie diese Medikamente nun wirken, ob über den Placeboeffekt oder anders, wäre egal, Hauptsache sie wirken. Dann würde ich sagen: »in Ordnung, kein Problem«. Wenn aber feststeht und das kann selbst die Industrie nicht mehr leugnen, weil sie mit einem Prozess nach dem anderen konfrontiert wird, dass diese Medikamente abhängig machen können, das Suizidrisiko stark erhöhen und zu gewalttätigen Verhaltensweisen führen können, dann ist es nicht mehr egal, wie sie wirken. Dann gefährden sie Menschenleben und dürfen nicht länger verschrieben werden.

Wie viele Tote sind vertretbar, wie viel Leid ist vertretbar? Ich möchte, dass die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« mich und alle davon Betroffenen ernst nimmt, dass unsere Stimme gehört wird, auf dem Patientenkongress, in Ihren Vorträgen, auf der Website der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe«. Wäre ich dazu in der Lage, würde ich diese Stimme auf dem diesjährigen Patientenkongress sein. Ich möchte, dass unser Leid, unser Schmerz nicht ignoriert wird, ich möchte, dass es gesehen wird. Es ist doch nicht Ihre Schuld oder die Schuld der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe«, dass die Pharmaindustrie da über Leichen geht, um eines der erfolgreichsten Geschäftsmodelle aller Zeiten am Laufen zu halten. Bitte schicken Sie jemanden von Ihrem Team zu dem Fachkongress, würden Sie mir und allen Betroffenen diesen Gefallen tun? Wir wären Ihnen sehr dankbar. Wenn es um Menschenleben geht, dann sollte es keine Interessenkonflikte geben, damit macht man Betroffene zu Gegenständen. Dieses Medikament hat mir alles genommen, was ich hatte. […] Ich habe viele Betroffene kennengelernt über das ADFD und ihren Schmerz und Ihr Leid gesehen.

Bitte vergessen Sie uns nicht, Herr Hegerl. Wir wollen ernst genommen werden, wir wollen gehört werden, wir wollen, dass man uns glaubt und Hilfe anbietet.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Am 25.08.2017 um 14:21 schrieb Ulrich Hegerl:

Sehr geehrter Herr Hüfner,

leider sind die meisten Artikel auf Englisch. Ich habe die Zitate von zwei Publikationen angefügt, die sich auch mit der Thematik Depression und Antidepressiva beschäftigen. Ich werde Frau Krause bitten, Ihnen diese als PDF zukommen zu lassen. .

HEGERL U, HENSCH T, HIMMERICH H (2010): Vigilanzregulationsstörungen als pathogenetischer Faktor bei ADHS und Manie. Neuro aktuell 4: 33-35.
MERGL R, SCHÖNKNECHT P, ALLGAIER AK, HENKEL V, HEGERL U (2011): Psychopharmako- und Psychotherapie bei Patienten mit minorer Depression. Sind die Effekte klinisch bedeutsam? Nervenheilkunde 30: 902-907.

Schade, dass Sie nicht zum Patientenkongress kommen können. Aber mein Angebot, dass Sie gerne mal zu einem Gespräch vorbeikommen können, steht.

Meine Antworten auf Ihr Schreiben können Sie gerne auf Ihrer Seite bringen, aber bitte nur, wenn auch die jeweiligen, von mir angehängten Publikationen mit angehängt werden, da hier ja die Argumente zu finden sind.

Ich wünsche Ihnen wirklich sehr, lieber Herr Hüfner, dass Sie einen Weg aus Ihren gesundheitlichen Problemen finden,

mit freundlichen Grüßen

Ulrich Hegerl

Am 26.08.2017 um 01:22 schrieb Markus Hüfner:

Sehr geehrter Herr Hegerl,

vielen Dank für Ihre Anteilnahme. Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie jemanden von Ihrem Team zum Fachkongress nach Herford schicken werden. Da ich bereit bin, mir Ihre Arbeiten anzusehen, wäre es nur fair, wenn Sie sich die anderen Fakten anhören würden. Ansonsten müsste ich Ihnen das vorwerfen, was Sie mir vorgeworfen haben, sich einseitig zu informieren. Sie schrieben mir:

Sie sollten sich nicht nur mit Personen und Informationen umgeben, die Ihre momentane Überzeugung stützt, sondern auch die vielen anderen konträren Evidenzen zur Kenntnis nehmen.

Ich hätte daher gerne eine klare Aussage von Ihnen, ob eine Kollegin, ein Kollege von der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« an dem Fachkongress teilnimmt oder nicht und da die Anmeldefrist bis 07.09.2017 gilt, sollten Sie Ihre Entscheidung recht bald treffen. Herr Voigt, der neue Vorsitzende der »Deutschen DepressionsLiga«, mit der Sie zusammen den Patientenkongress veranstalten, hat mir seine Zusage per E-Mail bestätigt und ich habe dies auch auf meinem Blog als erfreulich mitgeteilt. Meine Leser dürfte es interessieren, ob auch die »Deutsche Depressionshilfe« an dem Fachkongress teilnimmt. Ebenso, ob Sie beabsichtigen mein Anliegen, dass auch die Stimme derjenigen, die schlimme Erfahrungen mit Antidepressiva gemacht haben, gehört werden wird. Wie gesagt, wenn ich dazu in der Lage wäre, würde ich Ihnen dort die entsprechenden Fragen stellen, leider geht das nun nicht. Vielleicht können die neu gewonnenen Erkenntnisse des Fachkongresses ja dazu beitragen, dass Sie bzw. die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« in manchen Punkten Ihre Meinung ändern bzw. bisher von Ihnen getroffene Aussagen kritisch überprüfen und gegebenenfalls ändern werden.

Ich muss leider noch mal auf Ihr Statement zurückkommen, dass Sie die Serotoninthese an keiner Stelle in von Ihnen veröffentlichten Publikationen vertreten. Auf der Website der »Deutschen Depressionshilfe« steht unter dem Punkt »Medikamentöse Behandlung – Wie wirken Antidepressiva« Folgendes:

Für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Depression werden u.a. die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin als wichtig angesehen. Antidepressiva beeinflussen die Wirkungsweise dieser Botenstoffe und könnten so entstandene Funktionsstörungen korrigieren.

Daher frage ich Sie, ob Sie auch für die Inhalte der Website der »Deutschen Depressionshilfe« verantwortlich sind? Dann würde ich mir wünschen, dass Sie dies deutlicher und verständlicher schreiben, so wie Sie es mir in Ihrer E-Mail mitgeteilt haben:

Gleicher Meinung bin ich allerdings bezüglicher der simplifizierenden Serotoninhypothese, die ich auch an keiner Stelle vertrete. […] Trotzdem bleibt ja die Aussage richtig, dass die meisten Antidepressiva die serotonerge Neurotransmission beeinflussen und Serotonin damit vermutlich am Krankheitsprozess irgendwie beteiligt ist, so wie viele andere Botenstoffe.

Den Flyer finden Sie noch mal im Anhang. An Ihrer Stelle wäre ich zumindest neugierig, zu welchen Ergebnissen die von der Charité Berlin geleitete Antidepressiva-Absetzstudie von Professor Walter kommt. Und spannend dürfte auch der Vortrag von Dr. Healy zur Suizidalität durch SSRIs sein. Was kann es Schaden sich das mal anzuhören, so unvoreingenommen wie möglich. Ich würde mir wünschen, dass beide Seiten im Interesse aller Menschen mit Depressionen sich annähern. Was bringt es denn, sich gegenseitig zu verleugnen. Das folgende Zitat ist aus dem Film »Verleugnung«, von dem ich Ihnen erzählt habe:

Aus welchen Gründen auch immer Menschen zu Leugnern werden, bei genauerem Hinsehen ist festzustellen, dass Sie mit etwas nicht zufrieden sind. Ihr Leugnen ist somit der Schlüssel zu einer Tür, die Sie woanders hinführen soll.

Das sagt die Historikerin Deborah Lipstadt über David Irving. Woanders ist hier natürlich dorthin, wo Sie zufrieden sind, egal, ob das nun die Wahrheit ist oder nicht.

Bitte schauen Sie sich auch mal diesen genialen Satirebeitrag von Frank Markus Barwasser alias Erwin Pelzig über die Wahrheit und den Unterschied zwischen Lügner und Verlogenen an. Und bitte nehmen Sie das jetzt nicht persönlich, ich möchte nur Denkanstöße geben, denn wir handeln nun mal meist aus emotionalen und nicht logischen Gründen.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Nachfolgend die von Herrn Professor Dr. Hegerl angesprochenen Publikationen als PDF-Dokumente zum Download und lesen.

No 472-2011
No 422-2010

Am 27.08.2017 um 10:28 schrieb Ulrich Hegerl:

Sehr geehrter Herr Hüfner,

die Literatur kenne ich einigermaßen (Kirsch, Fournier, Healy), mit Herrn Müller-Oerlinghausen habe ich viele Jahre freundschaftlich zusammengearbeitet, Herrn Healy hatte ich selbst zu einem Symposium (ich glaube es war DGPPN Kongress) eingeladen und dort mit ihm diskutiert, die Studie von Herrn Walter in der Charite wird sogar von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hinsichtlich eines Teilaspektes, Absetzeffekte auf das EEG betreffend, finanziert. Mir sind die Argumente bekannt.

Leider muß ich nun wieder meiner durch den Kongress liegengebliebenen Arbeit nachgehen und werde unsere schriftliche Korrespondenz nicht weiterführen. Das Angebot für ein persönliches Gespräch bleibt aber bestehen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Hegerl

Mein Kommentar zum Schreiben von Herrn Hegerl:

Sehr geehrter Herr Hegerl,

das ist ein Schlag in das Gesicht aller davon Betroffenen. Daher werde ich auf Ihr Angebot für ein persönliches Gespräch mit Ihnen verzichten, denn Sie zeigen mir mit Ihrer Weigerung eine(n) qualifizierte(n) Mitarbeiter(in) der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« zu diesem Fachkongress zu schicken eindeutig, dass Sie an einer anderen Meinung, an den dort vorgetragenen Fakten, keinerlei Interesse haben, und bleiben für mich damit leider eine unbelehrbare Person.

Ich bin Ihnen entgegengekommen und habe Ihre Publikationen in meinem Beitrag, wie von Ihnen gewünscht veröffentlicht. Ich denke, es ist nicht zu viel erwartet, ein ebensolches Entgegenkommen mir, stellvertretend für alle davon Betroffenen, zu zeigen. Sie würden damit ein Zeichen setzen, das Sie uns und unser Anliegen ernst nehmen, so wie es Herr Thomas Voigt von der »Deutschen DepressionsLiga e. V.« ebenfalls tut. Das ist sehr enttäuschend. Ich denke, es wäre kein Problem jemand Qualifiziertes dort hinzuschicken und die Gebühren von 40 Euro für diese Tagesveranstaltung sind sicherlich entbehrlich.

Die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« finanziert die Studie der Charité mit, interessiert sich aber nicht für deren Ergebnisse? Wie soll ich das verstehen? Was soll ich also meinen Lesern sagen, wenn Sie keinerlei Entgegenkommen zeigen? Wie kann ich die Arbeiten der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und Sie persönlich dann noch ernst nehmen, mit dem, was Sie schreiben und sagen und auf der anderen Seite tun bzw. nicht tun.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie es nicht irgendwann bereuen werden, an Ihren Irrtümern festgehalten zu haben, so wie Leon Eisenberg, der kurz vor seinem Tod dem Medizinjournalisten Jörg Blech ein Interview gab und sagte ADHS ist ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung, er glaube nicht mehr an ADHS, obwohl er 40 Jahre dazu geforscht hatte und dadurch die Diagnosen an ADHS erkrankten Kindern in die Höhe trieb. Aber das sehen Sie mit Sicherheit auch ganz anders. Bitte beschäftigen Sie sich noch mal mit dem Selbstwertgefühl und der kognitiven Dissonanz. Ich habe keinerlei Interesse mehr, mit Ihnen zu kommunizieren und kann die »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« daher nicht länger als Selbsthilfe-Organisation für ALLE Menschen mit Depressionen empfehlen. Vermutlich werden Sie mir jetzt die Veröffentlichungen Ihrer Stellungnahmen, die Sie mir zuvor erlaubt hatten, entziehen. Ich hoffe, da irre ich mich.

Dies werde ich als Kommentar zu Ihrem Schreiben vom 27.08.2017 veröffentlichen.

Mit freundlichem Gruß

Markus Hüfner

Auch in Ihrer Broschüre »Depression Ein Ratgeber Hilfe und Information zum Umgang mit der Erkrankung«, herausgegeben von der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und »Deutsches Bündnis gegen Depression e. V.« steht auf Seite 27:

Antidepressiva sind Medikamente, die zur Behandlung von Depressionen zugelassen sind. Sie machen nicht abhängig

Darauf erhielt ich keine Antwort mehr. Auch spätere Versuche einen Dialog zwischen der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« und uns Betroffenen aufzunehmen, um eine Brücke zu bauen, wurden von der »Stiftung Deutsche Depressionshilfe« ignoriert:

Brücken bauen statt Gräben ziehen – Offener Brief an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Aloha

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